Auf dem Meeresgrund

Er war einer der letzten großen Forschungsreisenden: Der Tiefseepionier Jaques Piccard ist am Wochenende im Alter von 86 Jahren verstorben. Er erforschte die tiefste Stelle des Pazifiks
von  Abendzeitung
Posiert stolz mit seinem Tauchboot "Mescoscaphe": Jacques Piccard.
Posiert stolz mit seinem Tauchboot "Mescoscaphe": Jacques Piccard. © dpa

GENF - Er war einer der letzten großen Forschungsreisenden: Der Tiefseepionier Jaques Piccard ist am Wochenende im Alter von 86 Jahren verstorben. Er erforschte die tiefste Stelle des Pazifiks

Der Tiefseepionier Jacques Piccard ist tot. Der Schweizer Forscher starb am Samstag im Alter von 86 Jahren in seinem Haus am Genfer See, wie über „Solar Impulse“, die Firma seines Sohnes Bertrand Piccard, bekannt wurde. Berühmt wurde Jaques Piccard spätestens im Jahre 1960, als er tiefer tauchte als je ein anderer Mensch: zum Grund des Marianengrabens im Pazifik, der tiefsten Stelle der Erde.

Jacques Piccard ist einer der letzten großen Forschungsreisenden des 20. Jahrhunderts gewesen. Der am 28. Juli 1922 in Brüssel geborene Piccard hatte den Pioniergeist seines Vaters geerbt, des berühmten Physikers Auguste Piccard, der als Erster mit einem Heißluftballon in die Stratosphäre aufstieg. Damals war der Sohn neun Jahre alt.

Den Nachwuchs zog es schließlich in die andere Richtung: Er erforschte die Tiefsee. Am 23. Januar 1960 tauchte er mit seinem amerikanischen Kollegen Don Walsh im U-Boot „Trieste“ zum tiefsten Punkt der Erde, rund 11000 Meter unter dem Meeresspiegel. Als die Aquanauten sich am Morgen in den engen Schacht des Tauchbootes zwangen, wussten sie nicht, ob sie wieder lebend nach oben gelangen würden.

"Prasselnde Laute, als brate man Speck"

Viereinhalb Stunden dauerte der Abstieg. Piccard hörte "eigentümliche prasselnde Laute, so als brate man Speck" – Folge des enormen Drucks. Als die Trieste auf dem Meeresgrund aufsetzte, lastete eine 40 Millionen Tonnen schwere Wassersäule auf dem Tauchboot.

Piccards Nachweis, dass auch in dieser Tiefe noch Leben existiert, trug dazu bei, die Versenkung nuklearer Abfälle in die Meeresgräben zu verbieten. Mit seinem Interesse für Umweltfragen ist er seiner Zeit voraus gewesen.

Angetrieben von seiner Leidenschaft für die Wissenschaft und den Schutz der Meere erforschte Piccard 1969 den Golfstrom und legte so 3000 Kilometer unter Wasser zurück. Er konstruierte einige Tauchgeräte, darunter das erste touristische U-Boot, das anlässlich der Schweizer Landesausstellung 1964 im Genfer See zum Einsatz kam und in dieser Zeit 33000 Passagiere transportierte.

Letzter Tauchgang mit 82

Auch Jacques Piccards Sohn Bertrand ist von Pioniergeist beseelt: er ist, wie sein Großvater, Ballonfahrer. Als Erster schaffte er eine Weltumrundung in einem Heißluftballon und will jetzt im Rahmen des Projekts „Solar Impulse“ mit einem Solarflugzeug um die Erde fliegen. Sein Vater habe ihm Vertrauen im Angesicht des Unbekannten eingeflößt, erklärte Bertrand.

Ihm und seinen Geschwistern habe er vieles mitgegeben: Neugier, ein Misstrauen gegenüber Dogmen, den Glauben an den freien Willen und die Überzeugung, dass "Träume durch Hartnäckigkeit wahr werden können". Seinen letzten Tauchgang absolvierte Jaques Piccard im Alter von 82 Jahren.

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