Was darf ChatGPT? In München gewinnt die Gema vor Gericht gegen OpenAI

Das Landgericht München sieht bei der Verwendung der Texte neun bekannter Lieder durch ChatGPT eine Verletzung des Urheberrechts. Das könnte weitreichende Folgen haben.
von  AZ/dpa
Das Landgericht München bremst OpenAI bei der Nutzung von Liedtexten. (Archivbild)
Das Landgericht München bremst OpenAI bei der Nutzung von Liedtexten. (Archivbild) © Richard Drew/AP/dpa

Das Landgericht München bremst OpenAI und seine Künstliche Intelligenz ChatGPT. Die Nutzung von Liedtexten durch den US-Konzern verstößt in den Augen der Richter gegen das Urheberrecht.

Gema hatte geklagt: Richter geben Verwertungsgesellschaft recht

Sie gaben damit einer Klage der deutschen Verwertungsgesellschaft Gema recht, die konkret wegen neun Liedern geklagt hatte – darunter bekannte Titel wie "Atemlos", "Männer" von Herbert Grönemeyer, "Über den Wolken" von Reinhard Mey und "In der Weihnachtsbäckerei" von Rolf Zuckowski. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

Die Texte waren zum Training von ChatGPT verwendet und auf einfache Anfragen an das System exakt oder zumindest weitgehend identisch wieder ausgegeben worden. Das wertete das Gericht als Beleg dafür, dass die Texte in den Systemen von OpenAI gespeichert worden waren. 

Es verurteilte OpenAI unter anderem dazu, es zu unterlassen, die Texte zu speichern und in seinen Modellen auszugeben, zu Schadenersatz und dazu, Informationen über die Nutzung und damit erzielte Erträge herauszugeben. 

Auswirkungen bis weit über Liedtexte hinaus möglich

Es gilt als wahrscheinlich, dass das Urteil angefochten und noch weitere Instanzen beschäftigen wird. Die letztendliche Entscheidung könnte Auswirkungen weit über Liedtexte hinaus haben, wie die Expertin Silke von Lewinski vom Max-Planck-Institut für Innovation und Wettbewerb vor der Entscheidung erklärt hatte.

Herbert Grönemeyer ist in der Klage der Gema mit den Texten für seine Lieder "Bochum" und "Männer vertreten. (Archivbild)
Herbert Grönemeyer ist in der Klage der Gema mit den Texten für seine Lieder "Bochum" und "Männer vertreten. (Archivbild) © Annette Riedl/dpa

Sie sieht "grundlegende Bedeutung für alle Werke, sei es Literatur, journalistische Texte, Musik, bildende Kunst, Fotografie oder jegliche andere Werke, die für Generative KI benutzt werden. Hier geht es darum, wie die schon jetzt existierenden Gesetze auszulegen sind."

Memorisiert oder nicht?

Sollte die Gema auch in der letzten Instanz gewinnen, würde dies die Machtverhältnisse zwischen Kreativwirtschaft und den Technologieunternehmen ein Stück weit zugunsten der Urheber und anderer Rechteinhaber verschieben, zeigte sie sich überzeugt. "Bevor ein Text für Generative KI genutzt werden kann, müssten die Rechteinhaber dann ihre Zustimmung geben und hätten die Möglichkeit, dafür eine Vergütung zu erhalten." Genau dies dürfte auch Ziel der Gema mit ihrer Klage sein.

Der Text des vor allem in der Interpretation von Helene Fischer bekannten Liedes "Atemlos" ist einer von neun in der Klage der Gema. Urheberin des Textes ist allerdings Kristina Bach. (Archivbild)
Der Text des vor allem in der Interpretation von Helene Fischer bekannten Liedes "Atemlos" ist einer von neun in der Klage der Gema. Urheberin des Textes ist allerdings Kristina Bach. (Archivbild) © Rolf Vennenbernd/dpa

Dass die KI mit den neun Liedern trainiert wurde, war in dem Prozess (Aktenzeichen 42 O 14139/24) unstrittig. Was danach passierte, war allerdings eine zentrale Frage. Wurden die Daten der Lieder memorisiert – also abgespeichert und damit vervielfältigt oder führte das Training mit den Daten dazu, dass ChatGPT die Liedtexte neu erzeugte, ohne sie abgespeichert zu haben. 

Gebäude der Generaldirektion in München. (Archivbild)
Gebäude der Generaldirektion in München. (Archivbild) © Sven Hoppe/dpa

Das Gericht positionierte sich eindeutig und wertete die Tatsache, dass das System die Texte, mit denen es trainiert worden war, wieder ausgab, als Beleg dafür, dass es die Texte memorisiert haben muss. Eine zufällige Ausgabe sei ausgeschlossen.

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