Amoklauf von Winnenden: Tims Vater half beim Munitionskauf
Neue Enthüllungen über die Schreckens-Tat von Winnenden. Der 17-Jährige war angeblich in der Albertville-Realschule gemobbt worden. Außerdem gab es eine peinliche Polizei-Panne
WINNENDEN Ein halbes Jahr nach dem Amoklauf von Winnenden werden immer unfassbarere Details bekannt. So hat Attentäter Tim K. († 17) die Munition, mit der er 15 Menschen und schließlich sich selbst erschoss, mit Hilfe seines Vaters gekauft. Dies geht laut „Spiegel“ aus den polizeilichen Ermittlungsakten hervor.
Danach hatte der Schüler sieben Wochen vor seinem Amoklauf zunächst versucht, 1000 Schuss Munition zu erwerben. Als ihm dies verwehrt wurde, erschien Tim K. kurze Zeit später mit seinem Vater in dem Geschäft und kaufte die Munition.
Der Schüler habe gezahlt und erklärt, die Patronen seien ein nachträgliches Geburtstagsgeschenk für seinen Vater. Der habe sich sehr über die Fürsorglichkeit seines Sohnes gefreut, so die Aussage der Mutter, da Tim schon seit Jahren niemandem in der Familie ein Geschenk gemacht habe.
Die Patronen, angeblich „Billigmunition“, waren bestimmt für die Beretta, die Waffe, die Tim aus dem Schlafzimmer seiner Eltern entwendete und mit der er dann an der Schule in Winnenden und in Wendlingen um sich schoss. Weil der Vater die Waffe nicht im verschlossenen Waffenschrank aufbewahrt und er seinem Sohn die Munition überlassen hatte, wird gegen ihn wegen fahrlässiger Tötung ermittelt.
Bekannt wurde auch, dass die Tims Nachhilfelehrerin dessen Lehrern und Mitschülern an der Albertville-Realschule eine Mitschuld an dem Amoklauf gegeben hat. Laut „Focus“ schrieb sie in einem Kondolenzschreiben an die Eltern über Mobbing-Attacken. Auf dem Schulweg hätten Mädchen Tim gehänselt, im Unterricht habe er unter Versagensängsten gelitten. Wenn die Lehrer ihn aufriefen, habe er zu zittern begonnen.
Dem „Spiegel“ zufolge hatten die Therapeuten der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie in Weinsberg, bei denen Tim K. ab Frühjahr 2008 zur Behandlung war, den Eltern geraten, „das Spielen am PC beziehungsweise das Filmeschauen zu reduzieren“. Tims Vater beteuerte hingegen im Verhör, dass die Therapeutin nichts Beunruhigendes geschildert habe.
Der „Focus“ berichtet zudem von einer peinlichen Polizeipanne. Ein mit einer Maschinenpistole bewaffneter Beamter musste danach in Wendlingen tatenlos zusehen, wie der Amokläufer auf zwei seiner Kollegen schoss und diese schwer verletzte. Der Beamte konnte nicht eingreifen, weil die hinteren Türen des Zivilfahrzeuges, in dem er saß, mit einer Kindersicherung verriegelt waren.
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