25 Jahre Tschernobyl - Das Unglück in Zahlen
Moskau – Die Schreckensbilder der Atomkatastrophe von Tschernobyl mit den verstrahlten Einsatzhelfern und Menschen auf der Flucht sind bis heute im Gedächtnis. Wie viele Menschen genau an den Folgen des Super-GAU starben oder immer noch an Krankheiten wie Krebs leiden, ist umstritten. Einige Zahlen verdeutlich das Ausmaß des bisher folgenreichsten Atomunglücks.
TODESFÄLLE: Zwischen 10 000 und mehr als 100 000 Todesopfer hat die Atomkatastrophe je nach Sichtweise bislang gefordert. Die Zahl schwankt, weil oft ein direkter Zusammenhang zwischen Radioaktivität und einer Krankheit oder der Todesursache schwer nachzuweisen ist.
KRANKHEITEN: Über 600 Millionen Menschen in Europa sollen nach Angaben von Atomkritikern gesundheitlich von der Katastrophe in Tschernobyl betroffen sein, weil sie erhöhter Strahlung ausgesetzt sind. Ärzte sehen darin ein Risiko für Krebs und andere Krankheiten.
EVAKUIERUNG: Eine 30 Kilometer große Sperrzone um den Reaktor wird bis heute streng bewacht. Insgesamt war ein Gebiet von mehr als 200 000 Quadratkilometern in der Ukraine, Weißrussland und Russland stark betroffen. Mehr als 100 000 Menschen wurden umgesiedelt.
LIQUIDATOREN: Zwischen 600 000 und einer Million „Liquidatoren“ hatte die damalige Sowjetregierung für Aufräumarbeiten verpflichtet, die meisten von ihnen junge Soldaten. Mehr als 100 000 von ihnen sind nach Schätzungen gestorben. Über 90 Prozent gelten als schwer krank.
SCHADEN: Auf rund 180 Milliarden US-Dollar (124 Milliarden Euro) schätzen Experten den Gesamtschaden inzwischen. Allein die finanzschwache Ukraine will in diesem Jahr acht Milliarden Griwna (690 Millionen Euro) ausgeben, um den Opfern zu helfen.
STRAHLUNG: Rund 190 Tonnen radioaktives Material lagern nach Schätzungen allein noch im Reaktor 4. Darunter sind Strahlengifte wie Cäsium, Strontium und vor allem Plutonium. Cäsium-137 ist über die Sperrzone hinaus in vielen Lebensmitteln nachweisbar.
SARKOPHAG: Ein neuer 29 000 Tonnen schwerer Sarkophag soll den Unglücksreaktor künftig abdichten – wann, ist aber unklar. Für das Jahrhundertprojekt sind 1,6 Milliarden Euro Baukosten veranschlagt. Die Maße: 110 Meter Höhe, 164 Meter Breite und 257 Meter Länge.
ATOMKRAFTWERK: Rund 3500 Menschen arbeiten heute noch in dem seit 2000 komplett stillgelegten Atomkraftwerk Tschernobyl. Sie fahren jeden Tag in die Sperrzone, um vor allem die anderen drei Reaktoren zu sichern. Dort befindet sich noch nukleares Brennmaterial. # dpa-Notizblock
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