Abschied von einem Stück Zeitgeschichte

Der Betrieb des Berliner Flughafens Tempelhof wird heute eingestellt. Viele sind wütend
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Der Betrieb des Berliner Flughafens Tempelhof wird heute eingestellt. Viele sind wütend

BERLIN Heute wird zum letzten Mal ein Flugzeug von der Landebahn des Berliner Flughafens Tempelhof starten. Dann wird der geschichtsträchtige Tempelhof, in mitten der Stadt gelegen, zugunsten des Berlin Brandenburg International, der ab 2011 den Flugverkehr der Haupstadt abwickeln wird, nach 85 Jahren seinen Betrieb einstellen.

Was dann mit dem Areal geschieht, ist noch unklar: Filmstudios haben Interesse angemeldet, Wohnungen und Arbeitsplätze könnten angesiedelt werden, eine internationale Bau- und Gartenausstellung ist in Planung.

Zahlreiche Berliner bummelten gestern noch durch die Haupthalle des Flughafens und schossen Erinnerungsfotos. Heute dürfen nur noch Mitarbeiter und Passagiere mit Flugticket die Halle betreten, wo am Abend mit mehr als 800 Gästen gefeiert wird. Sie können live die letzten Starts von Tempelhof beobachten. Der legendäre „Rosinenbomber“ und eine Junkers Ju-52 aus den 30er Jahren haben eine Sondererlaubnis, um den Flughafen gebührend zu verabschieden. Sie sind längst ausgebucht.

Die Schließung Tempelhofs ist umstritten, viele trauern. „Ich bin voller Wut. Mit dieser Entscheidung kann ich keinen Frieden schließen“, so ein Mitarbeiter des Bodenpersonals. Flughafensprecher Ralf Kunkel: „Ein großes Kapitel Flughafengeschichte geht zu Ende“, sagt er, „aber mit dem Hauptstadtairport beginnt 2011 ein neues.“

Dass die Berliner zum Abschied eine Lichterkette spannen wollen, das hat vor allem mit den Jahren 1948/49 zu tun. Ein Jahr versorgten die West-Alliierten während der Blockade das eingeschlossene West-Berlin aus der Luft. Tag und Nacht flogen die „Rosinenbomber“, manchmal warfen die Piloten den Kindern Schokolade an kleinen Fallschirmen herab.

Die Schließungen von Tempelhof und später von Tegel sind laut Gerichtsurteil die Voraussetzung für den Bau des neuen Großflughafens. Tempelhof meldete seit 1970 immer weiter sinkende Passagierzahlen und hat Berlin seit 1991 rund 170 Millionen Euro Schulden verursacht – weder ein Volksbegehren noch die Fürsprache der Kanzlerin konnten den Senat stoppen.

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