Zwangsheirat – immer mehr Hilferufe auch aus München
Es gibt kaum Zahlen, und trotzdem ist klar: Auch in München leben Mädchen und Buben, die Angst vor einer Zwangsverheiratung haben müssen. Oder die das Schicksal einer unfreiwilligen Eheschließung bereits erleben mussten.
MÜNCHEN Die Fallzahlen scheinen zu steigen – das zeigte jetzt eine Umfrage bei Beratungs- und Schutzstellen sowie an Schulen.
So meldete die Münchner Organisation „Imma e.V“., dass im Jahr 2008 24 Mädchen und junge Frauen im Alter bis 20 Jahren beraten oder in der Zufluchtstelle aufgenommen worden sind. Die Fachberatungsstelle „Jadwiga“ hat im vergangenen Jahr 15 Fälle und 48 Anfragen zum Thema Zwangsheirat registriert. Und die Einrichtung „Solwodi“ betreute im Jahr 2009 zwölf Betroffene.
Auch den Mädchenbeauftragten an den städtischen Schulen ist das Thema nicht unbekannt. Seit 2000 würden Mädchen und junge Frauen immer wieder deshalb beraten und unterstützt, heißt es in einer aktuellen Beschlussvorlage aus dem Sozialreferat. „Manchmal erfahren die Vertrauenspersonen erst im Nachhinein zum Beispiel vom angeblichen Suizid einer Schülerin, hinter dem nahe Freundinnen aber einen ,Ehrenmord’ vermuten.“ Das Sozialreferat geht davon aus, dass die Lage in München vergleichbar ist mit der in Hamburg – dort waren innerhalb eines Jahres 210 Zwangsverheiratungen bekannt geworden.
Was tun? Eine Schwierigkeit: Es gibt kaum Einrichtungen, die eine anonyme Unterbringungen sicher stellen können, vor allem für Paare. Aufklärungsaktionen und konkrete Lösungsansätze, auch für die Unterbringung – der Stadtrat hat beschlossen, dass bis Mitte 2011 ein Konzept dazu erarbeitet werden soll. lj
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