Zwangsvorgeführt und umgebettet: Prozess gegen Demjanjuk geht weiter
MÜNCHEN - Der Termin am Donnerstag musste stattfinden, sonst wäre der Prozess geplatzt. Der mutmaßliche Nazi-Verbrecher John Demjanjuk wurde zwangsvorgeführt. Er wurde im Gerichtssaal umgebettet.
Nach einer hitzebedingten Prozesspause hat das Landgericht München den mutmaßlichen früheren KZ-Schergen John Demjanjuk am Donnerstag zwangsvorgeführt, um ein Platzen des Verfahrens zu verhindern. Der 90-Jährige wurde auf einem Rollbett in den Sitzungssaal geschoben und dort umgebettet.
Vorsitzender Richter Ralph Alt ordnete die Maßnahme an, weil Demjanjuk im Untersuchungsgefängnis München-Stadelheim die Transportfahrt zum Strafjustizgebäude verweigerte. Gegen den gebürtigen Ukrainer wird seit vorigen November wegen Beihilfe zum Mord an 27 900 Juden im Konzentrationslager Sobibor im Jahre 1943 verhandelt.
In der vergangenen Woche waren zwei Sitzungstage ausgefallen, weil Demjanjuk bei der Hitze an Austrocknung litt. Inzwischen ist er laut Arzt wieder verhandlungsfähig. Der Sitzungstag wurde eingeschoben, um die zulässige Unterbrechungsfrist von drei Wochen nicht zu überschreiten – der Prozess wäre anderenfalls geplatzt. Diese Gefahr sieht der Vorsitzende aber derzeit nicht. Der an einer Knochenmarkserkrankung leidende Greis war zwar schon wiederholt verhandlungsunfähig, das sei aber immer nur an einzelnen Tagen der Fall gewesen, sagte Alt.
Demjanjuk bekommt regelmäßig Bluttransfusionen. Bei einer längeren Krankheit kann die Verhandlung nach der Strafprozessordnung bis zu sechs Wochen unterbrochen werden. Der Prozess wird am 3. August fortgesetzt.
dpa
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