Was Kinder für München fordern

München – Klar, die putzigen Rechtschreibfehler sind alle da, bei denen man sich ein Schmunzeln nur schwer verkneifen kann. Es sollte „mer für Behinderte getahn werden“, fordert eine Schulklasse. Und eine andere Schülergruppe hat zur Sicherheit für die Politiker – man weiß ja, wie vergesslich ältere Menschen sind – zum Wunsch dazugeschrieben: „Bitte dänkt daran!“
Ernsthaft ist es an diesem Freitag im Rathaus trotzdem. Der Sitzungssaal ist beinahe voll besetzt, mit kleinen Menschen in bunten Shirts mit Comicfiguren darauf. Sie schauen konzentriert. Das Mikrofon vorn unter dem Piloty-Gemälde ist auf Kinderhöhe voreingestellt. Es geht um sie. Beim 61. Kinder- und Jugendforum sitzen Buben und Mädchen, um mit Vertretern aus Politik und Stadtverwaltung zu diskutieren, wie München kinderfreundlicher werden kann.
Alle Anträge, die bei der folgenden Abstimmung angenommen werden, bekommen einen Paten. Der Pate ist durch sein hochheiliges Ehrenwort an die Kinder und ihr Vorhaben gebunden – und ein Taschentuch, mit einem Knoten darin. Roland Heil behält es in der Hand, während seine Patenkinder von ihrem tristen Schulhof erzählen. Und Frank Eßmann (CSU) aus dem Bezirksausschuss Trudering-Riem sitzt nicht mit Tamina und Ronja aus seinem Stadtteil an einem Tisch. Sondern balanciert in der Hocke daneben, das kleine Bisschen extra unter ihrer Augenhöhe.
Hihi, er hat pieseln gesagt...Aber auch daraus wird ein ernsthafter Antrag
Die Jungs und Mädels haben viele alltägliche Wünsche mit dem Kinder- und Jugendforum erarbeitet: Es gilt, schnarchige Spielplätze und betongraue Schulhöfe mit Röhrenrutsche und Kunstrasenplatz zu verschönern, und ein Schüler erzählt: „Die Toiletten bei uns sind immer ganz vollgepieselt“. Kichern im Saal, nicht nur bei den Jüngeren. Hihi, er hat pieseln gesagt. Aber auch daraus wird ein ernsthafter Antrag: verschieden große Toiletten muss es geben, die öfter saubergemacht werden.
Doch bevor diese Anträge an der Reihe sind, spiegelt sich wie schon in den vergangenen Jahren wider, dass die Knirpse weit über den Schotterplatzrand hinaus sehen: Anna, Tara und Lucy von der Rotbuchenschule in Harlaching wünschen sich für die Kinder im Flüchtlingslager in Harlaching mehr Spielgeräte. „Sie sollen nicht immer an den Krieg denken müssen“, finden sie. Und Tamina und Ronja haben sich ein Patenmodell überlegt für Flüchtlingskinder: Andere Kinder sollen „immer mal nachfragen, wie es ihnen geht und sich mit ihnen treffen“.
Beide Projekte werden, wie viele andere, mit überwältigender Mehrheit zugelassen. Ganz unabhängig davon, welchen Superhelden die Kinder auf ihren T-Shirts haben.