Was sich Münchens Eltern wünschen
MÜNCHEN Wohin mit den Kleinen? Die Debatte um die Kinderbetreuung hat längst die Züge eines Glaubenskriegs angenommen. Zwischen dem geplanten Betreuungsgeld auf der einen Seite und der Forderung nach möglichst vielen Kita-Kindern auf der anderen ist viel Platz für Streit. Die Stadt München hält sich da lieber an nüchterne Zahlen. Sie hat Eltern gefragt, was sie sich wünschen. Das Ergebnis: Es müssen noch viel mehr Betreuungsplätze geschaffen werden als bisher angenommen. Und zwar schnell. Schon im August 2013, also in 15 Monaten, soll der Rechtsanspruch auf eine Kleinkinder-Betreuung greifen.
Wie lief die Elternbefragung ab? 3500 Münchner Familien bekamen Post. Ihre Kinder waren sechs beziehungsweise 15 Monate alt, als die Adressen für die Umfrage erhoben wurden. 40 Prozent füllten den Fragebogen aus.
Was kam dabei heraus? Nur die wenigsten wollen ihre Kinder daheim lassen. Satte 72 Prozent der Eltern von sechs Monate alten Babys streben an, ihren Nachwuchs vor dem dritten Geburtstag außer Haus betreuen zu lassen.
Allerdings nicht immer ab sofort. Mehr als die Hälfte der Eltern, die noch einen Platz suchen, möchten ihr Kind erst in die Krippe schicken, wenn es ein Jahr alt ist. Im Schnitt sollen die Dreikäsehochs knapp zwei Jahre lang eine Einrichtung besuchen, bevor sie ihren dritten Geburtstag feiern. Und auch danach bleiben sie noch in der Krippe, bis das erste Kindergartenjahr für sie beginnt.
So sieht sie aus, die Wunschplanung ihrer Erzeuger. Das Institut, das die Befragung durchführte, bezog das alles in seine Rechnung ein und kam zu dem Ergebnis: Eine Versorgungsquote von 60 Prozent reicht, um den Bedarf zu decken. Davon ist die Stadt aber meilenweit entfernt. Aktuell sind bloß gut 36 Prozent der Zwergerl versorgt.
Wo und wie soll die Einrichtung sein? Die meisten hoffen auf einen Platz in der Nähe ihrer Wohnung. Immerhin 26 Prozent der Eltern bevorzugen es aber, ihre Kinder morgens in der Nähe ihrer Arbeit abzugeben. Woraus die Stadt ableitet: In den Randlagen braucht es etwas weniger Angebote.
Die allermeisten Familien – 90 Prozent – würden ihren Nachwuchs am liebsten in eine städtische Einrichtung bringen. Religiöse Träger zum Beispiel finden bei fast einem Drittel Anklang. Rund 25 Prozent sind an einer Betreuung in einer Eltern-Kind-Initiative oder durch eine Tagesmutter interessiert.
Der Rhythmus einer Arbeitswoche gilt auch schon für die Kleinsten: Fünf von sechs Eltern benötigen eine Betreuung von Montag bis Freitag. Zwei Drittel davon möchten ihre Kinder drei bis fünf Stunden am Tag versorgt wissen.
Wie viele der befragten Eltern lassen ihre Kinder schon betreuen? Nur fünf Prozent der sechs Monate alten Babys hatten bereits einen Platz. Bei den 15 Monate alten Kindern war es dann schon fast die Hälfte.
Wie ist die Ausgangslage? Es sind zwar stetig neue Plätze für Münchner Kindl im Krippenalter dazugekommen. Aber der Bedarf wuchs noch viel schneller als das Angebot. Bisher ging die Stadt davon aus, dass Plätze für 43 Prozent der Null- bis Dreijährigen reichen. Jetzt muss sie ihr Ziel für die Planung nach oben korrigieren.
Was ist mit dem Rechtsanspruch? Der kann Ärger geben. Denn Plätze für die nun ermittelten 60 Prozent der Kleinkinder wird es im nächsten Jahr nicht geben. Die Stadt rechnet damit, rund 47 Prozent zu schaffen. Was im Umkehrschluss heißt: Jede achte Familie schaut in die Röhre.
Was tut die Stadt? Bis 2015 will sie 400 Millionen Euro in den Ausbau stecken. Sie sieht sich aber „großen Hindernissen” ausgesetzt. Fehlende Flächen. Fehlendes Erziehungspersonal. Das torpediert die Bemühungen.
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