Martin Rütter im Interview: Welcher Hund passt zu mir?

Viele Menschen suchen sich einen Hund nach dessen Aussehen aus. Welche Gefahr sehen Sie darin, Herr Rütter?
Martin Rütter: Das stimmt. Es ist insgesamt leider viel zu oft so, dass Hunde nach optischen Kriterien oder übrigens auch aus emotionalen Gründen ausgesucht werden. Die große Gefahr dabei ist natürlich, dass Zwei- und Vierbeiner im Alltag nicht zueinander passen.
Nach welchen Kriterien sollte man sich für einen Hund entscheiden? Nach rassetypischen Eigenschaften?
Natürlich gibt es genetische und rassetypische Phänomene, die darf man nicht außer Acht lassen. Ich habe aber die Erfahrung gemacht, dass sich sowas pauschal oftmals gar nicht sagen lässt. Denn jeder Hund ist ein Individuum und selbst innerhalb eines Wurfes können unterschiedliche Charaktereigenschaften auftreten. Entscheidendes Kriterium sollte viel eher die eigenen Lebensumstände sein. Am besten ist, man erstellt vorab eine Art Checkliste und fragt sich: Welcher Typ Hund passt überhaupt zu mir? Sind seine Charaktereigenschaften und Bedürfnisse mit meinem Leben überhaupt vereinbar? Welche Bedürfnisse habe ich, welche Bedürfnisse hat der Hund?

Grundsätzlich macht es Sinn, sich einen Hund zuzulegen, der zu einem passt. Ein sehr aktiver Mensch, der sich gerne bewegt, lange Tageswanderungen unternimmt oder täglich mehrere Kilometer joggt, wird wohl kaum mit einem Bernhardiner oder Mops glücklich werden, da diese im ersten Fall wenig Motivation haben auf so viel Aktivität und im zweiten Fall einfach vom Körperbau her nicht für lange sportliche Aktivitäten geeignet sind. Genauso wird aber ein eher gemütlicher Mensch, der den Hund zur Gesellschaft möchte und dem es reicht, dreimal täglich gemütlich eine Runde durch den Stadtpark zu drehen, kaum mit einem aktiven Jagd- oder Hütehund glücklich werden. In jeder guten Hundeschule kann man sich vor der Anschaffung übrigens dahingehend beraten belassen – so auch in unseren beiden Martin Rütter DOGS Hundeschulen bei Ihnen in der Nähe in Unterföhring und in Garching.
Ein Leonberger in der kleinen 2-Zimmer-Wohnung, geht das?
Der Punkt 2-Zimmer-Wohnung ist hier grundsätzlich nicht entscheidend. Aus Hundesicht ist es so, dass es dem Vierbeiner letztlich völlig egal ist, ob er in einer 20 Quadratmeter großen Stadtwohnung in Schwabing oder in der Landhaus-Villa am Tegernsee mit persönlichem Diener lebt. An beiden Orten ist es das wichtigste, dass er adäquat beschäftigt wird – und das heißt sowohl körperlich, als auch geistig. Prinzipiell ist Auslastung ein ganz wichtiges Thema, weil ganz viele Probleme dadurch entstehen, dass unsere Hunde nicht ausreichend beschäftigt werden. Ein monotoner Spaziergang, bei dem nichts wirklich Spannendes passiert, ist für viele Hunde todlangweilig. Der Hund denkt sich: Hier ist ja gar nichts los, dann mache ich es mir mal selber nett. Deswegen sollte der Mensch seinem Hund beim Spaziergang, aber auch Zuhause, etwas Spannendes bietet. Leckerli-Suchspiele oder Apportierspiele mit dem Lieblingsspielzeug des Hundes sind nur zwei schöne Beispiele für Beschäftigungsformen.
Gibt es Rassen für Hunde-Anfänger?
Also DEN Anfängerhund gibt es höchstens bei Toys "R" Us. Der hat Batterien im Hintern und den kann man ein- und ausschalten. Aber mal im Ernst: Generell eignen sich aber zum Beispiel für Familien eher Hunde, die nicht sehr sensibel sind. Feinfühlige Hunde können nämlich gerade bei Familien mit Kindern zu einem Problem werden, denn Kinder sind ja im Umgang mit Hunden manchmal nicht gerade vorsichtig und zimperlich. Und grundsätzlich sind die Rassen leichter zu erziehen, die seit Jahren auf die Zusammenarbeit mit dem Menschen gezüchtet wurden. Hierzu gehören z.B. der Labrador oder der Golden Retriever, aber auch eine alte Jagdhunderasse wie der Pudel.

Wie sollte man sich auf das neue Familienmitglied vorbereiten?
Das ist natürlich von ganz vielen individuellen Faktoren abhängig und je nach Lebenssituation total unterschiedlich. Am wichtigsten ist im Vorhinein eigentlich, wie gesagt, dass man sich diesen Schritt gut überlegt hat und sich gut über das Lebewesen Hund informiert hat. Ist der Hund dann da, sollte man Zeit für ihn haben – und das natürlich ganz grundsätzlich, aber gerade am Anfang nochmal mehr. Am besten, man nimmt sich ein paar Wochen Urlaub, wenn kein Familienmitglied durchgehend zu Hause ist. Etwa vier Wochen Urlaub sind beispielsweise nötig, um einen Welpen an das neue Leben zu gewöhnen und ihm beizubringen, für eine kurze Zeit alleine bleiben zu können. Nach dieser Zeit kann der Welpe dann bereits auch mal für etwa vier Stunden alleine bleiben, jedoch braucht er weiterhin viel Betreuung und Beschäftigung. Gerade in den ersten acht Wochen im neuen Zuhause, in der sogenannten Sozialisierungsphase, muss der Welpe alle möglichen Reize kennen lernen, um gut geprägt in das neue Leben zu starten.
Martin Rütter ist mit seiner DER WILL NUR SPIELEN!-Tour unterwegs und macht auch Station in Günzburg (28.10.), Rosenheim (9.2.23) und Landshut (10.2.).
Weitere Informationen: www.martinruetter.com