Wieder da: Hamsterkäufer - auch in München

Öl, Mehl, Konserven - es wird wieder auf Vorrat gekauft. Der Krieg in der Ukraine verursacht Mangel, auch bei Rohstoffen.
von  Leonie Fuchs, Martina Scheffler, dpa
Das Öl in der Lidl-Filiale im Münchner Westend ist gestern bereits kurz vor Mittag nahezu vergriffen.
Das Öl in der Lidl-Filiale im Münchner Westend ist gestern bereits kurz vor Mittag nahezu vergriffen. © lf

München - Es ist verrückt", sagt Lazar Bajic der AZ - und zeigt auf das nur noch zur Hälfte gefüllte Mehlregal. Es ist halb 12. In seiner Edeka-Filiale im Münchner Westend werde derzeit vor allem Mehl und Öl gehamstert, erzählt der Inhaber.

Lieferengpässe und steigende Preise

Die tägliche Konsummenge habe er auf eine Flasche pro Einkauf limitiert. Dennoch: "Die Kunden sind besorgt wegen dem Krieg". Einkaufspreise für die Produkte würden steigen, Lieferengpässe seien spürbar. Von zehn bestellten Kisten Öl kämen nur zwei bis drei in der Filiale an.

Nebenan bei Edeka zeigt Filialleiter Lazar Bajic auf nur noch dürftig gefüllte Regalfächer. Mehl ist bei ihm wie Öl derzeit Mangelware. Die Gründe: Lieferengpässe und besorgte Kunden.
Nebenan bei Edeka zeigt Filialleiter Lazar Bajic auf nur noch dürftig gefüllte Regalfächer. Mehl ist bei ihm wie Öl derzeit Mangelware. Die Gründe: Lieferengpässe und besorgte Kunden. © lf

Öl und Mehl sind besonders beliebt

Nebenan im Lidl zeichnet sich das gleiche Bild ab. "Gerade besonders beliebt sind Öl, Mehl, Nudeln, Konserven und Toilettenpapier", so der Filialleiter. Einige Straßen weiter im Hit ergattert Kundin Birgit Rittinger gerade eine Packung Weizenmehl. "Tatsächlich bekomme ich heute endlich eine Packung", sagt sie.

Vergangene Woche hat sie bereits ihr Glück versucht. Doch die Regale waren leer. "Ich brauche wirklich mal wieder Mehl", sagt sie. Das Hamstern finde sie "krank - es gibt doch alles".

Der Ukraine-Krieg könnte für Knappheit sorgen

Dennoch häufen sich Warnungen vor Knappheit bestimmter Güter aufgrund des Krieges in der Ukraine. Auf die Frage nach einer Abgabebegrenzung für gerade stark nachgefragte Produkte sagte der Vizepräsident des Handelsverbands Deutschland Björn Fromm gestern im ZDF-Morgenmagazin: "Das ist vernünftig für den Moment, wo vielleicht Menschen aus Angst und Panik mehr kaufen, als sie wirklich brauchen."

Sind also die Befürchtungen der Menschen unberechtigt? Antonin Finkelnburg, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen, sagt der AZ: "Der Handel passt sich der Marktlage an, plant seine Lieferketten um und bezieht eventuell ausfallende Waren andernorts."

Die steigenden Energiepreise werden spürbar

Dies könne Auswirkungen auf Preise haben und möglicherweise die Verfügbarkeit von Waren verzögern. Es sei branchenübergreifend absehbar, "dass die enorm gestiegenen Energiepreise sowohl für Unternehmen als auch für die Endkunden spürbar sein werden".

Entwarnung für die begehrten Güter

Eine gewisse Entwarnung gibt Finkelnburg bei den begehrten Gütern: "Im Hinblick auf die oft genannten Produkte Weizen und Ölsaaten ist Deutschland im Importbereich so aufgestellt, dass die Ausfälle durch die anderen Lieferländer substituiert werden können."

Dünger könnte bald knapp werden

Anders sehe es im Bereich der Dünger aus: "Schwer substituierbar sind Vorprodukte der Düngemittelproduktion wie Ammoniumnitrat, Phosphat und Kali. Hier war Russland bisher ein wichtiger Zulieferer. Auch Gas ist ein unverzichtbarer Rohstoff zur Herstellung von Düngemitteln."

Zudem sei klar, "dass Krieg und Sanktionen zu höheren Preisen führen werden, entweder aufgrund von Knappheiten oder längeren Transportwegen", sagt Finkelnburg. "Sorgen bereiten mir dabei die Auswirkungen von Preisanstiegen bei Getreide auf die ärmeren Staaten der Welt."

Vor diesen Problemen steht Bayern

Bertram Brossardt, Hauptgeschäftsführer der vbw (Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft), sieht für den Freistaat weitere Probleme. "Aufgrund der weitgehend gerissenen, ukrainischen Lieferketten fehlt es an verschiedenen Vorprodukten und Rohstoffen, unter anderem Erze, Ferrolegierungen, Kaolin und Titan", sagt er der AZ.

Neben fehlenden Kabelbäumen gebe es weitere Mängel, so exportiere die Ukraine wie auch Russland wichtige Grundstoffe für die Chipproduktion: Nickel, Platin, Palladium sowie bestimmte Edelgase.

 

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