Was Bayern beichten
München - „Osterpflicht” lautet die altertümlich klingende Bezeichnung für das, was früher von guten Katholiken erwartet wurde: Sie sollten sich vor oder zu den Feiertagen in den Beichtstuhl bequemen. Heute nehmen nur noch wenige diese Möglichkeit zur Absolution in Anspruch. Was dafür boomt, sind Online-Beichtstühle, in denen man seine Sünden per Computertastatur eingibt und sich auf diese Weise Erleichterung erhofft.
Einer der größten Anbieter ist das Beichthaus.com. Dessen Gründer Robert Neuendorf betont jedoch, dass das Internet keine Alternative zu einem professionellen seelsorgerischen Gespräch sein kann. Mit der AZ hat er einige der schrägsten Sünden der Münchner und Bayern zusammengestellt. Lesen Sie selbst – und urteilen Sie: Haben die anonymen Beichter Vergebung verdient?
KULANTE KONTROLLEURE
„Ein Kumpel und ich waren mal total betrunken unterwegs. In der Tram kam uns dann die Idee, einfach mal die Fahrausweise zu kontrollieren. Wir haben uns dann krass zusammengerissen und einfach so getan, als ob wir echte Kontrolleure wären. „Grüß Gott, die Fahrscheine bitte” hieß es von da an, und die Leute zeigten uns auch brav ihre Tickets. Wir hatten zwar keinen MVG-Ausweis oder so, aber die Fitnessstudiokarte hat es anscheinend auch getan. Als jemand keine dabei hatte, haben wir das einfach kulant toleriert und gesagt, dass er ein mutiges Kerlchen sei und wir ihn deshalb weiterfahren lassen. Irgendwann hat ein schlauer BWL-Student es gemerkt. Wir haben uns dann vor dem ,Publikum’ verbeugt und sind bei der nächsten Haltestelle ausgestiegen.”
AUS DIE MAUS
„Als ich (w) acht Jahre alt war sah ich fast täglich, wie meine Katze Mäuse fing und sie genüsslich quälte und fraß. Ich als großer Tierfreund wollte ihr zuvorkommen und kaufte eine Lebendigfalle. Ich dachte, ich könnte einfach alle Mäuse bei uns fangen und wegbringen. Ich stellte also über Nacht die Falle auf. Dummerweise schneite es und am Morgen musste ich die Falle ausgraben, da sie komplett im Schnee verschwunden war. Darin: eine kleine, gefrorene, fast schwarze Maus. Das verfolgt mich heute noch.”
FRISCHE NÜSSE
„Vor vielen Jahren hatte eine Schokoladenmarke damit geworben, dass in jeder Tafel Schokolade mindestens soundsoviele Nüsse enthalten sind. Um dies zu kontrollieren, habe ich eine Tafel während meiner Arbeit gegessen und immer um die Nüsse herumgelutscht, diese dann wieder ausgespuckt und in einem Schälchen gesammelt. Tatsächlich waren sogar ein klein wenig mehr Nüsse enthalten als versprochen. Anschließend ließ ich die Schale mit den angelutschten Nüssen auf meinem Schreibtisch stehen. Ein paar Stunden später kam ein Handelsvertreter und naschte von ihnen, während er mit mir verhandelte. Um das Geschäft nicht zu gefährden, ließ ich ihn weiter knabbern.”
HINTERLASSENSCHAFT
„Ich (w/24/Gelegenheitsmodel) muss dringend etwas beichten: Vor vier Jahren lernte ich jemanden kennen, er war mir sehr sympathisch. Nach ein paar Wochen kam es zu unserem ersten Mal. Am nächsten Morgen ging ich auf die Toilette und aus irgendeinem Grund habe ich vergessen zu spülen. Ich lag wieder im Bett als es mir einfiel. