Wildwest in Sendling: Busfahrer macht Jagd auf Radler

MÜNCHEN - Wie ein Racheengel saß der Busfahrer Reinhold S. im Nacken. Der Industriekaufmann hatte auf dem Weg zur Arbeit einen Bus der Linie 132 an einer Haltestelle in Mittersendling überholt. Der Fahrer soll daraufhin völlig ausgerastet sein.
Am Dienstagmorgen fuhr der Industriekaufmann ausnahmsweise mit dem Radl ins Büro. In der Friedrich-Hebbel-Straße stoppte vor ihm ein Bus der Linie 132. An der Haltestelle stieg eine Frau ein. „Weil es keinen Radlweg gibt, wollte ich links vorbei“, erzählt der 47-Jährige. Im selben Moment gab auch der Busfahrer Gas. Reinhold S.: „Der hat mich im Rückspiegel gesehen und trotzdem ist er losgefahren.“ Der Münchner trat noch kräftiger in die Pedale und überholte den Bus. Dessen Fahrer platzte der Kragen. „Der schimpfte und gestikulierte wild“, erzählt der Radler. Der Bus holte auf und drängt ihn immer weiter nach rechts ab. Reinhold S. bekam es mit der Angst zu tun. „Der versuchte mich einzuquetschen“, dachte er.
Auf der Höglwörther Straße wollte der Busfahrer den Radler offenbar ausbremsen. Doch er entwischte wieder. Wütend reckte der 47-Jährige den ausgestreckten Mittelfinger seiner linken Hand nach hinten – was die Wut seines Verfolgers noch mehr anstachelte.
"Brauchst Du Schläge?"
Mit einem halben Dutzend Fahrgästen an Bord setzte der Busfahrer dem Radler nach. An der Kreuzung Sappelstraße zog er nach rechts und blockierte damit Rad- und Fußweg. Er kurbelte das Fenster runter und spuckte auf Reinhard S.: „Einmal traf er mich an der Schulter, die andere Ladung ging ins Gesicht.“ Dann sprang der Fahrer aus dem Bus und ging auf seinen Kontrahenten los. „Brauchst du Schläge, ich erwisch dich“, drohte er nach Angaben von Reinhold S.. Der hatte nur noch einen Gedanken – nichts wie weg. Doch der Bus folgte ihm erneut.
Kurz vor der Murnauer Straße musste der Bus an einer Ampel halten. Eine Frau stieg aus. „Sie war völlig genervt und ging zu Fuß weiter“, berichtet Reinhold S. Für ihn war es die Gelegenheit, den wildgewordenen Busfahrer endlich abschütteln. Bei der Polizei erstattete er später Anzeige wegen Nötigung und Beleidigung.
Hartes Durchgreifen gegen Rüpel
Die Stadtwerke haben den fraglichen Busfahrer inzwischen ermittelt. Er ist bei einer Firma beschäftigt, die im Auftrag der Stadt die Strecke fährt. „Er wird am Freitag zu den Vorwürfen befragt“, erklärte ein Sprecher der Stadtwerke.
Dort greift man bei rüpelhaften Verhalten hart durch. Ein Trambahnfahrer, der mehrfach Fahrgäste auf bairisch derb beschimpft hatte, wurde sogar 2007 gefeuert. Der Mann klagte vor Gericht. Und bekam seinen Job zurück. Ralph Hub