Wirtin Toni Netzle: Einfach Simpl

Vor zwanzig Jahren kehrte Toni Netzle dem „Alten Simpl“ den Rücken.  Erinnerung an eine legendäre Wirtin
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München - Eigentlich mag sie gar keine Kneipen, sagt sie noch heute. Da ist es fast eine Ironie der Geschichte, dass ausgerechnet Toni Netzle drei Jahrzehnte Münchens legendärste Wirtin war. Sie war „die Königin des Alten Simpl“ , wie es der Musikmanager Hans R. Beierlein nennt. Am Sonntag ist es zwanzig Jahre her, dass sie aufgehört hat. Deswegen wird Netzle noch einmal gefeiert - mit einer Retrospektive (siehe Kasten), die dem Mythos dieser Kneipe nachspürt:

Über den Simpl erzählt Netzle zweierlei Geschichten. Die, zu denen Namen gehören: Wie Duke Ellington im Simpl aufspielte, als Elvis kam oder die Bardot. Und wie nach dem legendären Bardot-Besuch immer wieder Gäste danach genau am selben Tisch sitzen wollten wie die Sex-Göttin. „Anfangs hab ich immer nur den einen Tisch vergeben - später hatte sie dann halt auch an allen anderen gesessen“, erzählt Netzle.
Die anderen Geschichten sind die ohne Namen, denn Verschwiegenheit über das Erzählte und Gesehene gehörten zu Netzles Ehrenkodex. So schweigt sie bis heute über die Identität des namhaften Journalisten, der auf dem Simpl-Boden ein Kind zeugte, das später den zweiten Vornamen „Simplina“ bekam.

Dann gibt es noch die Geschichten über Netzles Regentschaft über Stars, Adabeis und ganz normale Zecher. Wie sie Udo Lindenberg rausschmiss, weil er mit Rollschuhen ankam, die nicht gut für ihr Parkett waren. Und wie sie Bernd Eichinger noch vor Beginn seiner eigenen Party dezent heimschaffen ließ, weil er zu betrunken war. Das sind die Geschichten, die zeigen, dass für Toni Netzle – Promis hin oder her – letztlich immer der Mensch zählte.

"Lebensberaterin und Beichtmutter"

Christian Wolff, Schauspieler: „Der Erfolg des Simpl ist so simpel, dass man ihn in zwei Worten erklären kann: Toni Netzle.“

Barbara Dickmann, Journalisten: „Toni war eine Autorität. Wenn sie sagte, jetzt ist Schluss, dann war Schluss. Sie war aber auch Lebensberaterin und Beichtmutter.

Peter Gauweiler: CSU-Politiker: „Im Simpl hat man immer auch Gegner getroffen. Toni hat dafür gesorgt, dass aus einer Meinungsverschiedenheit kein Streit wurde. Sie hat also zivilisatorisch auf uns alle eingewirkt.“

Rolf Eden, Playboy: „Jeder der reinkam dachte, er ist der Wichtigste. Das hat Toni Netzle sehr geschickt gemacht.“

Ottfried Fischer Kabarettist „Der alte Simpl war die einzige Münchner Kneipe ohne Türsteher, von der jeder dachte, es gäb’ einen.“

Noch mehr Zitate und Bilder in der Retrospektive: „Nicht immer Simpl“ von Gaby dos Santos, am Sonntag im „Theater ...und so fort“, 20 Uhr, Kurfürstenstraße 8, Eintritt frei, Reservierungen empfohlen unter Tel. 444 09 206

Noch mehr Bilder in der Wochenendausgabe der Abendzeitung

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