Wer hat Angst vorm bösen Wolf?

In Bayrischzell beraten Experten und Behördenvertreter über das Schicksal von Bayerns einzigem wilden Wolf. Bürgermeister Limbrunner will ihn schnellstmöglich los werden
von  Abendzeitung
Eine Elchkuh beim friedlichen Grasen. Ein 350-Kilo–Bulle wurde im Frühjahr 2008 bei Passau angefahren und musste getötet werden.
Eine Elchkuh beim friedlichen Grasen. Ein 350-Kilo–Bulle wurde im Frühjahr 2008 bei Passau angefahren und musste getötet werden. © dpa

Bayrischzell - In Bayrischzell beraten Experten und Behördenvertreter über das Schicksal von Bayerns einzigem wilden Wolf. Bürgermeister Limbrunner will ihn schnellstmöglich los werden

Gesehen hat Bayerns einzigen wilden Wolf noch niemand. Trotzdem ist die Angst groß vor dem Einzelgänger, der seit Dezember 2009 durchs Mangfallgebiet streift. Offiziell hat er seit seinem Auftauchen 13Schafe gerissen. Und eine Hirschkuh. Am Freitag berieten Experten und Behördenvertreter in Bayrischzell darüber, was mit dem Tier geschehen soll. Bei Redaktionsschluss dauerte die Sitzung noch an.

„Wir haben festgestellt, dass der Wolf in unserer Kulturlandschaft eigentlich gar keinen Lebensraum hat. Hier ist alles bewirtschaftet, wir sind schließlich kein Wildpark“, sagte der Bayrischzeller Bürgermeister Helmut Limbrunner der AZ vor dem Treffen. „Die Etablierung einer Wolfspopulation in den Alpen muss verhindert werden.“ Ganz am Anfang, als die ersten Schafskadaver gefunden wurden, hatten einige im Kreis Miesbach noch gefordert, den ungebetenen Besucher einfach abzuschießen. Doch diese Stimmen sind verstummt. „Damals ging es um das Wohl unserer Kinder. Heute wissen wir ja, dass der Wolf Menschen nichts tut“, sagt Limbrunner. Tatsächlich haben von den 10000 bis 20000 in Europa lebenden Wölfen in 50Jahren nur neun einen Menschen angefallen und getötet. „Davon war die Todesursache in fünf Fällen Tollwut“, sagt Volker Homes vom WWF. An Bienen- oder Wespenstichen hingegen würden in Deutschland jedes Jahr 40 Männer und Frauen sterben.

Außerdem seien Wölfe extrem scheu. Meist reiche es, laut in die Hände zu klatschen – sollte man wirklich einmal einem Wolf begegnen. Schäfern und Ziegenhaltern raten Experten, sich Herdenschutzhunde zuzulegen und so den Wolf von den Tieren fernzuhalten. In der Schweiz hat man damit gute Erfahrungen gemacht.

Trotzdem: In Bayrischzell will man Isegrimm loswerden. Sofort. Weil er ein Wilderer ist, wie Bürgermeister Limbrunner sagt. Nur auf das Wie weiß der FWG-Politiker keine Antwort. „Das sollen andere entscheiden, die mehr Geld bekommen als ich.“ Umweltminister Söder zum Beispiel.

Verkehrsopfer Elch

Die Passauer staunten nicht schlecht, als im Frühjahr 2008 plötzlich zwei stattliche Elch-Bullen im Dreiländereck auftauchten. Einer wurde von einem Auto angefahren, schwer verletzt und musste erschossen werden. Der andere, ein 350-Kilo-Koloss, verschwand spurlos.

Elch-Sichtungen wurden außerdem aus Cham und Schwandorf gemeldet. Erstaunlich ist das übrigens nicht: Elche waren in Deutschland früher heimisch, erst mit dem Zweiten Weltkrieg verschwanden sie von der Bildfläche. In Österreich und Tschechien haben sie sich schon wieder angesiedelt.

Endstation Strommast

Sie nisten am Chiemsee, am Altmühlsee und am Ismaninger Weiher: In Bayern siedeln sich zwar immer mehr Seeadler-Brutpaare an, doch für manche ist der Aufenthalt im Freistaat nur von kurzer Dauer. Oft verenden die streng geschützten Greifvögel qualvoll, weil sie an einen ungesicherten Strommasten geraten sind.

Das männliche Exemplar auf dem Foto fand ein Förster im Juni 2008 bei Schwandorf. „Verbrennungen nach einem Stromschlag“ diagnostizierte später ein Experte. Auch für Falken, Störche und Uhus werden Strommasten häufig zu Todesfallen.

Der Problembär landet im Museum

Er war der erste Braunbär in Bayern seit 170 Jahren und wurde trotzdem erschossen: JJ1, der als Bruno zum „Problembären“ wurde.

Im Mai 2006 war das Raubtier vom italienischen Trentino aus über Österreich in den Freistaat eingewandert – zwei Jahre alt, 100 Kilo schwer und hungrig. Unterwegs hatte er ein paar Bienenstöcke leergefressen, mindestens 31 Lämmer, Ziegen und Hühner getötet.

Weil er sich dabei zu nah an Dörfer und Siedlungen wagte, gab die bayerische Staatsregierung den „Problembären“ zum Abschuss frei. Am 26. Juni 2006 erlegte eine „jagdkundige Person“ den unerwünschten Immigranten auf der 1500 Meter hoch gelegenen Kümpflalm über dem Spitzingsee.

Seit März 2008 steht er ausgestopft im Münchner Museum Mensch und Natur.

nk

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.