17 Jahre verloren: Japaner seit 1993 unschuldig in Haft
Ein Japaner sitzt seit 1993 in Haft für einen Mord, den er nicht beging. Erst jetzt, nach zwei erfolglosen Berufungsverhandlungen kam endlich die Wahrheit heraus: Der heute 63-Jährige ist völlig unschuldig.
TOKIO Das folgenschwere Verhör ist fast zwei Jahrzehnte her: Stundenlang verhörten die japanischen Ermittler den Busfahrer Toshikazu Sugaya, bis er endlich die Tat zugab, die er nie begangen hatte: den Mord an dem vierjährigen Mädchen Mami Matsuda. Die Ermittler traten ihn und rissen ihn an den Haaren, sie nahmen eine fehlerhafte DNA-Probe. Dann war auch für die Richter die Sache klar: 1993 verurteilten sie Sugaya wegen Mordes zu lebenslanger Haft.
Erst jetzt, nach zwei erfolglosen Berufungsverhandlungen kam endlich die Wahrheit heraus: Der heute 63-Jährige ist völlig unschuldig. Eine neue DNA-Analyse erbrachte den Beweis: Wiederaufnahme und Freispruch. „Ich war ein normaler Bürger, der nie Scherereien mit der Polizei hatte“, sagt er heute. „Aber sie haben mich zu einem Kriminellen gemacht und mich ins Gefängnis geschickt.“
Der Fall sorgt nun in Japan für Debatten. Das Land, das stolz ist auf seine hohe Verurteilungsquote vor Gericht, nehme Fehlurteile billigend in Kauf, kritisiert Amnesty International: „Japans Rechtssystem entspricht nicht den internationalen Standards.“
Sugaya bleibt ein schwacher Trost. Alle drei Richter verbeugten sich am Freitag vor ihm. Und baten um Entschuldigung.mue
- Themen:
- Amnesty International
- Polizei