Geringere Dividenden bei BMW: Das sagen die Aktionäre

Autobauer BMW versammelt seine Aktionäre und verbreitet trotz Flaute in der Branche Zuversicht. Das Unternehmen will wieder auf den Wachstumpfad zurückkommen. Die AZ war beim Treffen dabei – und hat sich angehört, was der Konzern für die Zukunft plant.
Ralf Müller |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Autohersteller BMW kann Aktionären derzeit nicht viel bieten -- doch das stört gar nicht, scheint„s
IMAGO/Heinz Gebhardt 2 Autohersteller BMW kann Aktionären derzeit nicht viel bieten -- doch das stört gar nicht, scheint„s
Oliver Zipse, Vorsitzender des Vorstands der BMW AG, mit dem BMW Vision Neue Klasse X.
Sepp Spiegl/imago 2 Oliver Zipse, Vorsitzender des Vorstands der BMW AG, mit dem BMW Vision Neue Klasse X.

München – Weder himmelhoch jauchzend noch zu Tode betrübt war die Stimmung auf der Hauptversammlung der BMW-Group am Mittwoch in München. Zwar ist die Erfolgssträhne der Münchner Automobilbauer seit Mitte vergangenen Jahres unterbrochen, doch die Aktionäre zeigten Verständnis. Man könne die "kleine Ergebnisdelle hinnehmen", sagte Hendrik Schmidt von der Fondsgesellschaft DWS.

Vorstandschef Oliver Zipse sparte zwar die Verkaufsrückgänge in China und die teuren Probleme mit dem schadhaften zugelieferten Bremssystem im vergangenen Jahr nicht aus, legte aber den Schwerpunkt auf eine aus seiner Sicht strahlende Zukunft.

Die strahle vor allem wegen der Einführung der "Neuen Klasse". Das Hightech-Produkt mit vier leistungsfähigen Rechnern an Bord wird noch in diesem Jahr im neuen ungarischen BMW-Werk und ab 2026 in Shenyang anlaufen und nicht zuletzt im wichtigsten Einzelmarkt China BMW wieder auf Wachstumskurs bringen.

US-Zölle: BMW-Chefs bleiben gelassen

Bemerkenswert gelassen blieben die BMW-Chefs angesichts des von US-Präsident Donald Trump losgetretenen Zollstreits. Der kostet den Konzern nach eigenen Angaben etwa ein Prozent Umsatzrendite im Automobilgeschäft, das von den langfristig angestrebten acht bis zehn Prozent erst einmal auf fünf bis sieben Prozent abgesackt ist. Ab Juli 2025 erwarte man "Dämpfungen" bei den Zöllen, sagte Finanzchef Walter Mertl.

Konzernchef Zipse pocht vor allem auf die starke Präsenz von BMW in den USA, was die Position des Unternehmens in der Zolldebatte und in der US-Politik stärke. Wertmäßig sei BMW der größte US-Autoexporteur, betonte Zipse einmal mehr.

Oliver Zipse, Vorsitzender des Vorstands der BMW AG, mit dem BMW Vision Neue Klasse X.
Oliver Zipse, Vorsitzender des Vorstands der BMW AG, mit dem BMW Vision Neue Klasse X. © Sepp Spiegl/imago

In China möchte BMW erneut angreifen. "Wir können China-Tempo", sagte Zipse, "Lassen Sie sich nichts einreden." Er verwies auf den rasch voranschreitenden Bau der konzerneigenen BMW-Fabrik in Niederbayern. In China, dem wichtigsten BMW-Einzelmarkt, werde man "wieder auf den Wachstumspfad zurückkehren", versprach der Vorstandschef den Aktionären.

Mit der "Neuen Klasse" werde BMW allen spezifischen Wünschen der chinesischen Kunden entsprechen. Im Übrigen habe man auch 2024 dort die Spitzenposition im Premium-Segment verteidigen und 100.000 rein elektrische Fahrzeuge ausliefern können.

Geringere BMW-Dividende: Keine Kritik der Aktionäre

Dass längst nicht alles wie früher ist, machte vor allem die drastische Reduzierung der Dividende von 8,50 Euro im Vorjahr auf nun 4,30 Euro je Stammaktie deutlich. Das freilich beanstandeten die Aktionärsvertreter mit Blick auf das gesunkene Ergebnis nicht. Dividende und Treibhausgasemissionen seien zu hoch, sagte gar Markus Dufner von der Vereinigung kritischer Aktionäre. Angesichts der Klimakatastrophe müsse BMW von seinem Gewinn mehr in den Klimaschutz investieren und auf SUV und Plug-In-Hybride verzichten.

Klimaschützer hatten vor der Olympiahalle gegen den Hersteller von PS-starken Premiumautos demonstriert und den Vortrag Zipses zeitweise mit Zwischenrufen zu stören versucht. Sie erhielten Gegenwind von Daniel Bauer von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger: Die Lösung des Klimaproblems liege nicht in der Störung von Versammlungen.

BMW-Chef Zipse hatte sich bei den Klimaschützern zusätzlich unbeliebt gemacht. Elektrische Mobilität als "singuläre Technologie" führe "in die Sackgasse", stellte er fest: "Das ist jetzt offensichtlich."

BMW-Chef zuversichtlich: "Jetzt schwenkt auch die Politik um"

Mit dem Kurs der Technologieoffenheit, die auch die Weiterentwicklung von Verbrennerfahrzeugen einschließt, liege BMW "goldrichtig", meinte der BMW-Vorstandschef: "Jetzt schwenkt auch die Politik um."

Eine Person stand im Mittelpunkt der 105. BMW-Hauptversammlung: der frühere Vorstands- und Aufsichtsratsvorsitzende Norbert Reithofer. 38 Jahre lang war er in führenden Positionen bei dem Autobauer tätig, seit 2000 im Vorstand, seit 2006 als Vorstandsvorsitzender und seit 2015 als Aufsichtsratschef. Seine Nachfolge als Chef des Aufsichtsrats trat der bisherige BMW-Finanzvorstand Nicolas Peter an.

Reithofers Engagement würdigte Stefan Quandt für die Mehrheitsaktionärsfamilie Quandt-Kletten. Reithofers "großartige unternehmerische Leistung" habe das Unternehmen "an die Position gebracht hat, an der es heute steht", so Quandt. "Ich sage mit voller Überzeugung: Dies war eine Ära."

Lesen Sie auch

Lesen Sie auch

Zum ersten Mal seit 2019 fand die BMW-Hauptversammlung wieder in Präsenz in der Münchner Olympiahalle statt. Der Vorstand ließ sich von der Versammlung die Möglichkeit einräumen, wieder ins virtuelle Format zurückkehren zu können. Mehrere Aktionärsvertreter forderten, davon keinen Gebrauch zu machen und die Hauptversammlungen hybrid zu gestalten: "Sie sehen doch, wie toll das ist", sagte Daniela Bergdolt von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz.

Was Präsenz bedeutet, verdeutlichte ein medizinischer Notfall. Ein Aktionär brach zusammen, musste im Krankenhaus behandelt werden.

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.