Wohnungsbau: Ifo Institut sagt Deutschen längere Krise voraus

Die Krise im Wohnungsmarkt weitet sich aus. Besonders München und die Metropolregion sind von dem Negativtrend betroffen. Eine neue Prognose zeigt, dass Deutschland auch im europäischen Vergleich besonders schlecht dasteht.
von  AZ mit dpa-Material
Bauarbeiter stehen auf der Baustelle eines Mehrfamilienhauses. (Symbolbild)
Bauarbeiter stehen auf der Baustelle eines Mehrfamilienhauses. (Symbolbild) © Julian Stratenschulte/dpa/Symbolbild

München - Die Ziele der Bundesregierung im Bereich Wohnungsbau klangen ambitioniert: von 400.000 Einheiten pro Jahr war zum Start der Ampel-Koalition die Rede. Inzwischen ist klar, dass dieses Versprechen bei weitem nicht gehalten werden kann. Bis November 2023 wurden gerade einmal 238.500 Wohnungen genehmigt. Im Vorjahr waren es noch 295.000 Neubauten. Folgt man dem IW Köln, dem Institut der deutschen Wirtschaft, dann dürfte der Freistaat Bayern in den kommenden Jahren von der Krise besonders betroffen sein.

Dramatische Entwicklung auf dem Wohnungsmarkt in München

Trotz des demografischen Wandels lässt sich mit der Zahl der Neubauten der wachsende Bedarf nicht decken. München und die Metropolregion haben eine Magnetwirkung. Das Landesamt für Statistik rechnet bis 2042 mit einem Wachstum von 14 Prozent – konkret wäre das ein Anstieg von 1,5 Millionen auf 1,6 Millionen Einwohner. Die Stadt selbst geht wohl von 1,8 Millionen Einwohnern bis 2040 aus. 

Rückgang im Wohnungsbau um 35 Prozent  erwartet

Die neuesten Zahlen des Ifo Instituts aus München dürften weitere  Sorgen verursachen. Bis 2023 sollten demnach gerade einmal 225.000 Wohnungen gebaut werden können.  Bis 2026 rechnet man mit einem weiteren Rückgang um 35 Prozent im Vergleich zum vergangenen Jahr. Damit würden in naher Zukunft nur noch 175.000 Wohnungen  fertiggestellt werden. Zahlen, die die Bundesrepublik auch im europäischen Vergleich besonders schlecht dastehen lassen, wie eine am Dienstag in München veröffentlichte Prognose des Forschungsnetzwerks "Euroconstruct" zeigt, das dem Ifo-Institut angehört. Laut der Prognose geht die Zahl fertiggestellter Wohnungen in den 19 untersuchten europäischen Ländern in den kommenden Jahren nur in Schweden noch stärker zurück als in Deutschland.

Hohe Finanzierungskosten

Ifo-Bauexperte Ludwig Dorffmeister zu den Hintergründen: "Vor allem wegen der stark gestiegenen Bau- und Finanzierungskosten ist der Wohnungsneubau in Deutschland oftmals nicht mehr möglich. Die Politik hat die Rahmenbedingungen bislang nicht entscheidend verbessert." Der Rückgang der Genehmigungszahlen für Bauten verheiße nichts Gutes für die kommenden Jahre.

Negativer Bautrend in Europa

Der negative Trend im Wohnungsbau ist laut der Studie in den untersuchten 15 westeuropäischen und vier osteuropäischen Länder klar zu erkennen. In den ausgewählten Staaten dürfte die Zahl der Wohnungsfertigstellungen bis 2026 im Schnitt um 13 Prozent gegenüber 2023 zurückgehen. Die Forscherinnen und Forscher rechnen dann nur noch mit 1,5 Millionen neu gebauten Wohnungseinheiten.  "Die Bauexperten berichten insbesondere über die verteuerte Kreditaufnahme und die geschrumpften finanziellen Spielräume der Privathaushalte", beschrieb Dorffmeister.

Eine positive Entwicklung legt der Untersuchung zufolge der Tiefbau in Europa hin. Auch wegen der politischen Ziele im Energie- und Umweltbereich rechnen die Experten hier mit einem Wachstum von 7,5 Prozent. Dazu trage voraussichtlich auch das Eisenbahnsegment und das Wassermanagement bei. 

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