Wer sich München nicht leisten kann, soll auf's Land
Karlsfeld Wer in Karlsfeld wohnt, soll das am besten vergessen. Er soll glauben, dass er mitten in der City ist, ganz nah am Puls der Stadt. Das wünscht sich Michael Haupt für die Gemeinde im Münchner Norden.
Haupt ist Vorstandssprecher der JK Wohnbau, einem privaten Bauträger in München. Seine Antwort auf die immer höheren Wohnkosten in München: „Wir müssen aus den historischen Siedlungsstrukturen rausgehen.“ Das heißt: Wer sich die Stadt nicht leisten kann, muss raus. Zum Beispiel nach Karlsfeld. Dort hat Haupt eines seiner Projekte. Sein Problem: Wer in Karlsfeld wohnt, weiß ziemlich genau, dass er dort wohnt – und nicht in Schwabing.
Das will Haupt ändern: „Wir müssen den Menschen ein Stadtgefühl geben, ein urbanes Flair.“ Mehr Geschäfte soll es geben, mehr Infrastruktur und vor allem: mehr Wohnraum. „Attraktive Außenlagen“ sind die Hoffnung der Makler im überhitzten Münchner Immobilienmarkt, also auch die von Claus Kiermeier. Er ist Geschäftsführer der „Eigenwert GmbH“, einer Immobilientochter der Münchner Bank. „Eine Hoffnung, dass die Preise in München nicht weiter steigen, gibt es nicht“, sagt er. „Deshalb müssen die Siedlungen im Umland attraktiver werden.“
Nach der Stadt wird dann auch das Land veredelt. „Zwei Kilometer um die S-Bahn-Äste werden die Preise steigen“, kündigt Kiermeier an. Ob in Karlsfeld, Lohhof oder Fürstenfeldbruck - im Prinzip sei es nahezu egal, wo gebaut wird. „Alle Wohnungsentwicklungen werden vom Markt aufgenommen werden“, glaubt Michael Haupt. Deshalb will er „mit Priorität und Vollgas neue Wohnungsstandorte entwickeln.“
Doch die Gemeinden im Umland wehren sich dagegen, im Eiltempo auszubauen. Sie sehen es nicht als ihre Pflicht, die Münchner Wohnungsnot zu lindern. So wird es erst mal enger in der Stadt. Immer mehr Menschen ziehen nach München, der Platz wird nicht mehr. Wer nicht raus will, muss bescheidener werden.
Viele Münchner ziehen um – in kleinere Wohnungen. „Die Wohnfläche pro Kopf sinkt seit zwei Jahren“, sagt Kiermeier. Er sieht das als Chance. Man könne alte Häuser umbauen, die Wohnungen verkleinern und bei Neubauten vor allem auf Apartments setzen. „Was wir brauchen sind bezahlbare Wohnmaschinen“, sagt Haupt. Wenn sich die Situation nicht ändert, müssen sich eben die Ansprüche ändern.
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