Studie: Welchen Nutzen hätten Olympische Spiele für München?

Diese Frage haben Forscher untersucht. Ihr Ergebnis: Sommerspiele können wichtige Infrastruktur-Projekte um Jahre beschleunigen. 
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Am 26. Oktober sollen sich die Münchner entscheiden, ob sich die Stadt für Olympische Spiele bewerben soll.
Am 26. Oktober sollen sich die Münchner entscheiden, ob sich die Stadt für Olympische Spiele bewerben soll. © Imago

In gut zwei Wochen entscheiden die Münchner, ob sich das Rathaus für Olympische Spiele bewerben soll. Dabei geht es um mehr als ein 16-tägiges Sportevent. In ihrem Bewerbungskonzept schlägt die Stadt eine ganze Reihe von Maßnahmen vor (von Begrünung, Olympiadorf bis zum ÖPNV-Ausbau), die sie vorantreiben will, sollte München den Zuschlag für Spiele 2036, 2040 oder 2044 bekommen. Die meisten Vorschläge sind nicht neu. Vieles wollte die Stadt ohnehin angehen.

Ein Team von Wissenschaftlern des Netzwerks M-Cube (das sonst eher zu Mobilitätslösungen forscht) hat im Auftrag der Stadt München die Münchner Olympia-Bewerbung genauer untersucht, um herauszufinden, welchen Effekt die vorgeschlagenen Maßnahmen tatsächlich haben und welchen Mehrwert Olympische Spiele für München bringen könnten. Wissenschaftlich neutral habe sein Team die Potenziale und Risiken von 18 Maßnahmen in dem Bewerbungskonzept untersucht, sagt Oliver May-Backmann von M-Cube. Innerhalb von sechs Wochen sei die Studie entstanden.

Ein langfristiger Nutzen entsteht durch die Infrastruktur-Projekte

Das Ergebnis: Grundsätzlich seien die Maßnahmen richtig - auch ohne Olympische Spiele. Der größte langfristige Nutzen entsteht vor allem durch die Infrastruktur-Projekte - wie Tram-Ausbau, Radschnellwege, Parkmeilen und Wohnungsbau. Sportstätten hingegen haben laut ihm "nur begrenzte Effekte".

Die Forscher gehen davon aus, dass das Rathaus ohne Olympia die Projekte in der Olympia-Bewerbung zwar auch angehen, aber wesentlich langsamer realisieren würde. Allerdings: "Wie groß die Beschleunigungswirkung von Olympia ist, kann so genau niemand sagen", sagt May-Beckmann. Die Pariser Bürgermeisterin habe immer wieder betont, dass durch Olympia in ihrer Stadt ÖPNV-Projekte zehn Jahre beschleunigt worden seien. Weil durch Olympia ein politischer Wille entstanden sei, die Projekte umzusetzen. Theoretisch könnte Olympia die Umsetzung der Maßnahmen in München laut der Studie sogar um bis zu 25 Jahre beschleunigen. Allerdings ist das eher ein theoretisches Szenario.

Diese Maßnahmen schneiden besonders gut ab

Sollten die Münchner am 26. Oktober eine Olympia-Bewerbung ablehnen, kann die Studie dem Rathaus immer noch nutzen. Denn sie zeigt auch auf, auf welche Maßnahmen sich die Stadt konzentrieren sollte.

Vor allem sehen die M-Cube-Forscher die schnelleren und kleineren ÖPNV-Maßnahmen positiv. Die neue U-Bahn-Linie U9, die eines Tages die Stammstrecke entlasten soll, und der geplante ICE-Anschluss des Flughafens schneiden am schlechtesten ab. "Hier überwiegen Unsicherheiten hinsichtlich Kosten, Dauer und Realisierungskomplexität", heißt es in der Studie. Wie hoch die Kosten allerdings genau sind, wissen die Forscher nicht. In ihrer Studie beziffern sie zum Beispiel die der U9 auf vier Millionen - laut einem "SZ"-Artikel aus dem Jahr 2022.

Doch wahrscheinlich ist der genaue Preis für ihr Fazit nicht entscheidend. Statt teurer Baumaßnahmen im Untergrund empfehlen sie grundsätzlich eher Projekte an der Oberfläche: Tram-Linien und Radschnellwege seien kostengünstiger, schneller umsetzbar, also mit einem geringeren Risiko verbunden. Auch der Ring-Schluss der S-Bahn im Norden, den die Stadt im Zuge ihrer Olympia-Bewerbung realisieren will, kann nach Ansicht der Forscher einen hohen Nutzen entfalten.

Insgesamt entsteht laut der Studie der eigentliche Mehrwert in der langfristigen Perspektive. Kurzfristig - in den Jahren vor Olympia - kann es sein, dass die Münchner eher unter den hohen Kosten, Baustellen, Staus, Lärm etc. leiden. Während der Spiele rechnen die Forscher damit, dass Einnahmen aus Tickets und Sponsoring den Aufwand "in etwa" kompensieren. Auf lange Sicht jedoch können die Infrastrukturprojekte "erhebliche positive Effekte auf Wirtschaft, Umwelt und Gesellschaft" entfalten.

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  • Wolff vor 2 Stunden / Bewertung:

    "entfalten können", "sollten", "in etwa" usw.

    Die typische schwammige Kaffeesatzleserei solcher Studien. Fix is nix und am Ende hat man tausend Ausreden, warum doch alles ganz anders gekommen ist...

    Sinnvolle Projekte (keine! Radschnellwege) sollten sowieso umgesetzt werden. Dafür braucht es einfach nur Prioritäten! "Beschleunigung" kann man in diesem Land sowieso vergessen - sieht man schon heute an den ständigen Projektverzögerungen aufgrund "unerwarteter Probleme" (ich nenne das Unfähigkeit bei der Planung). Und Arbeitskräfte gibt's ja angeblich auch keine.

    Olympia brauch ich nicht. Endlich mal vernünftige Arbeit im Rathaus wäre mir wesentlich lieber.

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  • Dugi vor einer Stunde / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Wolff

    "Endlich mal vernünftige Arbeit im Rathaus wäre mir wesentlich lieber."

    Nicht nur im Rathaus. Ich finde es unterirdisch, dass die Politik nun Olympia als notwendiges Vehikel deklariert, damit man vernünftige Politik für die Bürger machen könne. Selbst wenn man das glauben täte, wäre das nicht unterstützenswert. Insbesondere wenn es sich um Leuchtturmprojekte mit fragwürdigem Nutzen handelt.
    Politisches Versagen der besonderen Art entsteht gerade am Münchner Flughafen, weil die Stadt unfähig war eine moderne Variante der Olympiahalle in München zu realisieren. Zukünftig müssen nun tausende Münchner zur "Munich Arena" am Flughafen pendeln, wenn sie die großen Acts des Showgeschäfts sehen wollen. Derartig unfähige Politik sollte nun nicht noch mit Milliarden für Olympia belohnt werden. Erst müssen die Politiker, die Politik für München machen, wieder lernen besserere Politik zu machen und auch sie schneller umzusetzen.

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  • tutnixzursache vor einer Stunde / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Wolff

    "Olympia brauch ich nicht."
    Und natürlich bist du das Maß der Dinge

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