Zocken in China: Pasinger fährt zur Computerspiel-WM

MÜNCHEN - Anton Emmerich (14) ist der beste Starcraft-Spieler der Republik – jetzt reist der E-Sportler nach China und tritt bei der Weltmeisterschaft an. Wenn er gewinnt, kassiert er 14 000 Dollar. Die Asiaten aber sind beinharte Gegner
Wenn Anton Emmerich vor dem Computer sitzt, und das tut der 14-Jährige täglich mehr als acht Stunden, fliegen die Finger der linken Hand über die Tastatur, mit der Rechten bedient er die Maus. Sein Blick ist konzentriert, die großen Hörer auf dem Kopf erinnern an Micky-Maus-Ohren.
Bis zu 300 Befehle führt Anton in der Minute aus, er baut Rohstoffe ab, steuert Einheiten und führt Krieg – und das alles gleichzeitig auf drei Bildschirmen, an verschiedenen Schauplätzen. Mehr Multitasking geht nicht.
Anton ist E-Sportler, Computersportler. Sein Spiel: Starcraft. Der junge Pasinger ist gut in seiner Disziplin: Letzte Woche hat er die deutsche Meisterschaft in Leipzig gewonnen. Ob er zur Weltspitze gehört, wird er bald herausfinden, im November bei den Weltmeisterschaften in China. Schon jetzt sagt er selbstbewusst: „In meinem Alter bin ich auch der Beste in Europa.“
Aber sein Händedruck ist schüchtern. „Ich muss die Ferien nutzen für die Vorbereitung“, sagt er. „Wenn Schule ist, bleibt zu wenig Zeit.“ Die Profispieler, gegen die er antritt, vor allem aus Korea, üben zehn Stunden täglich. Dort ist Starcraft ein Volkssport, mit zwei Ligen und eigenen Fernsehkanälen. Dem Sieger in China winken 14 000 Dollar Preisgeld.
"Wie Blitzschach auf mehreren Brettern"
Antons Mutter hat nichts dagegen, dass der Sohn von früh bis spät am Computer sitzt. „Das ist für mich wie andere Spiele auch“, sagt sie. „Ballerspiele dürfte er nicht spielen und wenn die Schule nicht leidet, ist es kein Problem.“ Anton kommt in die neunte Klasse des Max-Planck-Gymnasiums. In seinem Zeugnis stehen Zweien und Dreien.
Schon mit Drei hat Anton Super Mario auf dem PC gespielt. Und seitdem die Rechner und Spiele der zwei älteren Brüder geerbt. Starcraft spielt er seit einem Jahr. Anton vergleicht es mit „Blitzschach auf mehreren Brettern“. Wobei die zwei Spieler gleichzeitig ziehen.
Mit aktuellen hochauflösenden Gewaltspielen hat das nichts zu tun. Das Spiel gibt es seit 1998. Die Grafik ist pixelig. Entscheidend sind Taktik und Koordinationsfähigkeit.
Gerade fordert er im Internet einen Koreaner heraus. „Hobbyspieler", murmelt Anton. Manchmal gewinnt er gegen sie. Diesmal verliert er nach hart umkämpften 20 Minuten. Bis es nach China geht, will er an seiner Taktik feilen, vor allem an den Eröffnungsspielzügen – acht Stunden täglich.
Benjamin Reuter