Wie muslimisch ist München?

Die Debatte um Zuwanderung und Islam setzt Ängste frei. Die AZ beleuchtet das Thema in der Stadt und lässt führende Köpfe zu Wort kommen
Abendzeitung |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Hans-Peter Uhl: Der CSU-Bundestagsabgeordnete (66) war bis 1998 Kreisverwaltungsreferent vonMünchen und zuständig für Ausländer
Martha Schlüter 2 Hans-Peter Uhl: Der CSU-Bundestagsabgeordnete (66) war bis 1998 Kreisverwaltungsreferent vonMünchen und zuständig für Ausländer
Imam Sidigullah Fadai: Der 48-Jährige ist Leiter der afghanisch-muslimischen Gemeinde und war imWiderstand gegen die sowjetische Besatzung Afghanistans.
AZ 2 Imam Sidigullah Fadai: Der 48-Jährige ist Leiter der afghanisch-muslimischen Gemeinde und war imWiderstand gegen die sowjetische Besatzung Afghanistans.

MÜNCHEN - Die Debatte um Zuwanderung und Islam setzt Ängste frei. Die AZ beleuchtet das Thema in der Stadt und lässt führende Köpfe zu Wort kommen

Erst Sarrazin, jetzt Seehofer: Was auch immer sie antreibt, so haben sie eine heftige Debatte über Muslime und Zuwanderung angestoßen. Sind die eine Gefahr für die Gesellschaft? Die AZ beleuchtet die Frage – und schaut auf München.

„Wenn Sarrazin hier leben würde, hätte er das Buch nicht geschrieben“, sagt der parteilose Kreisverwaltungsreferent Wilfried Blume-Beyerle. Der Jurist ist auch Leiter der Münchner Ausländerbehörde. Sarrazin nahm übrigens wohl Berlin als Maßstab.

Unter den Muslimen in München macht sich bei diesen Diskussionen Angst breit, manche ziehen sich da lieber zurück.

Das Erfolgsrezept der Muslime als Teil der Münchner Gesellschaft lautet: Kontaktfreudigkeit. Miteinander zu reden, baut Ängste und Hemmschwellen ab. Das beste Beispiel ist die Moschee in Pasing. Regelmäßig gibt es Treffen mit der Nachbarschaft – und seitdem keinen Ärger mehr.

Wie muslimisch ist München also? Und wo ist es muslimisch? Ist Zuwanderung Gefahr oder Segen? Die AZ spürt dem nach. Willi Bock

„Zu viel falsche Zuwanderung“

So sieht es der CSU-Politiker: „Höhere Gewaltbereitschaft bei Muslimen“

„Wir haben tendenziell mit Muslimen mehr Probleme als mit Nichtmuslimen. Muslime geraten eher in ein Umfeld, mit dem wir später Probleme haben, und es gibt bei ihnen auch eine höhere Gewaltbereitschaft. Wir haben mit ihnen mehr Probleme als mit Menschen aus dem europäischen Umfeld. Je bildungsferner sie sind, desto schwieriger ist es.

Natürlich haben es Menschen aus anderen Kulturkreisen bei der Integration schwerer. Das ist eine Binsenweisheit. Warten wir den 1. Mai ab, wenn 38 Millionen Menschen aus ganz Europa einen Rechtsanspruch darauf haben, sich überall in Europa frei anzusiedeln. Danach reden wir darüber, wie es mit der Arbeitslosen- und der Zuwanderungsstatistik aussieht.

Wir haben heute zu viel falsche und zu wenig richtige Zuwanderung. Was wir brauchen, das sind die klügsten Köpfe. Leider verlassen sie uns, auch wenn es Deutsche sind. Aber es kommen häufig die Analphabeten, und das auch häufig aus fremden Kulturkreisen. Wir bekommen das Gegenteil von dem, was wir brauchen.

Wenn wir in München und Bayern nicht dafür sorgen, das Schluss gemacht wird mit der Überfremdung von Schulklassen und hunderte Klassen neu aufgemacht werden müssen, dann sieht man, wie teuer Zuwanderung prinzipiell ist.

Zuwanderung ist für den Staat nie ein Geschäft. Er ist immer der Zahlmeister und zahlt die Zeche, denn er muss Schulen und Kindergärten bauen, Mutter-lernt-Deutsch-Kurse organisieren. Zuwanderung ist für den Unternehmer ein Geschäft, wenn sie willig und billig sind.

Ein Problem sind auch die Deutschen mit Migrationshintergrund, die nicht integriert sind.“

„Muslime haben München geprägt“

So sieht es der Imam: Wir wollen einen Beitrag leisten – doch viele bekommen Angst

„Eine Stadt wie München mit ihren vielen internationalen Beziehungen braucht frisches Blut. Zuwanderung ist dabei unverzichtbar, wir leben in einer globalen Gesellschaft.

Aber die Gesellschaft hier soll entscheiden, wie viel sie davon vertragen kann, was sie braucht und wie sie damit umgeht. Wer hier gebraucht wird, der soll herzlich willkommen sein.

Die Thesen von Sarrazin und die jüngsten Äußerungen von Ministerpräsident Seehofer werden von den meisten Muslimen negativ aufgenommen. Die Angst ist da. Aber wenn man lange in Deutschland gelebt hat, darf man sich nicht zurückziehen

Ich glaube, dass die Muslime München geprägt haben. Zum Stadtbild gehören die internationalen Geschäfte im Hauptbahnhofsviertel und im Sommer die arabischen Touristen.

Die Muslime fallen in München weniger auf, als in anderen Städten, wo es Probleme gibt. Hier war das nur bei der Diskussion um die Moschee am Gotzingerplatz. Oder jetzt um ein künftiges Islamisches Zentrum (Ziem).

Das ist eine gute Sache, denn die Muslime wollen sich auch repräsentieren und auf Augenhöhe mit den anderen Menschen reden können, und sich nicht nur in Lagerräumen und Hinterhöfen treffen. Wir sind hier, und wir sollen und wollen einen positiven Beitrag zur Gesellschaft leisten. Dabei soll das Grundgesetz die Basis für alle sein.“

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.