Wie sich München verkünstelt

Mögen die Münchner im Internet-Zeitalter ihre Plätze nicht mehr? Zehn Künstler sollen das bald ergründen. 1,2 Millionen kostet das Projekt.  
Willi Bock |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Das ist sie nicht. Aber eine "Berliner Pfütze" als Kunstwerk wird von der Spree nach München gebracht.
Das ist sie nicht. Aber eine "Berliner Pfütze" als Kunstwerk wird von der Spree nach München gebracht.

Mögen die Münchner im Internet-Zeitalter ihre Plätze nicht mehr? Zehn Künstler sollen das bald ergründen. 1,2 Millionen kostet das Projekt.

München -  Hier eine Pfütze, da eine Wasserlache – der Weg ins Rathaus geriet zum Spring-Sport. Wer hinein getappt ist, bekam kalte Füße. Nur ein paar Stadträte nicht, wie man im Kulturausschuss erleben konnte. Mit trockenem Humor ging es dort um eine „Berliner Pfütze“. Dort regnet es eben auch. Aber an OB Udes breitem Grinsen sah man schon: Das ist keine normale Pfütze. Diese „Berliner Pfütze“ ist ein Kunstwerk.

In Berlin hat die Künstlerin Kirsten Pieroth eine zur Kunst erhobene Pfütze bereits ausgestellt. Die wird nun aufgesaugt, in Kanister gefüllt, nach München gebracht – und hier wieder zur Pfütze gemacht. Sie wird dann „täglich in München installiert“.

Aber immerhin dies: Die Pfütze ist Teil eines Gesamtkunstwerks. Deshalb kommt sie nach München. Das über zwei Jahre laufende Projekt heißt „A Space Called Public“, entwickelt vom Künstlerduo Michael Elmgreen und Ingar Dragset. Deren These: Das Internet macht die öffentlichen Plätze bedeutungslos. Sie müssten neu entdeckt und belebt werden. Zehn Künstler sind eingeladen, sich zu beteiligen. Kosten wird das mindestens 1,2 Millionen Euro, einige Posten sind schwer zu kalkulieren. Neben der Pfütze gibt es noch weitere Kunst:

Mann mit Flüstertüte: Ein Jahr lang steht auf dem Marienplatz eine Vitrine mit einem Megaphon darin. Jeden Tag um 12 Uhr wird ein Mann dort rufen: „It’s never too late to say sorry.“ (deutsch: Es ist nie zu spät, sich zu entschuldigen). Mit diesem Spektakel beginnt die zweijährige Kunstsession in diesem Frühjahr.

Riesen-Buddha: Der Künstler Han Chong (London) wird extra für München eine vier Meter hohe Buddha-Statue bauen. Die soll auf der Seite liegen – damit man die Inschrift „Made in Dresden“ nicht lesen kann. Es soll darauf hinweisen, dass es billiger sei, Souvenirs von Asiaten in Dresden statt in China produzieren zu lassen.

Museums-Zug: Dann soll ein Bahnwaggon zum Kunst-Museum werden, das – an normale Züge angehängt – von Stadt zu Stadt fährt. Ob die Bahn den Kunst-Zug will, weiß noch niemand.

Venedig in München: Dann haben zwei Künstler für ein anderes Kunstoprojekt „Republika“ entdeckt, dass es „eine unerkannte Verwandschaft des Markusplatz in Venedig mit dem Hofgarten“ in München gibt. Für acht Monate sollen Vorhänge an die Arkaden des Hofgarten montiert werden, damit es an die Stores des Markusplatzes erinnert. Preis: 150.000 Euro.

„Bestimmt werden Bürger fragen: Was soll der Schmarrn?“, so Stadträtin Christa Stock. Alle fanden das „irgendwie spannend“. Ude grinste, Kulturreferent Georg Küppers sagte: „Es bleibt immer ein Rätsel in der Kunst offen.“

Das alles wurde einstimmig beschlossen!

  • Themen:
Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.