Zu viele Opfer sexueller Gewalt - Stadt München will handeln
München - 35 Prozent aller Frauen in Deutschland haben körperliche oder sexuelle Gewalt erfahren, seit sie 15 Jahre alt sind, berichtet das Münchner Sozialreferat. Das sind mehr als ein Drittel. Und nur die Fälle, die bekannt sind.
Die Behörde sieht daher Handlungsbedarf und will die Präventionsarbeit in dem Bereich ausweiten. Außerdem soll es mehr und schnellere Hilfe für die Opfer geben. Deshalb berät jetzt der Kinder- und Jugendhilfeausschuss gemeinsam mit dem Sozialausschuss des Stadtrats über die Möglichkeiten. Der Ausbau der Angebote geht vor allem auf ein Antragspaket der Grünen/Rosa Liste zurück, die diese nach den Übergriffen in der Silvesternacht 2015/2016 in Köln gestellt hatten.
Hohe Dunkelziffer
Denn: Übergriffe werden selten zur Anzeige gebracht, dafür umso häufiger verharmlost. "Aufgrund der Scheu vor einer Anzeige kann von einer hohen Dunkelziffer ausgegangen werden", lautet die Bestandsaufnahme des Sozialreferats. So gab es 2016 auf der Feiermeile in der Innenstadt zwischen Maximiliansplatz und Müllerstraße nur drei Anzeigen von Sexualdelikten in der Zeit zwischen 22 und 7 Uhr. Das Ziel: Opfer sollen Belästigungen konsequenter zur Anzeige bringen. Erst kürzlich wurde dafür das Sexualstrafrecht verschärft und damit das Recht auf sexuelle Selbstbestimmung deutlich gestärkt.
Um mehr auf potenzielle Opfer und Täter einwirken zu können, will das Sozialreferat mehrere bereits bewährte Projekte zur Gewaltprävention in der Jugendarbeit stärken, insbesondere, weil die Zahl an Schülern in München zunimmt.
Türsteher von Clubs sollen Schulungen erhalten
Auch für das Münchner Nachtleben soll es eine Kampagne geben, um das Sicherheitsgefühl der Partygänger zu stärken. So sollen Türsteher spezielle Schulungen erhalten, um präventiv und professionell in akuten Situationen reagieren zu können. Dabei geht es nicht nur um Sexismus Frauen gegenüber, sondern ganz allgemein um Diskriminierungen, wie beispielsweise gegenüber Homosexuellen und Transsexuellen.
Darüber hinaus soll es mehr Plätze in Frauenhäusern geben, um Gewaltopfern und deren Kindern schnell Schutz bieten zu können. Derzeit sind es 78 Plätze, die Zahl soll um 24 Plätze erhöht werden. Auch die Beratungsstellen für Fälle häuslicher Gewalt bei Männern und Frauen sollen mit zusätzlichen Stellen verstärkt werden.
Ein weiteres Thema sind Ausstiegshilfen im Bereich der Prostitution. Nur eine Minderheit von Prostituierte arbeite selbstbestimmt und freiwillig in diesem Gewerbe, stellt das Sozialreferat fest. Prostitution sei eine Form von Gewalt und Verletzung der Menschenwürde mit gravierenden Auswirkungen auf psychische und physische Gesundheit. Ziel sei es unter anderem, mögliche Zwangsprostitution oder sonstige Gefahren für Prostituierte leichter zu erkennen und den Betroffenen zu helfen.
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