Zoo in Salzburg: Nashorn tötet junge Pflegerin aus München
Salzburg/München - Was war an diesem Morgen anders? Warum hat ein Nashorn-Weibchen seine Pflegerin angegriffen? Die 33-Jährige aus Bayern wollte das Tier doch nur wie immer mit einem Stift zum Schutz gegen Insekten eincremen. Eine tägliche Routine zwischen März und Oktober, heißt es vom Zoo Salzburg. Dort sucht man am Dienstag nach Antworten – der Tiergarten blieb kurzfristig geschlossen.
Zwei Stunden bevor die ersten Besucher an einem normalen Tag hereinströmen hätten sollen, griff das 1,8 Tonnen schwere Tier um 7 Uhr die Frau plötzlich an. Das Opfer wurde in München geboren und lebte seit mehreren Jahren in Salzburg, wie die dortige Polizei der AZ bestätigte. Angegriffen wurde sie vom Nashorn Yeti (30). Das Weibchen ist bereits seit 2009 im Salzburger Zoo, es kam damals aus einem Reservat in Südafrika nach Österreich.
Frau aus München stirbt nach Nashorn-Attacke: Auch ihr Mann wurde angegriffen
Das Tragische: Der Kollege (34), der der Pflegerin noch zu Hilfe eilen wollte, ist ihr Ehemann. Auch das sagte ein Polizeisprecher der AZ. Der 34-Jährige stammt aus Österreich. Er war gerade mit der Fütterung beschäftigt und versuchte, das Nashorn zu verscheuchen. Aber auch er wurde attackiert. Das Tier brach ihm den Oberschenkel. Seine Frau wurde so schwer im Brustbereich verletzt, dass sie noch im Gehege starb.

Die Münchnerin arbeitete seit 2014 in dem Zoo und wird von der Geschäftsführerin Sabine Grebner so beschrieben: "Sie war immer sehr vorsichtig und sehr bedacht und hat ein extrem gutes Gespür für die Tiere gehabt." Alle vier Nashörner im Zoo seien zudem an die Pflege gewöhnt und würden sich bürsten lassen, auf Zuruf ins Innengehege kommen oder auch ohne Narkose Blutabnahmen dulden, schilderte Grebner.
Das Nashorn im Salzburger Zoo galt als kooperativ und unkompliziert
Was die Tragödie für den Zoo noch unverständlicher macht: Yeti sei "unser kooperativstes Nashorn", so Grebner. Normalerweise sei der Umgang mit ihr sehr unkompliziert verlaufen.
Jetzt will der Zoo untersuchen, ob vielleicht in der Nacht auf Dienstag im Stall etwas Ungewöhnliches vorgefallen sein könnte, wodurch Yeti aufgebracht wurde. Yeti gehört zu einer gefährdeten Tierart – die Geschäftsführerin deutete daher an, dass das Tier nicht eingeschläfert werden soll. Das Nashorn-Weibchen werde auch nicht von seinen Artgenossen isoliert.
Normalerweise werden Nashörner Menschen gegenüber nicht aggressiv
Wie gefährlich sind Nashörner? Katharina Hennemuth, Expertin für Artenschutz und Wildtiere beim WWF Deutschland, teilt der AZ auf Anfrage mit: "Grundsätzlich sind Nashörner aufgrund ihrer Größe, ihres Gewichts und ihrer Kraft gefährliche Tiere, die allerdings erstmal keinen Grund haben, dem Menschen gegenüber aggressiv zu sein." Die Tiere seien Pflanzenfresser.
Sie erklärt: "Gefährlich kann es in freier Wildbahn daher nur werden, wenn man den individuellen Komfortbereich der Tiere verletzt, sie erschreckt oder bedrängt. Dabei ist wichtig zu wissen, dass Nashörner recht schlecht sehen, dafür aber gut riechen, also auch mal überrascht werden können, wenn der Mensch sich leise und gegen den Wind annähert."
Nach Nashorn-Attacke im Salzburger Zoo: Ein Risiko im Umgang mit Wildtieren bleibt immer
Tiere in Zoos seien Hennemuth zufolge zwar an den Kontakt mit Menschen mehr gewöhnt als Tiere in freier Wildbahn. "Dennoch bleiben es Wildtiere." Weil sie mit menschlichem Kontakt aufwuchsen, bedeute es nicht, dass sie zahm wie domestizierte Tiere werden. "Domestizierung ist ein Vorgang, der über Generationen hinweg durch selektive Zucht passiert."
Peta nimmt den tödlichen Unfall zum Anlass, um eine Forderung zu wiederholen: "Tragödien wie diese können wir zukünftig nur verhindern, wenn Wildtiere nicht mehr in Gehege eingesperrt werden. Daher fordern wir, dass sie nicht mehr zu Unterhaltungszwecken ausgestellt werden dürfen", teilt Yvonne Würz mit. Sie ist bei Peta Fachreferentin für Tiere in der Unterhaltungsbranche.
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