Arche-Gründer: "Kinder und Jugendliche fühlen sich oft unsichtbar"

Kinder fühlen sich politisch machtlos und oft unsichtbar. Eine neue Studie und ein Kunstprojekt der Arche zeigen, wie ernst die Lage ist. "Ich finde, das ist ein Alarmsignal, das wir Erwachsenen uns nicht länger schönreden dürfen", warnt Arche-Gründer Bernd Siggelkow.
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Unter dem Titel "Zeich(n)en für Fairness" haben Kinder und Jugendliche ihre Sicht auf Gerechtigkeit künstlerisch zum Ausdruck gebracht.
Unter dem Titel "Zeich(n)en für Fairness" haben Kinder und Jugendliche ihre Sicht auf Gerechtigkeit künstlerisch zum Ausdruck gebracht. © Bepanthen-Kinderförderung

"Die Arche" zählt heute - 30 Jahre nach ihrer Gründung - zu den zentralen Stimmen, wenn es um Kinderarmut in Deutschland geht. Was 1995 in Berlin-Hellersdorf als Initiative des evangelischen Pastors Bernd Siggelkow (61) entstand, sollte ursprünglich eine Lücke schließen, die staatliche Angebote nicht mehr abdeckten. Angesichts steigender Lebenshaltungskosten, wachsender sozialer Ungleichheit und Diskussionen um Haushaltskürzungen im Sozialbereich wirkt der Ansatz aktueller denn je.

Alarmierende Studienergebnisse

Seit 2008 untersucht die Universität Bielefeld im Rahmen von Sozialstudien im zweijährlichen Rhythmus gemeinsam mit der Bepanthen-Kinderförderung und der Arche-Kinderstiftung regelmäßig die Lebensrealität junger Menschen, um aktuelle Problemfelder zu identifizieren. Neben dem aktuellen Fokus auf sozialer Gerechtigkeit, wurden in den vorangegangenen Jahren etwa Themen wie Achtsamkeit, Gewalt, Kinderarmut, Gemeinschaftssinn oder Vertrauen behandelt. Die gewonnenen Erkenntnisse fließen direkt in die praktische Arbeit von Arche und Kinderförderung ein, indem daraus Förderprogramme für Kinder und Jugendliche entwickelt werden.

Die jüngste Sozialstudie zum Thema Gerechtigkeit zeichnet ein alarmierendes Bild: "Über 75 Prozent der Jugendlichen glauben, politisch keinerlei Einfluss zu haben. Jeder Zweite bezweifelt sogar, dass die Politik ihre Probleme überhaupt lösen will", fasst Bernd Siggelkow zusammen. Für ihn ist das ein deutliches Warnsignal: Wer Kindern nicht zuhöre und ihre Sorgen ignoriere, gefährde ihre Zukunftsaussichten und damit auch die gesellschaftliche Entwicklung.

Ende Oktober bekamen Kinder und Jugendliche aus Archen in ganz Deutschland die Gelegenheit, ihre Sicht auf Gerechtigkeit künstlerisch auszudrücken. Die Vernissage in der Arche Hamburg-Billstedt präsentierte Gemälde, Skulpturen und Collagen aus elf Arche-Standorten. "Kleine und große Kunstwerke, die zeigen, wie tiefgründig Kinder über Fairness, Chancen und Ungleichheit nachdenken", so Siggelkow.

Ein Hilferuf zwischen Farben und Formen

Für ihn hat das Projekt weit mehr als kulturelle Bedeutung. "Kinder und Jugendliche fühlen sich oft unsichtbar" - diese Aussage versteht er nicht als beiläufige Beobachtung, sondern als Hilferuf. Wer die Werke betrachtet, erkennt schnell Themen wie Ungleichbehandlung, Überforderung und fehlende Mitbestimmung. Studien zu zitieren, sei einfach, erklärt Siggelkow. Entscheidend sei jedoch, Strukturen zu verändern, die junge Menschen ohnmächtig zurücklassen - in Schulen, Familien und sozialen Einrichtungen.

Sein Fazit: "Gerechtigkeit entsteht nicht in der Theorie, sondern im Alltag. Es reicht nicht, jungen Menschen eine Stimme anzubieten. Wir müssen lernen, ihnen auch wirklich zuzuhören und praktische Konsequenzen daraus zu ziehen." In einer Zeit, in der die Politik über Einsparungen im Kinder- und Jugendbereich diskutiert und die Zahl armutsgefährdeter Kinder steigt, benennt die Arche konsequent derartige Problemfelder und sieht sich als Ort unmittelbarer Unterstützung. Zusammen mit der Bepanthen-Kinderförderung will sie Kindern und Jugendlichen eine Stimme geben und diese in der Mitte der Gesellschaft etablieren.

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