Am Strand entführt: Zwei Deutsche in Nigeria verschleppt
NAIROBI/ABUJA - Im westafrikanischen Nigeria sind nach Medienberichten zwei Deutsche entführt worden. Am Strand seien die beiden Männer von Bewaffneten entführt worden, heißt es. Das ist kein Einzelfall.
Es ist ein ganz besonderes Pulverfass: Im Süden Nigerias, wo westliche Firmen die riesigen Ölvorkommen ausbeuten, sind zwei deutsche Männer entführt worden. Sie sind 45 und 55 Jahre alt und hatten im Niger-Delta einen Ausflug an den Strand gemacht. Genauere Einzelheiten waren zunächst nicht bekannt.
Das Außenministerium in Berlin bestätigte den Zwischenfall: „Wir müssen davon ausgehen, dass die beiden Männer entführt wurden“, sagte ein Sprecher des Amtes.
Offenbar sind beide Männer bei einem Öl-Unternehmen beschäftigt. Der eine lebe ständig in dem westafrikanischen Staat, der andere kommt wohl aus Niedersachsen, arbeitet nur vorübergehend bei der Firma in Nigeria.
Das Auswärtige Amt steht in engem Kontakt zu den örtlichen Behörden und arbeite an einer „raschen Lösung“. Das Krisenaktionszentrum des Ministeriums ist ebenfalls eingeschaltet.
Das Nigerdelta ist die Schatzkammer des Landes. Dort wird seit vielen Jahren – vor allem von ausländischen Konzernen – Öl gefördert. Die dort lebende, arme Bevölkerung profitiert allerdings nicht von diesem Boom. Sie verlangen – bisher vergeblich – einen höheren Anteil am „schwarzen Gold“.
Als Sprachrohr dienen ihnen politisch motivierte Rebellengruppen wie die Befreiungsbewegung für das Nildelta (Mend). Aktiv sind aber auch zahlreiche kriminelle Banden.
Jedes Jahr werden Dutzende Angestellte ausländischer Ölfirmen verschleppt und meist nach Zahlungen von Lösegeld wieder freigelassen. Im Jahr 2007 gab es allein mehr als 150 Fälle. Deutsche waren zuletzt im Juli 2008 betroffen. Da wurden zwei Mitarbeiter des Baukonzerns Bilfinger Berger entführt.
Anschläge auf Fördereinrichtungen und Entführungen von Ausländern bewirkten seit 2006 eine Drosselung der nigerianischen Ölförderung um etwa 20 Prozent.
Die Regierung bot den Rebellen 2009 eine Amnestie an. Tausende Kämpfer gaben einen Teil ihrer Waffen ab. Eine radikale Fraktion der Mend kündigte den Waffenstillstand mit der Regierung aber wieder auf. mh
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