Wer bei der Stadtverwaltung wie lange krank ist
München - Geschlossene Schalter in städtischen Behörden, Unterrichtsausfall an Schulen oder langes Warten auf Genehmigungspapiere: Dass nicht immer alles rund läuft bei der Stadt München, ist kaum erstaunlich. Wegen des stetigen Zuzugs fällt nicht nur ständig mehr Arbeit an – städtische Mitarbeiter sind auch vergleichsweise häufig krank.
Laut Personalreferat hat sich 2014 – statistisch gesehen – jeder der rund 33 000 Mitarbeiter im Schnitt 17,5 Tage krank gemeldet, also rund 3,5 Wochen des Jahres mit dem Kurieren von Krankheiten verbracht (macht insgesamt 549 500 ausgefallene Arbeitstage).
Im selben Jahr lag der Durchschnitt bei den Beschäftigten in ganz Bayern laut einer Berechnung der Techniker Krankenkasse (TK) bei nur 14,8 Tagen.
PROBLEM LANGZEIT-KRANKHEIT
Was die Statistik für die Stadt so unschön aussehen lässt, sind vor allem die Langzeit-Krankheitsfälle: Mehr als ein Drittel der Ausfalltage (nämlich 188 172 Tage) gehen auf das Konto von Mitarbeitern, die länger als sechs Wochen am Stück ausfallen. „Das betrifft zuvorderst Mitarbeiter, die körperlich Schwerstarbeit verrichten und Menschen mit depressiven Erkrankungen“, sagt Personalreferats-Sprecherin Isolde Schwarz-Krieger.
Wo diese Ausfall-Löcher besonders groß klaffen, wie die Kollegen unter der Mehrarbeit leiden und wo es mehr Aushilfe-Stellen braucht, hat die Stadt nun auf eine Anfrage der Stadtrats-Grünen hin erhoben. Das Ergebnis liegt heute der Stadtrats-Vollversammlung vor.
Die meisten Langzeit-Ausfälle (gemessen an der Zahl der 1571 Mitarbeiter) hat demnach das Abfallwirtschaftsamt mit seinen Müllwerkern und Wertstoffhofarbeitern zu beklagen: 168 Mal haben sich dort Kollegen 2014 langzeitkrank gemeldet (statistisch gesehen also 11,1 Prozent der Mitarbeiter; siehe Tabelle rechts unten).
Ebenfalls hoch ist die Quote im Kommunalreferat (81 Fälle bei 851 Mitarbeitern). Mit der Folge, dass die „Bereitschaft der Kollegen, die Mehrarbeit aufzufangen, teilweise schwindet“ – wie das Referat rückmeldet.
„Allgemeine Frustration und nicht selten weitere krankheitsbedingte Ausfälle“ machen sich beim Baureferat breit, wo Straßenbau-, Kanal-, Gleisarbeiter oder Gärtner Knochenjobs verrichten (257 Langzeitkrankheitsfälle bei 2743 Mitarbeitern). Die höchste Fallzahl meldet das (mit 13 378 Mitarbeitern riesige) Schulreferat: 881 Langzeitkrankmeldungen (darunter viele Lehrer) und damit zehn Prozent mehr als im Jahr zuvor liegen hier vor.
Am besten steht das Wirtschaftsreferat da: Nur acht Fälle (bei 218 Mitarbeitern) sind gemeldet (3,7 Prozent).
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6000 SIND NIE KRANK
Und noch etwas offenbart die Statistik: Rund 6000 städtische Mitarbeiter (also jeder Fünfte) haben sich keinen einzigen Tag krankgemeldet – gehen also auch mit Schniefnase oder Kopfweh in die Arbeit (siehe Tabelle). Spitzenreiter sind übrigens die Mitarbeiter, die sich vielleicht qua Stellenbeschreibung verpflichtet fühlen, Vorbild in Sachen Arbeitsmoral zu sein: die Arbeitsvermittler vom Jobcenter.
Wer mehr als sechs Wochen am Stück krank ist, gilt als „langzeitkrank“. Vergleicht man die Fälle mit der Zahl der Mitarbeiter in den Referaten, ergeben sich Ausreißer: Bei der Abfallwirtschaft sind – statistisch gesehen – mit 11,1 Prozent die meisten Leute langzeitkrank.
Jeder fünfte städtische Mitarbeiter ließ sich 2014 keinen einzigen Tag krankschreiben. Spitzenreiter: das Jobcenter, da war’s sogar jeder Vierte. Datengrundlage: Personalreferat
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