Wut auf Kormorane: So kommt ein Fisch vor Gericht

Die Fischereigenossenschaft Ammersee klagt vor dem Verwaltungsgericht gegen Freistaat. Sie fordern den Abschuss der Vögel.
Torsten Huber |
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Für Fischer Willi Ernst (74) sind die Kormorane eine Plage. Als Beweis kam er mit einer zerrissenen Renke ins Verwaltungsgericht. Foto: Torsten Huber
Für Fischer Willi Ernst (74) sind die Kormorane eine Plage. Als Beweis kam er mit einer zerrissenen Renke ins Verwaltungsgericht. Foto: Torsten Huber

Die Fischereigenossenschaft Ammersee klagt vor dem Verwaltungsgericht gegen Freistaat. Sie fordern den Abschuss der Vögel.

MÜNCHEN Zum großen Halali blasen die Fischer vom Ammersee: Sie fordern, den Kormoran zum Abschuss freizugeben. Fischer Willi Ernst (74) kommt dafür sogar mit einer anfressenen Renke ins Bayerische Verwaltungsgericht.

Der tote Fisch soll ein Beweismittel sein. „Neun Fische haben sie aus meinem Fang gerissen“, sagt Ernst. Und das Netz sei auch kaputt. Ergo: „Der Kormoran ist eine Plage!“ Ernst und die Fischereigenossenschaft vom Ammersee haben den Freistaat Bayern verklagt:

Der Staat möge dafür sorgen, dass der Kormoran von Jägern dezimiert wird. Bernhard Ernst, Vorstand der Fischereigenossenschaft, sagt: „Die Population dieser Vögel ist inzwischen so groß, dass wir um die Fischbestände fürchten. Sie gehen sogar auf unseren Fang los, zerreißen dabei die Netze.“ 500 Kormorane nisten inzwischen am Ammersee.

Sie verputzen pro Jahr geschätzte 45 Tonnen Fisch, behaupten die Fischer. Meist Renken. Zwar hat der Freistaat genehmigt, den Kormoran vom 16. August bis 14. März zu jagen. Doch nur vom Boot aus darf geschossen werden. Niemand darf den geschützten Lebensraum der Vögel am Ufer betreten.

Ernst: „Nicht einen einzigen Kormoran konnten wir unter diesen Bedingungen schießen.“ Natürliche Feinde habe der Vogel nicht mehr. „Den Braunbär Bruno hat man ja abgeschossen“, sagt Ernst. Luchs und Waschbär gäbe es in der Ammersee-Region auch nicht mehr. „Der Waschbär klettert auf die Bäume, raubt die Nester aus.

Da wäre zumindest der Nachwuchs dezimiert“, meint Ernst. Das Thema Waschbär gefällt den Richtern. Sie blicken in Richtung Freistaat-Vertretung: „Setzen sie doch ein paar Waschbären aus – und das Problem ist erledigt!“ Die Gesichter der Beamten bleiben regungslos.

Auch der Vorschlag, die Bäume zu schlagen, auf denen die Kormorane ihrer Nester haben, gefällt der Freistaat-Vertretung nicht: „Das ist ein Naturschutzgebiet.“ Der Vorsitzende Richter: „Das ist eben das Problem der Bürokratie. Wenn von oben nichts kommt, geschieht im Staat auch nichts. Juristisch ist der Fall nicht zu lösen. Die Politik ist gefragt.“ Der Fall liegt jetzt auf Eis. Am Runden Tisch will man Lösung suchen. 

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