Wenn Schüler Richter sind: Höchststrafe Handyentzug

41 Schüler aus München sprechen mit jugendlichen Straftätern über deren Fall - und angemessene Strafen.
von  John Schneider
Gruppenbild mit Minister: Die Schülerrichter stellen sich zum Foto im Schulhof des Erasmus-Grasser-Gymnasiums auf.
Gruppenbild mit Minister: Die Schülerrichter stellen sich zum Foto im Schulhof des Erasmus-Grasser-Gymnasiums auf. © jot

München - Der Präsentationstermin mit Justizminister Georg Eisenreich (CSU) und den Verantwortlichen von Staatsanwaltschaft und des Vereins Brücke ist eigentlich schon vorbei. Doch Nora hat noch was auf dem Herzen. Die 17-jährige Schülerin am Erasmus-Grasser-Gymnasium will die Gelegenheit nutzen, um der Presse von einem Fall zu berichten.

Schülerrichterin: Erfahrung mit jugendlichem Dieb

Als eine von 41 Münchner "Schülerrichtern" hat die 17-Jährige nämlich jüngst eine besondere Erfahrung mit einem jugendlichen Dieb gemacht. "Nach fünf Minuten hat er schon erzählt, dass Depressionen der Grund für den Diebstahl von Essen gewesen waren." Ein Umstand, den er gegenüber Gleichaltrigen vielleicht eher preisgibt, als gegenüber einem Staatsanwalt oder Richter. Das habe sie erstaunt, sagt Nora. Ihre Geschichte taugt dafür als Beleg, dass das Projekt der Schülerrichter, der Rechtsprechung auf Augenhöhe, eine Erfolgsgeschichte ist.

Munich Teen Court: Schüler treffen sich mit Straftäter

Schülerrichter oder Munich Teen Court, wie sich das Projekt unter der Federführung der Jugendhilfe-Organisation Brücke nennt, was ist das? Die Münchner Staatsanwaltschaft kann geeignete Jugendsachen (keine schweren Straftaten) an die Teen Courts weitergeben. Die Schüler treffen sich dann mit dem Straftäter, besprechen den Fall und diskutieren mit ihm geeignete Erziehungsmaßnahmen. Oft sind das Aufsätze, Arbeitsleistungen oder auch ein Handyentzug. "Das ist die Höchststrafe", merkt der Minister an. Die Rückfallquote sei gering.

Staatsanwaltschaft will 100 Fälle pro Jahr an Schülerrichter geben

Die Schülerrichter wachen über die Einhaltung der Maßnahmen. Hält sich der junge Straftäter nicht an Abmachungen, wandert der Fall zurück an die Staatsanwaltschaft.

Teen Courts gibt es bereits seit mehr als 20 Jahren in Bayern. München ist im vergangenen Jahr an den Start gegangen. Unter erschwerten Pandemie-Bedingungen. Das sei auch der Grund, warum bislang nur etwa 35 Fälle bearbeitet werden konnten. Das Ziel sei es 100 pro Jahr zu schaffen, erklärt der Chef der Staatsanwälte, Hans Kornprobst.

Wird man Nora als Richterin oder Staatsanwältin wiedersehen? "Nein", erwidert die 17-Jährige. "Wirtschaft und Recht ist zwar mein Lieblingsfach, aber ich sehe mich da eher als Professorin an der Hochschule.

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