Zugeparkte Radwege und nah überholende Autos: So unzufrieden sind Radler in München

Wie steht es um das Sicherheitsgefühl der Radler in Bayern? Und wie um die Infrastruktur? Eine Umfrage zeigt: Es gibt noch viel zu tun - auch in München, das bald überholt werden könnte.
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München bekam die Note 3,89 - und landet damit bundesweit auf dem 5. Platz.
München bekam die Note 3,89 - und landet damit bundesweit auf dem 5. Platz. © Tobias Hase/dpa

„So richtig zufrieden sind wir nicht“, sagte die bayerische Landesvorsitzende des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC), Eva Mahling, bei der Vorstellung der Ergebnisse des Fahrradklima-Tests 2024 am Dienstag in München. Bayernweit habe es seit der letzten Erhebung vor zwei Jahren nur geringe Verbesserungen im Radverkehr gegeben.

Bayern sei noch weit entfernt davon, ein echtes Fahrradland zu sein. Trotz leichter Verbesserungen im Bereich von Leihfahrrädern und Radabstellanlagen bleibe das Radklima im Freistaat weiterhin unbefriedigend. Insgesamt erteilten die Befragten in Bayern den Radfahrbedingungen eine Note von 3,92 - angelehnt an die Schulnoten von 1 bis 6.

Besonders negativ: zu enge Fahrradwege

Bei der vorhergehenden Befragung kam der Freistaat auf die Note 4,0. Auch deutschlandweit wurde die Note 3,92 vergeben.

Wo in Bayern bedeutet Radfahren Spaß und wo Stress? Wie sicher fühlen sich Radfahrende auf den Straßen im Freistaat? Welche bayerischen Kommunen werden als besonders fahrradfreundlich wahrgenommen? All diesen Fragen ging der ADFC in der Umfrage nach, an der sich bundesweit 213.000 Menschen beteiligten.

Besonders negativ bewerteten die bayerischen Radfahrer zu schmale und zugeparkte Radwege, die das Sicherheitsgefühl beeinträchtigten. Negativ fielen zudem zu eng vorbeifahrende Autos auf. Der erforderliche Abstand werde in 60 bis 70 Prozent der Fälle nicht eingehalten, sagte Mahling.

Worin Bayern besser ist als der Bundesdurchschnitt

Hier brauche es noch viel Aufklärungsarbeit, denn oft seien die Abstandsregeln den Autofahrern nicht ausreichend bekannt. Beim Überholen innerorts müssen mindestens 1,5 Meter und außerorts mindestens zwei Meter Abstand zu Radfahrenden eingehalten werden. Zudem brauche es an vielen Stellen bauliche Veränderungen.

Rund 213.000 Personen haben im Herbst letzten Jahres beim Fahrradklima-Test abgestimmt.
Rund 213.000 Personen haben im Herbst letzten Jahres beim Fahrradklima-Test abgestimmt. © ADFC

Weitere Kritik gab es für die fehlenden Kontrollen von falsch parkenden Autos auf Radwegen und die Fahrradmitnahme in öffentlichen Verkehrsmitteln. Für beides wurde die Note 4,7 vergeben. Bayern steht deutschlandweit bei der Mitnahme von Fahrrädern im ÖPNV sogar besonders schlecht da. Mahling forderte die Staatsregierung daher auf, bei der Radinfrastruktur nachzubessern.

Es gibt aber auch Punkte, in denen Bayern besser dasteht als der Bundesdurchschnitt: Positiv bewertet wurden die Reinigung der Radwege sowie der Winterdienst im Freistaat und der eher seltene Fahrraddiebstahl. Der ADFC vergab auch Noten für die allgemeine Fahrradfreundlichkeit in den Städten.

Dabei gab es eine gute Nachricht: Erlangen landete mit einer Note von 3,13 auf dem bundesweit ersten Platz der Städte mit bis zu 200.000 Einwohnern. Besonders gut bewertet wurde hier etwa der Winterdienst. München bekam die Note 3,89 und kam damit bundesweit auf Platz fünf der Städte mit mehr als 500.000 Einwohnern.

Ergebnisse in München stagnieren

Die Ergebnisse in München würden seit einigen Jahren stagnieren, sagte Andreas Schön, 1. Vorsitzende des Kreisverbandes München. Zudem werde man dicht von anderen Städten verfolgt. Wenn sich nichts im Bereich Fahrradfreundlichkeit tue, könne München beim nächsten Fahrradklima-Test von anderen überholt werden.

Die Befragten in München fanden besonders gut, dass es öffentliche Räder gebe, dass einige Einbahnstraßen für Radler auch in die entgegengesetzte Richtung geöffnet seien und dass Alt und Jung gleichermaßen auf Rädern unterwegs seien. Jedoch wurden all diese Punkte von den Befragten als weniger wichtig eingestuft - was ihnen jedoch wichtig wäre, sind Aspekte wie breite Radwege oder die Mitnahme von Fahrrädern im ÖPNV.

"An den falschen Stellen investiert"

Bei all diesen Punkten schnitt München allerdings schlecht ab. Die Stadt sei also in dem gut, was für die Menschen weniger wichtig sei, sagte Schön. Da habe man an den falschen Stellen investiert: Dort, wo es nicht wehtat.

Der ADFC-Fahrradklima-Test ist die größte Umfrage zur Zufriedenheit von Radlern weltweit. Er wird vom ADFC alle zwei Jahre mit Unterstützung des Bundesverkehrsministeriums durchgeführt und fand 2024 bereits zum elften Mal statt.

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