Wohin mit den Prügel-Kids?
MÜNCHEN - Nach dem Gewalt-Exzess in Milbertshofen: Bislang gibt es in der Stadt München kein geschlossenes Heim für Kinder und Jugendliche.
Was geschieht mit Kindern, die zur Gefahr für sich und andere geworden sind? Diese Frage hat nach dem Gewaltexzess zweier Kinder in Milbertshofen neue Aktualität gewonnen. Denn die Buben, die eine Rentnerin gefoltert haben, sind mit 13 Jahren noch strafunmündig. Eine Option ist die Unterbringung in einem Heim, das die Möglichkeit zu freiheitsentziehenden Maßnahmen hat. Bundesweit gibt es nach Schätzung des Deutschen Jugendinstituts derzeit rund 350 Plätze in solchen Einrichtungen, im Freistaat sind es 123. Doch im Stadtgebiet München fehlt ein solches Angebot bislang komplett.
Das soll sich schon bald ändern: In der Scapinellistraße in Pasing soll eine geschlossene Einrichtung für „dissoziale Jugendliche“ im Alter von zwölf bis 17 Jahren entstehen. Bis maximal drei Monate lang sollen sie dort untergebracht werden können. Noch heuer ist der Baubeginn geplant, damit 2011 alles fertig wird. In dem sozialpsychiatrischen Jugendheim soll Platz für 14 Kinder und Jugendliche sein. Zahlreiche Anwohner sind von dem Projekt jedoch alles andere als begeistert. Eine Eigentümergemeinschaft klagte sogar gegen den Bauvorbescheid (AZ berichtete).
Rund 350 Plätze in ganz Deutschland – das ist nicht üppig. Gibt es also zu wenige solcher Heime? Sabrina Hoops, Erziehungswissenschaftlerin am Deutschen Jugendinstitut, verneint diese Frage. „Wenn es mehr Plätze gibt, werden diese auch belegt. Darin sehe ich auch eine Gefahr.“ Im Vordergrund müsse eher die Frage stehen, was getan werden könne, damit es erst gar nicht so weit kommt. Trotzdem gibt es „einen Trend zu mehr solchen Einrichtungen“. In Niedersachsen soll demnächst ein Haus eröffnen, dass sogar Buben ab einem Alter von zehn Jahren aufnimmt. Das Durchschnittsalter aller auffälligen Kinder und Jugendlichen in solchen Heimen liegt derzeit bei knapp 14.
Julia Lenders
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