Winterreifen: Der große AZ-Service

Der Winter ist da: Die AZ befragte Experten, was man bei Winter-Pneus beachten muss – und was man lassen sollte
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Nur nicht ins Schleudern kommen: Im Winter sind gute Reifen Pflicht – sonst kann man auf rutschigem Untergrund schnell in brenzlige Situationen geraten.
Thomas Gaulke Nur nicht ins Schleudern kommen: Im Winter sind gute Reifen Pflicht – sonst kann man auf rutschigem Untergrund schnell in brenzlige Situationen geraten.

Der Winter ist da: Die AZ befragte Experten, was man bei Winter-Pneus beachten muss – und was man lassen sollte

So sicher wie Heiligabend kommen die nächsten Chaostage – der erste Schnee in der Stadt. Dann kracht es wieder, weil viele noch immer mit Sommerreifen unterwegs sind. Rund 300 Unfälle zählt an so einem Chaostag die Münchner Polizei – normal sind 80. Winterreifen sind jetzt das Thema – die AZ befragte Experten dazu:

Sind Winterreifen jetzt Pflicht? Wenn winterliche Straßenverhältnisse mit Schnee, Matsch oder Eis herrschen, darf man nur mit Winterreifen fahren. „Die Winterreifenpflicht gilt seit 2006“, so Ruprecht Müller vom ADAC, „wie winterliche Straßenverhältnisse genau definiert werden und was als Winterreifen gilt, klärt der Gesetzgeber zur Zeit.“ Man kann auch auf Winterreifen verzichten, betont Johann Gschoßmann, Chef der Münchner Verkehrspolizei, „doch dann muss man bei Eis und Schnee sein Auto stehen lassen.“

Was passiert, wenn ich im Winter mit Sommerreifen unterwegs bin? Wer auffällt, hat verloren: Wer wegen falscher Bereifung zu langsam oder gar Schlangenlinien fährt, muss zahlen. „Wenn nichts passiert, ist man mit 20 bis 40 Euro dran“, erklärt der ADAC-Experte, „bei einem Unfall, bei dem die Reifen ausschlaggebend waren, habe ich fahrlässig gehandelt und dazu kann die Versicherung die Zahlung verweigern.“

Sind Ganzjahresreifen jetzt verboten? Nein, denn Ganzjahresreifen sind Winterreifen, die sich zusätzlich zum Gebrauch im Sommer eignen.

Wie erkenne ich Winterreifen? Winterreifen haben Lamellen in den Profilblöcken. Die Mindestanforderung ist das M+S-Zeichen. Das bedeutet „Matsch und Schnee“, ist aber kein Prüfsiegel. „Will ich auf Nummer sicher gehen, sollte ich auf das Symbol mit den drei Bergspitzen und der Schneeflocke achten“, sagt Müller, „das ist die Garantie, dass der Reifen im Test schon mal Schnee gesehen hat“.

Wie sehe ich, ob meine Reifen noch taugen? Laut Gesetz müssen Winterreifen eine Profiltiefe von 1,6 Millimeter haben. Der ADAC rät aber, die Reifen nicht weiter abzunutzen bis zu einer Tiefe von 4,4 Millimeter. „Es gibt kein Verbot für alte Reifen“, so der Experte, „aber wir empfehlen, dass man sich nach acht Jahren schleunigst nach neuen Reifen umschaut, weil das Material dann einfach nachlässt und der Stand der Technik viel weiter fortgeschritten ist“. Zu wenig Profiltiefe kann pro Rad bis zu 100 Euro Bußgeld kosten.

Was muss ich für gute Winterreifen hinlegen? Billigreifen gibt es schon ab 40 Euro. „Für einen Qualitätsreifen von Goodyear oder Bridgestone zahlen Sie 60, 70 Euro“, erklärt Michael Haberland.

Soll ich das günstigste Angebot wählen? „Nein“, sagt der ADAC-Experte, „von so genannten Budget- Reifen sollte man die Finger lassen.“ Die Reifen gibt es sehr günstig im Internet, sind aber meistens nicht Stand der Technik. Gerade von chinesischen Fabrikaten raten Experten ab.

