Wer schießt auf süße Kätzchen?
Die drei Kätzchen waren erst wenige Wochen alt und saßen ganz allein im Heuschober eines Bauernhofes. Sie maunzten verzweifelt nach ihrer Mutter. Doch die blieb verschwunden. Johannes Kurz (38) und seine Lebensgefährtin Alexandra König (35) aus Gauting-Buchendorf nahmen die verwaisten Mini-Miezen auf, tauften sie Chloé, Pippi und Max – und zogen sie mit der Flasche groß. „Sie sind wie unsere Kinder“, sagt der Informatiker. Umso größer ist jetzt der Schock: Am Sonntag hat ein Unbekannter aus nächster Nähe mit dem Luftgewehr auf die kleine Chloé geschossen und das Katzen-Mädchen lebensgefährlich verletzt.
„Wir saßen auf der Terrasse, als Chloé plötzlich aus dem Nachbargarten angerannt kam. Erst haben wir noch gelacht und uns gefragt, was sie wohl diesmal wieder angestellt hat“, erzählt Johannes Kurz. Schließlich ist Chloé das wildeste Mitglied des Katzen-Trios und immer für eine Überraschung gut. Doch diesmal ist der fünf Monate alten Katze nicht nach Unfug zumute. Zitternd sitzt sie in der Küche und übergibt sich. „Und wenn man sie angefasst hat, hat sie vor Schmerzen laut gemaunzt.“ Johannes Kurz und seine Freundin können keine äußeren Verletzungen erkennen.
Trotzdem bringen sie Chloé zur Tierärztin. Die entdeckt ein bisschen Blut an der Seite des Tieres. Doch erst das Röntgenbild zeigt, was passiert ist: Ein Luftgewehr-Projektil ist in den Katzen-Körper eingedrungen, hat den Magen durchschlagen und ist in der Milz stecken geblieben. Auf der Schwarz-Weiß-Aufnahme ist das so genannte Diabolo-Geschoss deutlich zu sehen. Jetzt wird Johannes Kurz und Alexandra König klar: Sie haben den Schuss gehört, konnten das zischende Pfeifen aber zunächst nicht zuordnen. Den Schützen gesehen haben die Tierfreunde allerdings nicht.
„Ich denke, das war ein Jugendlicher, der nicht ahnt, dass das, was er getan hat, weit über einen Scherz hinausgeht“, sagt Johannes Kurz. Denn für Chloé ist die Verletzung lebensgefährlich: Veterinäre der Germeringer Tierklinik müssen dem Kätzchen ein Stück Magen und einen Teil der Milz entfernen. „Mittlerweile scheint Chloé über den Berg zu sein“, sagt ihr Besitzer. „Aber sie muss wohl noch bis Donnerstag in der Tierklinik bleiben und dann ist entscheidend, ob die Narbe an ihrem Magen hält.“ Zu Hause in Gauting-Buchendorf suchen Max und Pippi derweil überall nach ihrer Schwester. Chloe ist übrigens nicht die erste Katze, die angeschossen und in der Germeringer Tierklinik behandelt wurde. „Die Ärztin hat gesagt, dass sie öfter solche Fälle haben“, sagt Johannes Kurz. Trotzdem sei Chloés Geschichte besonders grausam:
„Ein Projektil, das so tief eindringt, muss aus nächster Nähe abgefeuert worden sein. Aus weniger als fünf Metern.“ Johannes Kurz und Alexandra König haben Angst, dass Max, Pippi oder einer Nachbar-Katze etwas ähnliches passieren könnte. Deshalb haben sie in der Umgebung Flugblätter verteilt, 1000 Euro Belohnung für Hinweise auf den Täter ausgesetzt und Anzeige bei der Polizei erstattet.
„Die Beamten nehmen den Fall sehr ernst, weil es hier viele Tierbesitzer gibt“, sagt Kurz. Außerdem handele es sich um ein schweres Vergehen gegen das Tierschutzgesetz. Ein Vergehen, das mit drei Jahren Freiheitsentzug oder einer hohen Geldstrafe geahndet werden kann. Hinweise bitte an die Polizei Gauting, 089/ 893133-0.