"Wunschkiosk": Das machen Künstler aus den leerstehenden U-Bahn-Kiosken in München

Kreative beleben den öffentlichen Raum: zehn leere Kioske in U-Bahnhöfen in München werden bis Dezember bespielt. Manchen Künstlern wäre es aber lieber, wenn die Kioske dort einfach normal betrieben würden.
Eva von Steinburg |
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Simone Egger und Christian Weiß eröffnen am Mittwoch ihren Wunschkiosk. Er befindet sich in der U-Bahnstation Hasenbergl.
Simone Egger und Christian Weiß eröffnen am Mittwoch ihren Wunschkiosk. Er befindet sich in der U-Bahnstation Hasenbergl. © Daniel von Loeper

München - Aktuell stehen 31 U-Bahn-Kioske in München leer. Lokalpolitiker in den Vierteln wissen, wie sehr sich viele Bürger wünschen, dass die kleinen Untergrund-Kioske wieder vermietet werden.

Mit ein Grund: Die Kioske waren Wohlfühlzonen – alltägliche Begegnungsorte. Einen wärmenden Kaffee, ein Blick in die Tageszeitung, ein wohlwollender Blickwechsel – das verschönt morgens den Weg in die Arbeit.

Temporäre Zwischennutzung: Kunst im U-Bahn-Kiosk in München

Wenn Münchner U-Bahnhofkioske verfallen und schmutzig werden, verlieren sie ihre freundliche Funktion. "Sie werden zu Un-Orten ohne Identität, die bei U-Bahn-Gästen ein Unsicherheitsgefühl verstärken", meint Radmila Krstajic. Sie betreut das neue Projekt "Kunst Kioske" mit. Ab 20. September gibt es in zehn verwaisten Kiosken in München Kunst zu sehen. Gefördert wird die temporäre Zwischennutzung vom Kulturreferat.

Münchens zweite Bürgermeisterin Katrin Habenschaden ist die Schirmherrin – und freut sich über die Wiederbelebung. An den U-Bahnhöfen Schwanthalerhöhe, Petuelring, Brudermühlstraße, Hasenbergl, Josephsplatz, Josephsburg, Messestadt Ost, Michaelibad sowie an zwei Kiosken am Nordfriedhof präsentieren bis Dezember Künstler ihre Arbeiten.

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Künstler wollen im "Wunschkiosk" mit den Menschen in München ins Gespräch kommen

Am maroden Kiosk am U-Bahnhof Hasenbergl gab es einmal Tickets und Zeitkarten, die Abendzeitung und Zigaretten. Jetzt ist das Rollo schmutzig, das Leuchtschild übersprayt. Rotes Mosaik platzt vom Mauerwerk. Den Schlüssel hat jetzt das Künstlerpaar Simone Egger und Christian Weiß. "Wunschkiosk – Stadt der Zukunft" nennen sie ihr Kunst-Kiosk-Projekt (Wunschkiosk.com).

Sie wollen die Schiebefenster und die Auslagen nutzen, um mit den Menschen im Hasenbergl über ihre Ideen für das Viertel von morgen ins Gespräch zu kommen. So sammeln sie Statements aus der Großwohnsiedlung aus den 60er Jahren. Kunstlehrer Christian Weiß stellt seine Fotos aus.

"Ein hübsches Kleinod": U-Bahnhöfe in München werden zu Kunstausstellungen

Als Kunstobjekt dient übrigens ein Paar lässiger Cowboystiefel, die auf einer Tischtennisplatte am Goldschmiedplatz im Hasenbergl herumstanden. "Wir haben sie gefunden, was sehr schön ist. Die Stiefel stehen für etwas Magisches hier, für unsere Suche nach einem Moment über den Alltag hinaus.", erklärt Künstlerin Simone Egger.

An der U-Bahnstation Michaelibad präsentiert Künstlerin Regina Baierl (56) ein fünfteiliges Wand-Tableau, das an die Sommerstimmung im Freibad erinnert. "Der Kiosk aus den 70er Jahren ist ein hübsches Kleinod. Inspiriert vom Michaelibad zeige ich ein Wandbild, angelehnt an eine Fotografie aus einem Privatarchiv. Eine gewisse Tante Irmgard taucht in einem Blechpool ihre Arme ins Wasser. Um den Hals hat sie einen Schwimmreifen. Daher der Titel "Tante Irmgard und das Wasserviech".

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Künstler sehen die MVG in der Verantwortung für den Leerstand der U-Bahn-Kioske

Die Kioske als Plattform für Künstler seien "eine schöne Idee", so Baierl. Doch das reiche nicht: "Es tut mir weh, dass so viele Kioske leerstehen." Die Stadtwerke München, die die U-Bahn-Kioske verpachten, seien in einer Bringschuld. Die MVG verweist darauf, dass die Sicherheitsanforderungen inzwischen höher seien als früher. Kioske, die neu vermietet werden, müssten deswegen aufwendig saniert werden. Immer wieder hört man auch, dass die Pachten zu hoch seien und die Kioske deswegen brachliegen.

Dazu sagt die MVG, dass die Kioske öffentlich ausgeschrieben würden. "Die Pacht setzt sich aus einer Grundmiete, verbrauchsabhängigen Nebenkostenvorauszahlungen und einer Nebenkostenpauschale zusammen", so der Sprecher Maximilian Kaltner. Dazu gibt es eine Umsatzbeteiligung, wie hoch diese sein wird, können künftige Pächter aber selbst angeben, wenn sie sich auf einen Kiosk bewerben.

"Wunschkiosk"-Projekt: Auftakt am 20. September am Josephsplatz

Neben den "Kunst Kiosken" befinden sich vier Kioske derzeit im Ausschreibungsverfahren. Für einen fünften wird dieses nun vorbereitet.

Start der "Kunst Kioske" ist Mittwoch, 20. September. Auftakt ist um 15.30 Uhr am Josephsplatz vor der Kirche. Von 18 bis 20 Uhr sind die Künstler in ihren Kiosken zu sprechen. Weitere Infos: www.kunstkioske.de

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16 Kommentare
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  • Dimpfe am 20.09.2023 07:52 Uhr / Bewertung:

    Ich finde es schade, dass die Kioske verschwinden. Ich habe sie als Schüler, Azubi und auch später immer sehr gerne genutzt. Zigaretten, etwas zu trinken, einen kl. Snack (Brezn, Wurtsemmel etc.), Kaugummi, Zeitung u.v.m.

    Zudem bedeuten solche Kioske auch ein Stück Sicherheit. Hier ist während der Öffnungszeiten immer Jemand da - als Ansprechpartner, "Kümmerer" oder einfach zum Ratschen. Ein stählener Warenautomat brüllt nicht "jetzt schleicht´s eich", wenn sich Jugendliche, Fussballfans etc. mal etwas danebenbenehmen. Der Warenautomat gibt auch keine Auskunft, welcher Ausgang wohl der Beste ist, wenn man zur Tram etc. will.

  • BBk am 19.09.2023 15:35 Uhr / Bewertung:

    Bürgermeisterin Katrin Habenschaden ist die Schirmherrin - Was bleibt da noch zu sagen?

  • AufmerksamerBürger am 19.09.2023 13:04 Uhr / Bewertung:

    Warum nicht hier Cannabis und andere Drogen verkaufen lassen?

    Jeden Morgen kommen viele Schüler vorbei und später dann andere, die nicht arbeiten müssen.

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