Zugeparkt! Die Camper-Invasion in München lässt sich nicht verbieten

Die Wohnmobil-Lust der Münchner macht Ärger auf der Straße. Seit Pandemiebeginn parken 3.056 zusätzliche Camper in den Vierteln die Straßen zu - Handhabe dagegen gibt es so gut wie keine.
von  Irene Kleber
Gewiss ein schöner Spaß für den stolzen Eigentümer ist dieses wuchtige Wohnmobil mit Schlafkoje auf dem Dach. Dass es in Schwabing locker zwei Parkplätze belegt, finden Anwohner weniger lustig.
Gewiss ein schöner Spaß für den stolzen Eigentümer ist dieses wuchtige Wohnmobil mit Schlafkoje auf dem Dach. Dass es in Schwabing locker zwei Parkplätze belegt, finden Anwohner weniger lustig. © iko

München - Um die Mittagszeit spielen sich in vielen Ecken Münchens wunderliche Szenen ab. Dann kann man Camper-Fahrern dabei zusehen, wie sie unauffällig durch die Wohnstraßen in den Vierteln fahren, oft im Schritttempo. Und, zack! Sind sie drin in den oft meterlang leeren Parklücken. Die Anwohner sind ja zur Arbeit ausgeflogen.

Wer dann abends mit dem Auto nach Hause kommt, um wie gewohnt in seiner Straße zu parken, muss genervt feststellen: Parkplatz? Gibt's keinen, da hilft auch der Anwohnerausweis nicht weiter. Weil so ein Camper-Trumm ja nicht nur einen, sondern mindestens zwei Parkplätze besetzt.

Dieser Kastenwagen wird, scheint's, gerade innen ausgebaut.
Dieser Kastenwagen wird, scheint's, gerade innen ausgebaut. © iko

Irgendwo müssen die vielen neuen Wohnmobile und ausgebauten Kastenwagen ja hin, die sich die Münchner zugelegt haben, während Hotels und Ausflugswirtschaften im Lockdown geschlossen waren. Über die Zahlen kann man staunen: 3.056 zusätzliche Camper haben die Stadtbewohner seit 1. Mai 2020, also kurz nach Pandemiebeginn, in der Stadt zugelassen. Die Zahl der Wohnmobile ist damit auf 12.958 gestiegen, erklärt das Kreisverwaltungsreferat auf AZ-Nachfrage. In Vor-Coronazeiten, am 1. Mai 2018 waren es noch 5.164.

In Schwabing zum Beispiel wird die Parkerei gerade zum Ärgernis für viele Anwohner. Entlang der Belgradstraße und in den Querstraßen steht gefühlt alle hundert Meter ein Camper - vom kultigen VW-T3 bis zu extralangen Fiat Ducatos, die fünf oder sechs Meter messen. Besonders ärgerlich: bushohe Luxus-Wohnmobile, die so viel Platz wegnehmen wie drei stadttaugliche Fiat 500.

Beschwerden über Wohnmobile werden lauter

Ähnlich in Sendling an der Flößergasse und rund um den Holzplatz im Gärtnerplatzviertel. Vor allem in den letzten drei Monaten seien die Beschwerden lauter geworden, berichtet Sendlings Bezirksausschuss-Chef Markus Lutz (SPD). "Das ist problematisch, weil unser Ziel ja ist, immer weniger Autos und damit auch Parksuchverkehr auf den Straßen zu haben, jetzt werden es umgekehrt immer mehr."

Vor dem Supermarkt bräuchte es Platz für Autos, den blockiert dieser Riese.
Vor dem Supermarkt bräuchte es Platz für Autos, den blockiert dieser Riese. © iko

Verbieten lässt sich das Camper-Parken auf öffentlichen Parkplätzen nicht, solange man nicht im Fahrzeug schläft (das wäre eine Ordnungswidrigkeit wegen unerlaubter Sondernutzung). Und solange es "zugelassen und verkehrssicher" ist und die Parkvorschriften eingehalten werden, heißt es bei der Polizei. Lediglich Wohnwagen (ohne Zugfahrzeug) müssen nach zwei Wochen bewegt und umgeparkt werden.

Wer keinen Anwohnerausweis für sein Wohnmobil hat, muss eben parklizenzfreie Straßen suchen oder Geld in die Parkuhr werfen. Einschreiten kann die Polizei aber, "wenn eine Gefahr oder Behinderung von einem falsch geparkten Wohnmobil ausgeht". In solchen Fällen, so ein Sprecher, "sollen Bürger bitte bei uns anrufen".

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