Wer Mama pflegt, wird häufig arm
München - 24.613 Menschen in München sind derzeit pflegebedürftig. Etwa die Hälfte von ihnen wird von ihren Angehörigen gepflegt. Sich um Mama und Papa kümmern – für viele wird das schnell zum Vollzeit-Job. Doch Pflegende bekommen laut dem Sozialverband VdK selbst viel zu wenig Hilfe.
„Sehr viele Pflegebedürftige, die zu Hause versorgt werden, bekommen zu wenig Pflegestunden zugestanden”, sagt Ulrike Mascher, Landesvorsitzende des VdK in Bayern. Oft müssten die Pflegenden – zu 70 Prozent sind es Frauen – ihre Arbeitsstelle aufgeben. Insbesondere Demenzkranke brauchten „besonders viel Aufmerksamkeit ihrer Familie – oftmals rund um die Uhr”, sagt Mascher.
Wer pflegt, kriege aber kaum Unterstützung aus der Pflegeversicherung. Auch die Zeit, die ein Angehöriger zum Pflegen verwendet, werde nicht auf seine Rente angerechnet. Die Folge: Kinder, die ihre Eltern pflegen, tragen ein hohes Risiko, im Alter arm zu werden.
Ein Viertel der Frauen über 65 in Bayern hat weniger als 500 Euro im Monat zum Leben. Männer bekommen zwar mehr, aber mit einer durchschnittlichen Rente von 983 Euro sind sie Schlusslicht im Ländervergleich. In München lebt jeder 20. Rentner von Sozialhilfe. Ein Pflegefall wird oft für die ganze Familie zur Zerreißprobe, denn ein Heimplatz kostet bis zu 2766 Euro – die Pflegeversicherung zahlt aber nur etwa die Hälfte.
Um Pflegebedürftige zu entlasten, fordert der VdK einen Ausgleich zwischen gesetzlicher und privater Pflegeversicherungen, die jährlich über eine Milliarde Überschuss erwirtschaften. „Und um eine moderate Erhöhung der Pflegebeiträge werden wir nicht herumkommen”, schätzt Ulrike Mascher, „aber sie soll nicht die Arbeitnehmer treffen”.