"Wir sind keine Schabracken"
Es war der größte Aufreger auf dem Nockherberg: Mit derben Macho-Sprüchen über „Landfrauenschabracken“ und „Barbiepupperl“ zog Fastenprediger Michael Lerchenberg den Zorn der weiblichen Festsaalgäste auf sich. Jetzt wehren sich die Landfrauen.
MÜNCHEN Es war der größte Aufreger des Starkbier-Anstichs auf dem Nockherberg:Mit derben Macho-Sprüchen über „Landfrauenschabracken“ und „Barbiepupperl“ Christine Haderthauer zog Fastenprediger Michael Lerchenberg den Zorn der weiblichen Festsaalgäste auf sich. „Völlig überflüssig und viel zu hart“ fanden viele die Beleidigungen. „Das war total chauvihaft“, empörte sich Edith von Welser-Ude.
Jetzt zieht auch die Bayerische Landfrauenvereinigung gegen den Fastenprediger zu Felde: „Diskriminierend und abwertend“ seien die Äußerungen des neuen Bruder Barnabas gewesen: „Solche Ansichten entsprechen überhaupt nicht den Tatsachen. Vielmehr seien die Unterschiede zwischen den Frauen auf dem Land und in der Stadt schon lange nicht mehr so groß“, erklärte Barbara Meier de Florez, die Referentin des Verbands.
Das findet auch Julia-Kristin Schmalstieg: „Wie eine Schabracke sehe ich jedenfalls nicht aus“, sagt die blonde Schönheit, die seit einigen Semestern Landwirtschaft studiert und später den Hof ihrer Eltern übernehmen will. Im vergangenen Jahr hat sich die 21-jährige deshalb für den neuen Jungbauernkalenders der Bayerischen Jungbauernschaft ausgezogen: „Die Leute sollen dadurch endlich begreifen, dass Bäuerinnen nicht hässlich sind.“
Lerchenberg nimmt diese Kritik durchaus ernst: „Wir haben am Donnerstag kräftig ausgeteilt, jetzt müssen wir auch einstecken können“, sagte er zur AZ.
Gegen den Vorwurf, er sei frauenfeindlich, verwahrte sich der 54-Jährige allerdings: Als Intendant der Luisenburg-Festspiele in Wunsiedel würde er seit Jahren mit Frauen in verantwortliche Positionen zusammen arbeiten: „Allerdings nicht weil sie gut aussehen, sondern aufgrund ihrer Kompetenz“, sagte Lerchenberg.
Bei der CSU sei das aber ganz anders: Schließlich sei Christine Haderthauer nicht zur CSU-Generalsekretärin gemacht worden, weil sie ein politisches Schwergewicht ist. „Vielmehr wurde ihre Attraktivität als politisches Kapital eingesetzt“, kartet der gebürtige Dachauer nach. „So gesehen bin nicht ich frauenfeindlich – sondern die CSU!“ Hört sich fast so an, als ob der Streit um die Fastenpredigt noch lange nicht beendet ist. Daniel Aschoff
Die Fastenpredigt und das Singspiel gibt’s am Sonntag um 19 Uhr im Bayerischen Fernsehen.