Wenig Chichi, bitte!
MÜNCHEN - Der Sterne-Koch sitzt in der Wettbewerbs-Jury und weiß, worauf es bei Weihnachtsrezepten ankommt. Hier gibt der Fachmann Tipps, verrät was ein gutes Rezept ausmacht und der Jahreszeit entsprechend auf den Tisch kommen sollte
Dieser Koch kann’s. Christian Jürgens wurde erneut mit zwei Michelin- Sternen ausgezeichnet. Der „Gault Millau“ verlieh dem Küchenchef des Althoff-Hotels „Überfahrt“ am Tegernsee sensationelle 19 Punkte. Und vom „Feinschmecker“ wurde sein Lokal sogar zum „Restaurant des Jahres“ gekürt. Wir sprachen mit dem Küchenkünstler, der bei unserem Koch- Wettbewerb zur Jury gehört.
AZ: Zunächst einmal Glückwunsch, Herr Jürgens, zu all Ihren Erfolgen. Verraten Sie uns bitte mal: Was macht für Sie ein gutes Rezept aus?
CHRISTIAN JÜRGENS: Ein gutes Rezept verwirrt nicht durch zu viel Chichi und lässt ahnen, was sich am Gaumen abspielt. Man muss schon richtig Lust darauf bekommen, das auf dem Papier Geschriebene schmecken zu können.
Beim Koch-Wettbewerb geht es um beliebte Weihnachtsrezepte der Leser. Was ist da kennzeichnend und wünschenswert?
Weihnachten ist ein Fest der Begegnung mit sehr festlichem wie auch fröhlichem Charakter. Wiener Würstel an Weihnachten begeistern mich daher nicht. Es sollte schon etwas Besonderes auf den Tisch kommen, etwas, das auch zur Jahreszeit passt: Gans, Ente, Reh, Fasan, Rebhuhn oder auch Zander, Saibling oder Bachforelle aus heimischen Gewässern – am besten zubereitet mit weihnachtlichen Zutaten wie Nüssen, Zimt, Lebkuchen, Mandarinen oder Tonkabohnen. Bei allem Tatendrang sollte man auch daran denken, sich beim Kochen nicht zu viel vorzunehmen.
Wie meinen Sie das?
Derjenige, der an Weihnachten kocht, soll auch feiern können und nicht nur in der Küche stehen. Ich empfehle, Rezepte zu wählen, bei denen man vieles vorbereiten kann.
Was sollten die AZ-Leser bei ihren Wettbewerbs-Rezepten beachten?
Im Vordergrund steht die Finesse, die ein Rezept haben sollte. Wichtig ist auch, dass die Teilnehmer nicht Produkte zusammenschweißen, die nicht zusammengehören. Schließlich zählt letztlich, ob ein Gericht auch schmeckt. Außerdem sollten die Rezepte natürlich etwas Weihnachtliches, Festliches an sich haben.
Worauf achten Sie als Jury- Mitglied besonders?
Für mich ist entscheidend, dass die Rezepte eine persönliche Note haben, gut ausgearbeitet und nachvollziehbar sind. Ob die Rezepte der Top 10 das halten, was sie versprechen, wird sich erst beim Live- Kochen der Finalisten zeigen. Hier müssen die Gerichte die Geschmacksprobe bestehen, an zweiter Stelle kommt die Optik: Das Auge isst ja mit!
Interview: Annette Baronikians