Amanda Knox: „Es hätte jedem passieren können“
Im Berufungsverfahren wurde der "Engel mit den Eisaugen" 2011 freigesprochen, was nun wiederum revidiert wurde. Eine Neuauflage ihres Prozesses in Italien bezeichnet Amanda Knox als „unglaublich schmerzhaft“.
Seattle – Die des Mordes verdächtigte US-Amerikanerin Amanda Knox hat die Gerichtsentscheidung zur Neuauflage ihres Prozesses in Italien als „unglaublich schmerzhaft“ bezeichnet. Sie fühle sich, als ob sie abermals durch ein Feld mit Stacheldraht robben müsse, sagte Knox in einem Dienstagnacht (Ortszeit) ausgestrahlten Interview des US-Senders ABC.
Was ihr passiert sei, sei surreal, doch „es hätte jedem passieren können“, sagte Knox. Sie wolle als Person neu betrachtet werden und wünsche sich, dass die Wahrheit ans Licht komme. Die 25-Jährige veröffentlichte am Dienstag ihre Autobiografie „Waiting to be Heard“. Sie sagte, sie sei sich bewusst, dass sie von den Medien als weiblicher Teufel und als Verführerin abgestempelt werde. „Sie liegen falsch“, sagte sie im Interview.
In jedem Fall sei sie als Mörderin dargestellt worden, egal ob sie es sei oder nicht. „Ich musste damit leben, dass dies mein Leben sein würde“, sagte sie. Das höchste Strafgericht Italiens hatte vor einem Monat Knox' Freispruch im Fall der 2007 ermordeten Britin Meredith Kercher aufgehoben und einen neuen Mordprozess angeordnet.
Knox kann allerdings nicht gezwungen werden, dafür aus den USA nach Italien zurückzukehren. Der Mordfall in der italienischen Universitätsstadt Perugia hatte weltweit Aufsehen erregt. Kercher war 2007 mit aufgeschlitzter Kehle in einem Haus gefunden worden, in dem sie mit Knox und anderen Mitbewohnern lebte. 2009 waren Knox und ihr ehemaliger Freund zunächst wegen Mordes schuldig gesprochen und zu langjährigen Haftstrafen verurteilt worden.
Im Berufungsverfahren wurden sie 2011 freigesprochen, was nun wiederum revidiert wurde. Ein Mann aus der Elfenbeinküste wurde in dem Fall zu 16 Jahren Haft verurteilt und sitzt derzeit im Gefängnis. Knox hat eine Beteiligung an dem Mord stets bestritten. Nach dem Freispruch war sie in ihre Heimatstadt Seattle im US-Staat Washington zurückgekehrt. Dort studiert sie an der University of Washington.