Was taugen Runderneuerte? Bei runderneuerten Reifen wird das Profil neu aufgetragen. „Klar, runderneuerte Reifen sind billiger“, erklärt Michael Haberland, Vorsitzender von mobil in Deutschland, „aber sie haben natürlich nicht den Halt, wie neue. Da spart man am falschen Ende.“

Was ist der beste Zeitpunkt, Reifen zu wechseln? Im Oktober oder November wird es Zeit für die Winterreifen.

Ist Wuchten zwingend notwendig? Nein, nur wenn die Reifen neu auf die Felgen gezogen werden, oder wenn das Auto nicht mehr rund läuft, empfielt es sich, die Reifen wuchten zu lassen. „Der Trend geht dahin, dass man nicht mehr standardmäßig wuchtet“, mein Ruprecht Müller, „wenn gewuchtet wird sollte ich drauf achtet, dass der Mechaniker nicht gleich die Gewichte wegreißt, bevor er den Reifen geprüft hat.“

Was kostet mich der Reifenwechsel? Michael Haberland: „Wenn ich nur die Reifen wechseln muss, bekomme ich das für 20 bis 30 Euro. Am besten ist es, man geht zum Händler seines Vertrauens und handelt den Preis aus.

Was muss ich beim Selberwechseln beachten? Der Wagenheber muss zum Auto passen. Die größte Gefahr ist, dass das Auto beim Lösen der Schrauben vom Heber rutscht. Deshalb: Die Schrauben lockern, wenn das Auto noch nicht voll aufgebockt ist. „Viele Menschen ziehen zu stark an“, meint Ruprecht Müller, „das macht nur das Gewinde kaputt – und hinten fliegt einem die Bandscheibe raus.“

Das taugen Billigangebote aus dem Netz

Der größte Markplatz für Reifen ist das Internet: Unzählige Vergleichsportale und Billig-Händler versprechen günstige Winterreifen. Doch was taugen die Angebote aus dem Netz? Michael Haberland, Vorsitzender vom Automobilclub „Mobil in Deutschland“, hat zwei verschiedene Webseiten für die AZ getestet.

www.reifen-vor-ort.de

Wie funktioniert’s? „Reifen vor Ort ist ein Vergleichsportal und soweit ich das sehen kann, ist es ein unabhängiges. Ich gebe meine Postleitzahl ein und das Reifenmodell, dann bekomme ich nach Preisen aufgelistet die Angebote der Händler in meiner Nähe.“

Was bringt’s? „Sehr gut ist, dass ich bei dem jeweiligen Modell immer einen Testbericht von einem Automobilclub oder von Fachzeitschriften habe. Die Seite ist sehr übersichtlich.“

Worauf sollte ich achten? „Die billigsten Modelle sind meistens runderneuerte, das steht aber dabei. Um zu checken, ob der angegebene Händler den Reifen tatsächlich vorrätig hat und auch zu diesem Preis anbietet, empfiehlt es sich, vorher anzurufen.“

www.reifendiscount.de

Wie funktioniert’s? „Ein Discount-Reifenhändler, der Reifen in Deutschland kostenlos per Post verschickt. Auch hier gebe ich Größe und Hersteller ein und erhalte die Angebote, die ich im Internet bestellen kann.“

Was bringt’s? „Ein probates Tool, um schnell billige Reifen zu kaufen. Die angegebenen Montagepartner bieten einen günstigen Reifenservice.“

Worauf sollte ich achten? „Netto Discount Reifen ist ein Händler und der will verkaufen. Kritische und unabhängige Bewertungen gibt es nicht. Auch das Alter der Reifen ist nicht angegeben. Ich empfehle allen Interessenten, mit dem ausgedruckten Angebot direkt zu der Niederlassung in meiner Nähe zu fahren und nach dem Reifen zu fragen. Auch hier sollte man verhandeln.“

J. Jauernig

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