Zehntausende: "Abschalten, abschalten!"

„Fukushima mahnt" - Zehntausende Menschen haben Samstag in München angesichts der Atomkatastrophe in Japan gegen Kernkraft demonstriert.
von  dpa
Trotz strömenden Regens haben am Samstagnachmittag rund 30.000 Menschen an einer Kundgebung
gegen Atomenergie auf dem Münchner Odeonsplatz teilgenommen. Sehen Sie hier die besten Bilder.
Trotz strömenden Regens haben am Samstagnachmittag rund 30.000 Menschen an einer Kundgebung gegen Atomenergie auf dem Münchner Odeonsplatz teilgenommen. Sehen Sie hier die besten Bilder. © Gregor Feindt

„Fukushima mahnt" - Zehntausende Menschen machen am Samstag in München gegen Atomkraft mobil. Während die Polizei alle Hände voll zu tun hat, ein Chaos auf dem überfüllten Odeonsplatz zu verhindern, übetreffen die Massen die Erwartungen der Veranstalter bei weitem.

München - Zehntausende haben am Samstag auch in München für die Abschaltung der deutschen Atomkraftwerke demonstriert. Bei Regenwetter versammelten sich viele Protestierer auf dem Odeonsplatz in der Innenstadt und gedachten am Nachmittag wie tausende Menschen in Hamburg, Berlin und Köln mit einer Schweigeminute der Opfer der Erdbeben- und Atomkatastrophe in Japan.

Bilder: Protest gegen Atomkraft
 

 

Mit Sprechchören wie „Abschalten, abschalten“ und „Atomkraft weg“ machte die Menge in München ihrem Unmut über die Kernenergie Luft. Viele Demonstranten schwenkten Fahnen mit der Aufschrift „Atomkraft - nein danke“. Dabei sei es während der Kundgebung friedlich geblieben, teilte die Polizei mit. „Atomenergie hat keine Zukunft“, sagte Bayerns IG Metall-Chef Jürgen Wechsler am Rande der Demo. „Japan macht deutlich, dass es keine Sicherheit bei Atomkraftwerken gibt.“

Die Veranstalter schätzten die Teilnehmerzahl auf mehr als 40.000. „Unsere Erwartungen wurden bei weitem übertroffen“, sagte ein Sprecher der Organisatoren. Der Motivation der Leute, zur Veranstaltung zu kommen, habe das schlechte Wetter keinen Abbruch getan. Die Polizei ging von mehr als 30 000 Demonstranten aus.

U-Bahn-Ausgänge gesperrt

Bis zum Nachmittag kamen laufend Menschen dazu, die U-Bahn-Ausgänge am überfüllten Odeonsplatz mussten zeitweise gesperrt werden. Auch der Verkehr wurde umgeleitet, die Polizei sperrte für mehrere Stunden die Straßen rund um den Platz nahe der Residenz.

Unter den Aktivisten waren Vertreter von Kirchen, Gewerkschaften, Naturschutzverbänden sowie den bayerischen Oppositionsparteien. Zudem trat der Kabarettist Urban Priol auf und wetterte über die „Schwarz-gelbe Tigerenten-Koalition. „Es fehlt nur noch, dass Angela Merkel mit einem Atomkraft-Nein-Danke-Button auftaucht“, sagte Priol über die überraschende Kehrtwende der Bundeskanzlerin in der Atompolitik.

Fukushima widerlegt Atomlobby

„Die erschütternden Ereignisse in Japan zeigen, dass Atomkraft entgegen Beteuerungen nicht berrschbar ist“, sagte Wechsler. Kein Sicherheitskonzept könne Störfälle völlig ausschließen, die Atomlobby sei durch Fukushima widerlegt.

Auch in Hamburg, Köln und Berlin waren insgesamt mehr als 200.000 Menschen zu den Aktionen unter dem Motto „Fukushima mahnt: Alle AKWs abschalten.“ gekommen. In Würzburg bildeten gingen mehr als tausend Menschen Demonstranten eine lange Menschenkette um die Innenstadt herum, wie der Sprecher der Würzburger Grünen sagte. „Es war eine tolle Stimmung, wir hatten einen unglaublichen Zulauf.“ Viele Passanten hätten sich spontan von ihrem Einkaufsbummel abhalten lassen und reihten sich in die Menschenkette ein.

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