Zahl der Privatinsolvenzen steigt: Zwölf Pleiten am Tag

Allein in den ersten drei Monaten des Jahres steigt in München die Zahl der Privatinsolvenzen um 13,3 Prozent – im gleichen Zeitraum sind 624 Unternehmen pleite. Was Schuldner tun können
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Allein in den ersten drei Monaten des Jahres steigt in München die Zahl der Privatinsolvenzen um 13,3 Prozent – im gleichen Zeitraum sind 624 Unternehmen pleite. Was Schuldner tun können

MÜNCHEN Im Geldbeutel Ebbe, im Briefkasten Mahnungen: Nicht nur Unternehmen leiden seit der Wirtschaftskrise unter Zahlungsunfähigkeit, die Pleitewelle erreicht die Privathaushalte. In den ersten drei Monaten des Jahres ist die Zahl der Verbraucherinsolvenzen im Vergleich zum Vorjahr um 13,3 Prozent angestiegen. Die Zahl der Firmenpleiten stieg um 2,3 Prozent.

Presse-Amtsrichterin Ingrid Kaps berichtet auf AZ-Anfrage von 476 Privatinsolvenzen zwischen Januar und März. Das sind 56 private Bankrotterklärungen mehr als vor einem Jahr. Die Gründe hierfür: Verlust des Arbeitsplatzes, Scheidung und Unterhaltsverpflichtungen, Niedriglöhne. Ein Trend, der sich noch deutlich verschärfen könnte. Kaps: „Wir können nicht einschätzen, ob die nächsten Monate ähnlich verlaufen.“

Schuldnerberater haben alle Hände voll zu tun. Die Wartezeiten für eine Beratung betragen oft bis zu sechs Monate. Erika Schilz von der Schuldnerberatung der Stadt München rät deshalb: „Wichtig ist vor allem, sich wirklich so früh wie möglich an uns zu wenden und nicht den Kopf in den Sand zu stecken.“

Kümmert man sich früh genug, kann die Beratung einschreiten, bevor es zu spät ist. Und zusammen mit dem Schuldner überprüfen, wie er seine Einnahmen erhöhen und seine Ausgaben reduzieren kann. „Wer wartet, bis der Briefkasten vor unbezahlten Rechnungen überquillt, den können wir oft nur noch beim Insolvenzverfahren begleiten.“ In einzelnen Fällen kann eine Kurzberatung von ein bis drei Beratungseinheiten vereinbart werden. Die Wartezeit dafür beträgt ein bis drei Monate. Telefonische Hilfestellung gibt die Schuldnerberatung unter Tel. 233 243 53.

Wenn eine Privatinsolvenz nicht mehr zu verhindern ist, kann Restschuldbefreiung beantragt werde. Nach einer sechsjährigen „Wohlverhaltensphase“, in der der Schuldner sich zum Abführen des pfändbaren Anteils seines Vermögens verpflichtet, werden ihm alle noch bestehenden Schulden erlassen.

Wie sehr München in der Schuldenfalle steckt, zeigt diese Zahl: Rechnet man zu den Verbraucherinsolvenzen die Zahl der Unternehmensinsolvenzen (624) dazu, kommt man auf 1100. Das sind im Schnitt zwölf Pleiten pro Tag. V. Plodeck, V. Assmann

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