Was sich Münchner Kinder wünschen

Forstenried - Wenn man so will, ist Jakob mit seinen zehn Jahren schon ein alter Polit-Hase. „Ich hab’ hier schon einmal einen Antrag gestellt“, erklärt er. Hier, das ist die Kinder- und Jugendausschusssitzung des Bezirksausschusses 19 (Thalkirchen, Obersendling, Forstenried, Fürstenried, Solln). Hier, das ist auch, wo man aus erster Hand erfährt, was Kinder wirklich wollen. Jakob und sein Spezl Samuel beantragen „mehr Platz auf unserem Hort-Spielplatz“. Die benachbarte Schule bekommt Container – und die rauben Spielräume.
Allerdings, auch das wird im Forstenrieder Bürgersaal schnell klar: Eine Ausschusssitzung macht noch kein Weihnachten. Die Kinder dürfen sich zwar wünschen, was sie wollen, aber die erwachsenen Ausschussmitglieder entscheiden, was davon umzusetzen ist. Der Kinderwunsch, dass das Stäblibad mit Außenbereich und Wasserutsche zum Spaßbad wird, erntet beim BA-Vorsitzenden Hans Bauer nur Kopfschütteln. Viel zu teuer.
Seit 2006 versucht der Bezirksausschuss auf diese Art, Kinder und Jugendliche in die Stadtteilpolitik zu integrieren. Mit Erfolg. „Im Sommer wird die Dirtbike-Line fertig“, also eine Radlpiste, erklärt Jürgen Gerhards vom Bauausschuss. Die Anlage war auch ein Vorschlag von Jugendlichen in einer Ausschusssitzung gewesen. Die Beteiligung ist auch an diesem Nachmittag sehr gut, und die 50 Kinder im Alter von sechs bis 15 Jahren bekommen das Gefühl, dass sie ernst genommen werden.
Auch wenn man nicht immer ihrer Meinung ist. Dass ein Betonbolzplatz mit Kunstrasen aufgepeppt wird, stößt auf Widerstand. Viel zu teuer. Außerdem wäre ein öffentlicher Kunstrasenplatz in kurzer Zeit hinüber, bemerkt ein Ausschussmitglied. Immerhin: einen Ortstermin soll es dennoch geben, um zu schauen, wie man den Platz attraktiver bekommt. Ein Kletterfelsen, der noch nicht montiert wurde, eine neue Tischtennisplatte, ein Spielplatz, der saniert werden muss, 15 Fahrradständer für die Bergnerschule – das alles wird dagegen problemlos durchgewunken. Bei kleineren Projekten winkt sogar die direkte Hilfe durch den BA-Etat. Dort sind immerhin 50000 Euro für solch kleineren Investitionen vorgesehen. Sogar der Wunsch der 7. Klasse der Hauptschule Samberger Straße nach einer Skater-Anlage findet wohlwollende Resonanz. Hier müsse allerdings erst die Machbarkeit geprüft werden, bremst BA-Chef Hans Bauer die Euphorie ein wenig. Ein Mädchen hält dagegen: „Sollen wir auf der Straße rumhängen?“ Auch Jakobs Antrag wurde übrigens einstimmig durchgewunken. Wie schnell er realisiert wird, dass weiß auch Hans Bauer nicht. Er ist schließlich nicht der Weihnachtsmann.