Zürich verbietet Laubbläser: Kann das auch München?

Die lauten Geräte stören nicht nur den Alltag, sondern schaden auch der Umwelt. Zürich schränkt ihren Einsatz deshalb stark ein. Was die Stadt München daran hindert, das auch so zu machen.
von  Maximilian Neumair
Zürich hat ein Verbot für Benzinlaubbläser beschlossen. In München ist der Einsatz solcher Geräte lediglich zu den üblichen Ruhepausen verboten.
Zürich hat ein Verbot für Benzinlaubbläser beschlossen. In München ist der Einsatz solcher Geräte lediglich zu den üblichen Ruhepausen verboten. © Marcus Brandt (dpa)

Der Klang eines Staubsaugers trifft auf die Lautstärke eines Presslufthammers: Laubbläser sind mittlerweile fester Bestandteil der herbstlichen Geräuschkulisse. Besonders viel Krach machen die knatternden Benziner. In Zürich dürfen die künftig in Gärten und öffentlichen Grünanlagen nicht mehr genutzt werden – dafür hat sich am Sonntag eine Mehrheit von 61,7 Prozent ausgesprochen. Selbst E-Laubbläser dürfen nur von Oktober bis Dezember eingesetzt werden.

In München steht ein solches Verbot nicht auf dem Plan, wie das Münchner Referat für Klima- und Umweltschutz auf Nachfrage der AZ mitteilt. Der Grund: eine EU-Richtlinie. "Diese berechtigt die Mitgliedsstaaten lediglich dazu, die Verwendung der betroffenen Geräte in den von ihnen als sensibel eingestuften Bereichen zu regeln", schreibt das Referat.

Falscher Laubbläser-Einsatz: Bußgeld bis zu 2500 Euro

Dazu gehöre die Beschränkung der täglichen Arbeitszeit, von der die Stadt bereits Gebrauch macht: Laubbläser dürfen laut der Münchner Hausarbeits- und Musiklärmverordnung von Montag bis Samstag von neun bis zwölf Uhr und von Montag bis Freitag von 15 bis 17 Uhr benutzt werden. Auch der gewerbliche Betrieb muss sich in Wohngebieten an diese Zeiten halten – lediglich mittags dürfen die Maschinen eine Stunde länger laufen.

Wer die Ruhezeiten nicht einhält, kassiert laut Umweltschutzreferat ein Bußgeld zwischen 50 und 2500 Euro. Wie hoch es ausfällt, hänge vom jeweiligen Einzelfall ab. Den Einsatz der Laubbläser nach Züricher Vorbild saisonal ganz zu untersagen, lässt der EU-Rahmen hingegen nicht zu. Die Stadt selbst hat zumindest auf elektrisch betriebene Geräte umgestellt.

Münchner müssen also mit den Laubbläsern leben. Auch wenn die Lautstärke dermaßen belastend ist, dass die Techniker Krankenkasse (TK) vor krankmachenden Lärm warnt. Bereits ab 85 Dezibel können dauerhafte Hörschäden entstehen – der Pegel eines Laubbläsers liegt bis zu über 100. Hinzu kommt psychischer Stress, der zu Schlaf- und Konzentrationsstörungen, Kopfschmerzen, Aggressionen und verminderter Leistungsfähigkeit führen kann.

Eine Frau bläst die Wege auf dem alten Südfriedhof mit einem Laubbläser frei.
Eine Frau bläst die Wege auf dem alten Südfriedhof mit einem Laubbläser frei. © Peter Kneffel (dpa)

Auch für die Lunge sind die Geräte laut dem Bund Naturschutz (BN) in Bayern schädlich: Die Laubbläser wirbeln Mikroben, Pilzsporen, Unrat und Tierkot auf. Der vom Abrieb der Reifen und Bremsen stammende Feinstaub sowie Dieselruß, der sich bereits am Boden abgesetzt hat, wird ebenfalls erneut in die Luft getrieben.

Der Lebensraum von Insekten und Igeln wird zerstört

Die Geräte stören aber nicht nur den Menschen. Der BN teilt mit: "Die am Boden lebenden Kleintiere wie Würmer, Insekten, Spinnen und Kleinsäuger verlieren Nahrung und Lebensraum, der Boden wird der Deck-Schicht beraubt, die ihn vor Austrocknung und bei extremer Kälte schützt."

Weiter kritisiert der BN, dass die Laubbläser mit Luftgeschwindigkeiten von 220 Stundenkilometern Blätter wegpusten und so die Humus- und Nährstoffbildung behindern. Die sei sowohl für den Klimaschutz als auch für die Wasserspeicherung sehr wichtig.

Igel machen es sich gerne in einem mit Blättern ausgepolsterten Nest gemütlich.
Igel machen es sich gerne in einem mit Blättern ausgepolsterten Nest gemütlich. © Karl-Josef Hildenbrand/dpa

Auch der Igel liebt Blätter: Er macht es sich am liebsten in einem damit ausgepolsterten Nest gemütlich und beginnt im Oktober seinen Winterschlaf, wofür er Stoffwechsel, Herzschlag und Atmung herunterfährt. Die Deutsche Wildtierstiftung warnt deshalb: Wird unter Hecken oder in versteckten Ecken geblasen, wird der Igel aufgeschreckt – das kostet Energie, die ihm dann fehlt, um den langen Winter zu überstehen. Für Gartenvögel wie Rotkehlchen, Amseln und Zaunkönige ist das Laub im Winter wichtig, um proteinhaltige Leckerbissen in der sonst so mageren Zeit zu finden.

Statt zum Laubbläser sollte laut BN deshalb zu Rechen und Besen gegriffen werden. Der Landesvorsitzende Martin Geilhufe sagt: "Das welke Laub sollte auf Beete und unter Gehölze verteilt werden, wo es während des Winters langsam verrottet und Boden und Kleintieren als Schutz dient." Oder: "Man recht das Laub zu Haufen auf. Das freut den Igel ebenso wie Schmetterlingslarven, Glühwürmchen, Marienkäfer, Molche und Falter, die hier über den Winter Unterschlupf finden."

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