Wir brauchen zwei Jobs - Münchner erzählen
München - Sie schuften, Tag und Nacht: Mehr als drei Millionen Deutsche arbeiten doppelt, und es reicht nur knapp zum Leben. Sie brauchen ihren Nebenjob, um die Miete zu zahlen, in den Urlaub zu fahren oder mit Freunden ein Bier trinken zu können. Wie das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) herausgefunden hat, hat sich die Zahl derjenigen, die einen Zweitjob haben, seit der Wiedervereinigung mehr als verdreifacht.
Zuletzt gab es 3,02 Millionen Menschen mit Zweitjob und auch 2014 soll dieser Wert weiter steigen. Grund für den Anstieg seien Vergünstigungen für Zweitjobs, die die Politik im Zuge der Hartz-Reformen beschlossen habe, sagt IAB-Forscher Enzo Weber, denn seit 2003 ist der Hinzuverdienst steuer- und abgabefrei. Gerade in München sind die hohen Mieten, die steigenden Nebenkosten und die hohen Lebenshaltungskosten Grund genug für einen Zweitjob. Die AZ hat sich umgehört:
„Ich will nicht verzichten“
Sabrina Müller, 46: „Seit einer gefühlten Ewigkeit habe ich zwei Jobs. Ein Arbeitsleben ohne Zweitjob kenne ich gar nicht. Sogar schon in der Lehre zur Groß- und Außenhandelskauffrau habe ich mir nebenbei Geld dazu verdient. Zwar habe ich immer wieder den Job gewechselt, aber ich hatte immer zwei. Im Moment arbeite ich bei einer Spedition im Archiv als Teilzeitkraft. Dazu gehe ich einmal die Woche zum Saubermachen und helfe einmal im Monat im Service.
Insgesamt komme ich da auf rund 1800 Euro im Monat. Auskommen würde ich mit meinem Teilzeitgehalt schon, aber es würde ganz schön knapp. Dann könnte ich mir nichts für den Urlaub auf die Seite legen oder könnte vielleicht die Reparaturen vom Auto nicht gleich zahlen, denn das haut ja manchmal echt rein, wenn der Wagen zur Wartung muss. Mein Nebenjob ermöglicht es mir eben, dass ich mir immer mal wieder ein Zuckerl leisten kann. Darauf will ich einfach nicht verzichten müssen. Da arbeite ich lieber mehr.“
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