Zu wenig Hortplätze: Eltern sind verzweifelt

Mehr als die Hälfte aller Kinder der Grundschule an der Tumblingerstraße werden nachmittags nicht betreut. Lesen Sie hier die Klagen der Eltern und woran es hapert.
Anne Hund |
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Eltern sind besorgt: Diese Erstklässer haben noch keinen Hortplatz.
Sigi Müller Eltern sind besorgt: Diese Erstklässer haben noch keinen Hortplatz.

Mehr als die Hälfte aller Kinder der Grundschule an der Tumblingerstraße werden nachmittags nicht betreut

MÜNCHEN Arbeiten gehen, während die Kleinen bis zum Nachmittag versorgt sind: Das wünschen sich in München viele Eltern. Die Realität ist eine andere: Hortplätze sind rar. Es fehlen Personal und Räume. Das Ergebnis: Nur 63 Prozent der Münchner Grundschüler können daher aktuell von einer Nachmittagsbetreuung profitieren.

„Entweder sind die Schulkinder nach 13 Uhr sich selbst überlassen, oder aber ein Elternteil muss daheim bleiben“, klagt etwa Mutter Beate Oberbillig, die ihre Tochter Maria an der Grundschule in der Tumblingerstraße angemeldet hat. Hier ist das Problem besonders groß: „32 von etwa 60 künftigen Erstklässlern an der Tumblingerstraße bekommen im nächsten Schuljahr keinen Hortplatz.“
Oberbillig ist selbstständige Architektin, genauso wie ihr Mann. „Wenn wir bis September keine Nachmittagsbetreuung bekommen, kann ich meinen Beruf nur noch bedingt ausüben.“ Konkret bedeute das: Sie als Mutter nimmt künftig viel weniger Aufträge an. „Dabei will ich doch gerne mehr arbeiten“, sagt sie.

Wie Beate Oberbillig geht es in der Isarvorstadt vielen Müttern. In dem angesagten Wohnviertel, in dem überproportional viele Akademiker wohnen, verdienen oft beide Partner Geld. „Das Leben mit drei Kindern wäre sonst zu teuer“, sagt der dreifache Familienvater Johannes Plur. Der Mann mit dem Kinderwagen ist verzweifelt. Seine Tochter Lucia (5) ist eine der 32 Erstklässler in der Tumblinger Schule, die bisher keinen Hortplatz bekommen haben.

Woran es hapert? „In der Schule ist nicht genügend Platz“, sagt Mutter Oberbillig. Und auch Rektorin Karin Lehnert bestätigt: „Wir haben absoluten Raummangel. Wir wissen nicht einmal, ob uns für das kommende Schuljahr genügend Klassenräume zur Verfügung stehen.“ Dadurch kommt auch die Nachmittagsbetreuung zu kurz, sagt die Rektorin. Dabei gibt es schon einen städtischen Hort, in dem die Kinder bis 17 Uhr in der Schule betreut werden. Zusätzlich nutzt eine private Eltern-Initiative die Klassenräume zur Mittagsbetreuung. Dort können die Schüler bis 16.30 Uhr bleiben.
„Das Angebot an der Schule reicht nicht aus“, schimpft Uni-Mitarbeiterin Karin Bauer. Alleinerziehende werden zwar bei der Platzvergabe bevorzugt. Trotzdem hat ihre Tochter keinen Platz bekommen. „Ich will nicht bei Hartz IV landen“, sagt sie. „Wenn ich bis September keine Alternative finde, weiß ich nicht, wie ich weiter arbeiten soll.“

Ursula Oberhuber, Sprecherin des Schulreferats, bittet die Eltern um Geduld: Bis zur Einschulung im September würden noch viele Plätze frei, sagt sie. „Denn viele Eltern melden ihre Kinder doppelt an.“ Bis 2013 will die Stadt zudem 475 neue Hortpläze schaffen.

 


 

 

Hortplätze

Im Lehel und in Aubing ist es noch schlimmer

 

In München werden nur 63 Prozent der Grundschüler am Nachmittag betreut. So verteilt sich das Angebot: Ganztagsklassen gibt es an 14 der 130 staatlichen Grundschulen. Zuständig ist der Freistaat, die Stadt stellt die Räume. Den Rest übernehmen – mit Horten und Tagesheimen – die Stadt plus kirchliche und private Träger. Die Hortplätze in der Stadt sind sehr unterschiedlich verteilt, so das Schulreferat. So decken sie in Altstadt-Lehel nur 24 Prozent des Bedarfs.

Die Maxvorstadt steht mit 50 Prozent vergleichsweise gut da. 46 Prozent des Bedarfs deckt das Angebot in der Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt, gefolgt von Au-Haidhausen mit 45 Prozent. Problemviertel sind Aubing-Lochhausen-Langwied (27 Prozent) und Allach-Untermenzing (30 Prozent). Alle Zahlen unter: www.muenchen.de

 

 

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