Wenn im Alter Pflegebedarf besteht

Wenn Körper oder Geist schwächeln, wird die Pflege aktiviert - möglichst daheim.
Hüseyin Ince
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Je mehr Menschen ein hohes Alter erreichen, umso größer wird der Bedarf nach altersgerechtem Wohnen sowie Leben.
Je mehr Menschen ein hohes Alter erreichen, umso größer wird der Bedarf nach altersgerechtem Wohnen sowie Leben. © Sina Schuldt/dpa/Symbolbild

München - Schon heute ist jeder 20. Münchner Senior älter als 80. Das sind fünf Prozent oder 76.791 Bewohner unserer Stadt (Stand 2019). Und je mehr Menschen ein so stolzes Alter erreichen, umso größer wird der Bedarf nach altersgerechtem Wohnen sowie Leben.

Der Sozialverband VdK zieht ab dem Rentenalter eine Grenze zu Senioren. So kann man sogar mehr als eine viertel Million Münchner als Senioren bezeichnen (ab 65). Dass seniorengerechte Wohnungen laut der Erhebung von Immowelt stets etwas teurer sind, sieht Ulrike Mascher, Landesvorsitzende des VdK Bayern, realistisch. "Es ist so, dass barrierefreie Immobilien einfach knapp sind. Es lässt sich schwer vermeiden, dass da die Mietpreise höher sind", sagt Mascher.

Zu geringes Angebot und zu hohe Nachfrage

Bei sozialgefördertem Bau könne man die Verteuerung verhindern, nicht auf dem freien Markt. "Zu geringes Angebot und zu hohe Nachfrage", sagt Mascher. Dabei müsse man genau hinschauen, die Kriterien für den Begriff "seniorengerecht" seien nicht klar definiert.

"Manchmal bezeichnen Vermieter ihre Wohnung als barrierefrei oder seniorengerecht, weil sie mit einem Aufzug erreichbar ist", sagt Mascher. Und das sei noch lange nicht ausreichend. Denn im Ernstfall müsse sie ja auch mit dem Rollstuhl bewohnbar sein. "Nur 18 Prozent der über 65-jährigen Münchner haben stufenlosen Zugang zu ihrer Wohnung", sagt Mascher.

Aber auch seniorengerechte Wohnungen funktionieren nur dann, wenn die Senioren noch selbstständig den Alltag bewältigen können. Falls das nicht mehr so sein sollte, ist es grundsätzlich möglich, in einem Pflegeheim zu leben oder professionelle, ambulante Pflege nach Hause zu bestellen. Aber: "So wie auf dem Wohnungsmarkt ist auch hier die Nachfrage in München viel höher als das Angebot."

Pflegegeldern auch für Helfer aus dem Umfeld 

Deshalb entscheiden sich laut VdK viele Senioren dazu, sich von Verwandten oder Bekannten helfen zu lassen. Wird Pflegebedarf vom Medizinischen Dienst der Krankenversicherung festgestellt, hat man Anrecht auf Zahlungen aus der Pflegekasse, in die jeder - im Regelfall - sein Leben lang zuvor einbezahlt hat. Mit den staatlichen Pflegegeldern können sie dann auch Helfer aus dem Umfeld entlohnen.

Es gibt fünf Grade des Pflegebedarfs. In Grad 1 beträgt der Zuschuss 125 Euro monatlich, in Grad 5 sind es derzeit 1.995 Euro. Wer sich zu Hause pflegen lässt, erhält ab Pflegegrad 2 zusätzliches Pflegegeld zwischen 316 und 901 Euro monatlich. Alle Beträge erhöhen sich ab Januar 2022 leicht.

Wie Sie einen Pflegezuschuss beantragen, erfahren Sie auf verbraucherzentrale.de. Suchen Sie nach "Pflege, Zuschuss" oder "Pflege zu Hause".

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4 Kommentare
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  • Witwe Bolte am 21.10.2021 16:08 Uhr / Bewertung:

    Der Ansturm auf die Pflegeplätze in den Heimen wird evtl. in der Zukunft geringer werden. Grund: Das Urteil des Bundesgerichtshofes ("Recht auf Freitod"). Ein absolutes Tabuthema.
    Das Dahinsiechen in den Pflegeheimen ist dann für viele Ältere keine Option mehr.

  • Giesing am 21.10.2021 16:49 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Witwe Bolte

    @Witwe Bolte: Ich glaube nicht, dass das "Recht auf Freitod" einen signifikanten Einfluss auf die Zahlen haben wird. In der Schweiz gab es laut Statista im Jahr 2020 221 Fälle der "Freitodbegleitung". Davon waren 13 Schweizer und 84 Deutsche. Dies zeigt, dass es sich um kein Massenphänomen handelt. In Deutschland gibt es im vergleich jedoch ca. 4.600.000 pflegebedürftiger Menschen. Davon werden ca. 900.000 stationär gepflegt.

  • Giesing am 21.10.2021 10:33 Uhr / Bewertung:

    Wer sich in der Branche auskennt, weiss, dass die Immobilien gewöhnlich nicht das Problem sind. Das Problem ist das Personal. Es fehlt an Pflegekräften. In vielen Pflegeheimen können z.B. Zimmer nicht belegt werden, weil es zu wenige gibt, die den Job machen wollen. Obwohl er mittlerweile nicht mehr so schlecht bezahlt ist.

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