Zentraler Omnibusbahnhof: Wenig Bus - viel Bahnhof

Ärger im neuen Zentralen Omnibusbahnhof (ZOB) an der Hackerbrücke: Ladenbesitzer klagen über mangelnde Kundschaft: „Wir gehen pleite.“ Jetzt suchen Stadt und Projektentwickler einen Ausweg.
Abendzeitung |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Einsam parkt ein einziger Reisebus im neuen Zentral Omnibusbahnhof (ZOB) an der Münchner Hackerbrücke. Es herrscht tote Hose.
Torsten Huber Einsam parkt ein einziger Reisebus im neuen Zentral Omnibusbahnhof (ZOB) an der Münchner Hackerbrücke. Es herrscht tote Hose.

Ärger im neuen Zentralen Omnibusbahnhof (ZOB) an der Hackerbrücke: Ladenbesitzer klagen über mangelnde Kundschaft: „Wir gehen pleite.“ Jetzt suchen Stadt und Projektentwickler einen Ausweg.

MÜNCHEN Die Schritte hallen, die meisten Schaufenster sind unbeleuchtet, drei Passanten schlendern am Sonntagmorgen orientierungslos durch die Einkaufspassage im neuen Zentralen Omnibus Bahnhof (ZOB) an der Hackerbrücke. Der Kiosk „U-Store“, den Hidajeta Groß (52) betreibt, hat geöffnet. Groß weiß, warum viele Ladenbetreiber nicht durchgehend geöffnet haben: „Hier ist nichts los. Die meisten machen nur Verlust. Ich habe bereits 130000 Euro verloren.“

Schlechte Stimmung unter den Geschäftsleuten im ZOB. Wenig Bus, viel Bahnhof. „Uns fehlt somit die Laufkundschaft. Ich mache mit meinen Videospielen und Filmen im Schnitt 260 Euro Umsatz am Tag. Damit kann ich nicht einmal die Monatsmiete von 2500 Euro zahlen“, klagt Michael Hofbauer (21) vom „Munich Game Store“.

Gegenüber lässt Robert Rudolf (52) vom Blumenladen „Rossenkavalier“ seinen Kopf wie eine alte Rosen hängen: „Für 40 Quadratmeter muss ich 2000 Euro im Monat zahlen. Ich mache 60 Prozent Verlust.“ Keinen Gewinn macht Stipe Luburic´ (43). Einsam sitzt er seit der offiziellen ZOB-Eröffnung im September 2009 im ersten Stock über der Einkaufspassage. Er hat ein Reise- und Busunternehmen. „Ich habe bis heute nur zwei Reisen verkauft, zahle 3900 Euro Miete im Monat,“ sagt Luburic´. Sein Busunternehmen hält ihn noch finanziell über Wasser. „Die laufen. Aber für meine Busse hätte ich mir auch ein Büro für 500 Euro anmieten können. Ich muss aus dem 10-Jahres-Mietvertrag raus, sonst gehe ich pleite.“

Die Geschäftsleute haben Anwalt Manfred Plautz eingeschaltet, der ZOB-Projektentwickler Hochtief verklagen soll: „Laut Verkaufsprospekt sollten hier täglich 8000 Busreisende ankommen – potenzielle Kunden. In der Tat sind es nur 1500 am Tag. Meine Mandanten stehen vor dem wirtschaftlichen Ruin. Ich habe Oberbürgermeister Christian Ude angeschrieben. Der soll dafür sorgen, dass die versprochen Maßnahmen umgesetzt werden, damit das ZOB läuft.“

Angeblich sollte der Reisebusverkehr von Fröttmaning in den ZOB umgelegt werden. Die öffentlichen und teilweise kostenlosen Busparkplätze in München sollten geschlossen oder kostenpflichtig werden. „Nichts ist bis jetzt passiert“, schimpft Blumenhändler Rudolf. Busse werden auch in Zukunft nicht kommen, wenn der Busparkplatz in Fröttmaning nur 10 Euro am Tag kostet und im ZOB 30 Euro. Hochtief-Sprecherin Gabriele Stegers kennt das Problem: „Wir führen derzeit Gespräche mit den Mietern, ZOB-Betreiber Rotes Kreuz und der Stadt, welche Maßnahmen ergriffen werden können. “

Daniela Schlegel vom Kreisverwaltungsreferat: „Damit wir Busparkplätze schließen können, müssen wir erst den Auftrag vom Stadtrat bekommen.“ Jetzt ist OB Christian Ude gefragt. Torsten Huber

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.