Zukunft von Müller-Brot: Kontrolleure entscheiden

Nach Hygieneskandal und Insolvenz liegt die Zukunft der Großbäckerei Müller-Brot in den Händen der Lebensmittelkontrolleure. Von ihrem Untersuchungsbericht hängt ab, ob die Produktion rasch wieder anlaufen kann – und der Betrieb eine Überlebenschance hat.
Neufahrn/Freising – Die Zukunft der insolventen Großbäckerei Müller-Brot hängt nun an den Lebensmittelkontrolleuren und dem Insolvenzverwalter. Am Freitag inspizierten 18 Spezialisten des Bayerischen Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) sowie des Landratsamtes Freising und der Regierung von Oberbayern die Fabrik in Neufahrn im Landkreis Freising. Von ihrem Urteil hängt ab, ob rasch wieder Semmeln, Brezen und Brote gebacken werden und somit dringend benötigtes Geld in die leeren Kassen kommt.
Wegen der untragbaren hygienischen Zustände bei Müller-Brot wurde vor zweieinhalb Wochen die Produktion gestoppt und das Unternehmen in die Pleite getrieben. In den Backzutaten waren Mäusekot und Ungeziefer gefunden worden. Der Umsatz brach ein, weil auch Großkunden wie Lidl und Aldi die Produkte aus ihren Regalen verbannten.
Seit Donnerstag hat der Insolvenzverwalter Hubert Ampfer aus Nürnberg die Fäden in der Hand. Sein Ziel ist, einen tragfähigen Sanierungsplan vorzulegen. Außerdem sollten die abgesprungenen Großkunden schnell wieder ins Boot geholt werden. Am Freitagmittag informierte der Insolvenzverwalter die Belegschaft über sein Vorgehen. Details wurden nicht bekanntgegeben.
Auch in dem zweiten Hygiene-Skandal bei der Großbäckerei Biendl und Weber in Donaustauf (Landkreis Regensburg) läuft die Produktion noch nicht weiter. Eine Nachkontrolle am Donnerstag habe ergeben, dass noch nicht alle Mängel behoben worden seien, sagte der Sprecher des Landratsamtes Regensburg, Markus Roth. Dort hatten Kontrolleure Schimmel, Insekten und zwei tote Mäuse entdeckt. Am Dienstag ordnete das Landratsamt einen Produktionsstopp an.
Unterdessen hat die Gewerkschaft Nahrung Genuss Gaststätten (NGG) Müller-Brot-Eigentümer Klaus Ostendorf und den Geschäftsführer Stefan Huhn heftig kritisiert. Der Verdacht liege nahe, dass es nach Bekanntwerden des Hygieneskandals deren Ziel war, „sich mit einer Insolvenz der Mehrheit der Beschäftigten und der Schulden kostengünstig zu entledigen“, sagte Mustafa Öz von er NGG. Das Verhalten der beiden sei „menschenverachtend und erbärmlich“.
Nach Angaben der Gewerkschaft warten die 1100 Mitarbeiter noch auf die Gehälter von Januar und Februar. Sollte das Insolvenzverfahren rasch eröffnet werden, erhalten sie Insolvenzgeld von der Agentur für Arbeit. Die wird sogar rückwirkend für die letzten drei Monate vor Eröffnung des Insolvenzverfahrens gezahlt.
Zudem forderte Öz die Politik auf, das Meldesystem zu ändern. Es sei „bedenklich, dass ein Landrat die Entscheidung darüber trifft, ob ein Unternehmen den Betrieb einstellt. Der gleiche Landrat, in dessen Region die Beschäftigten leben, und wo der Betrieb Gewerbesteuern bezahlt“.
Die Missstände bei Müller-Brot waren den Behörden schon länger bekannt. Am Donnerstag hatte der LGL-Chef Andreas Zapf im Landtag berichtet, dass die Kontrolleure seit 2009 immer wieder Schmutz und Schaben gefunden hätten.
Für die Grünen in Bayern ist der damalige Umweltminister Markus Söder (CSU) mitverantwortlich für die Insolvenz bei Müller-Brot und den möglichen Verlust von Arbeitsplätzen. „Er trägt die politische Verantwortung dafür, dass die Missstände in der Produktion verschwiegen und vertuscht wurden. Eine schnelle und rückhaltlose öffentliche Aufklärung der Zustände hätte möglicherweise nicht so viel Vertrauen zerstört“, sagte der Landesvorsitzende Dieter Janecek.