"Sie sind zu groß geworden" - Wieder Haft für Schuhbeck

Vor knapp drei Jahren wurde Alfons Schuhbeck zu einer Haftstrafe verurteilt. Jetzt gibt es ein neues Urteil gegen ihn.
von  Britta Schultejans, dpa
Schuhbeck wurde erneut verurteilt.
Schuhbeck wurde erneut verurteilt. © Peter Kneffel/dpa

Eigentlich, so sagt Alfons Schuhbeck, wollte er "immer positiv da sein für die Menschen" - doch letztendlich habe er das genaue Gegenteil erreicht. Dann bedankt er sich für das "faire Verfahren" vor dem Landgericht München I und entschuldigt er sich bei "allen, die durch mich Probleme erfahren haben." Er betont: "Das wird mich für den Rest meines Lebens belasten und tut mir sehr leid." 

Kurz nach diesem sogenannten letzten Wort wird der frühere Star-Koch, der schon 2022 wegen Steuerhinterziehung zu drei Jahren und zwei Monaten Haft verurteilt worden war, wieder vom Landgericht München I verurteilt - dieses Mal unter anderem wegen Insolvenzverschleppung, Betrugs und vorsätzlichen Bankrotts. Die Kammer verhängt, die frühere Strafe eingerechnet, eine Gesamtfreiheitsstrafe von vier Jahren und drei Monaten. Auf die Haft, die Schuhbeck derzeit eigentlich verbüßen müsste, kommen also nochmal ein Jahr und ein Monat drauf. 

Ob und wann er aber wieder ins Gefängnis muss, ist unklar. Weil Schuhbeck an Krebs erkrankt ist - nach Angaben seiner Anwälte unheilbar - ist der Vollzug der Haftstrafe derzeit noch bis Mitte September ausgesetzt, damit der 76-Jährige außerhalb des Gefängnisses behandelt werden kann. 

Richter: "Letztendlich sind Sie zu groß geworden"

"Letztendlich sind Sie zu groß geworden", sagt Richter Uwe Habereder in seiner Urteilsbegründung an den 76-Jährigen gerichtet. Das Firmengeflecht sei ihm über den Kopf gewachsen. Schuhbeck habe seine "Firmen auf eine Art und Weise betrieben, wie es sich für einen Geschäftsmann zumindest nicht gehört". Für ihn stehe fest, "dass Sie eine nationale Notlage – die Corona-Krise – ausgenutzt haben". 

Habereder nennt es aber auch überzeugend, dass Schuhbeck Verantwortung übernommen habe "für all das, was Sie da angerichtet haben". Vielleicht habe Schuhbeck damit "ein Stück weit auch einen Schlussstrich für sich gezogen".

Genau das hatte Schuhbeck - ebenso wie die anderen Vorwürfe gegen ihn - zu Beginn des Prozesses eingeräumt. Er gab zu, schon lange vor der offiziellen Insolvenz von den massiven finanziellen Problemen seiner Firmen gewusst und dennoch rechtswidrig Corona-Hilfen beantragt zu haben. Sein Geständnis war Teil eines sogenannten Deals, in dessen Rahmen Staatsanwaltschaft und Verteidigung sich mit dem Gericht auf einen Strafrahmen von vier Jahren bis vier Jahren und acht Monaten geeinigt hatten.

Die Staatsanwaltschaft beantragte dann in ihrem Schlussplädoyer eine Gesamtfreiheitsstrafe von vier Jahren und sieben Monaten, die Verteidigung stellte keine konkrete Forderung. Das Urteil ist zwar noch nichts rechtskräftig, Staatsanwaltschaft und Verteidigung gaben aber beide zu verstehen, dass es eher unwahrscheinlich ist, dass sie Rechtsmittel beantragen. "Wenn es nach mir geht, nicht", sagte Schuhbecks Anwalt Norbert Scharf. 

Staatsanwältin spricht von "grobem Eigennutz"

Auch die Staatsanwältin sagte in ihrem Plädoyer, das Firmenimperium, das Schuhbeck aufgebaut hatte, sei ihm "leider Gottes über den Kopf gewachsen". Er habe aber auch "aus grobem Eigennutz" gehandelt. Besonders verwerflich sei es, dass Schuhbeck die "beispiellose nationale Notlage in der Pandemie" ausgenutzt habe. Schuhbeck habe viel zu lange versucht, "das Lebenswerk und den Schein aufrechtzuerhalten". 

Schuhbecks Verteidiger Norbert Scharf betonte dagegen die Kooperation des Angeklagten und dass es auch darum aus seiner Sicht möglich wäre, "am unteren Rahmen" der Vereinbarung zu bleiben. 

Sein zweiter Anwalt Joachim Eckert sprach von Schuhbecks "eisernem Willen" sowie seiner "Bereitschaft, immer zu arbeiten": "Er hat für seinen Beruf als Koch und für seine Firmen gelebt und gearbeitet." 

"Dort wurde er zum Liebling der Medien – immer präsent, immer um keinen lustigen Spruch verlegen, aber kochen konnte er", sagte Eckert. Doch: "Das Denkmal bekam ab einer bestimmten Zeit Risse". Dann "konnte oder wollte er den Verfall seines Kochimperiums nicht aufhalten."

Heute mache er zwar den "Eindruck eines gebrochenen, alten kranken Mannes", sagte Eckert. Schuhbeck hatte im Prozess selbst gesagt, er lebe heute von etwas über 1.000 Euro Rente, seine Krankenversicherung zahle sein Bruder, Freunde gäben ihm Geld für die Miete seiner 4.800 Euro teuren Münchner Wohnung - aber das reiche nicht, er sei mit den Mietzahlungen in Verzug. 

Eckert betonte aber: "Über Jahre hinweg hat er mit seinem Kochen, seinen Shows im Zelt oder im Fernsehen den Leuten glückliche Stunden beschert - und ich denke, das wird auch bleiben." 

Schuhbecks Firmen hinterließen Schuldenberg

Schuhbecks Firmen haben einen riesigen Schuldenberg hinterlassen: Gläubiger fordern nach Angaben des Insolvenzverwalters Max Liebig laut aktuellem Stand insgesamt 27 Millionen Euro. Seiner Einschätzung nach wird nur ein Bruchteil davon bei Abschluss der Insolvenzverfahren zurückgezahlt werden können. "Das bezeugt schon deutlich, in welcher Dimension die Schulden sich entwickelt haben im Laufe der Jahre", sagt Richter Habereder. "Das hat für verschiedene Gläubiger zu massiven finanziellen Schwierigkeiten geführt."

Schuhbeck hatte zu Prozessbeginn angegeben, er habe im Gefängnis ein Kochbuch geschrieben, ein zweites sei in Arbeit. Er wolle "mit seinen Möglichkeiten Wiedergutmachung leisten", sagte Anwalt Scharf. Das werde "einer seiner Hauptantriebe für die nächste Zeit sein – wenn er denn kann."

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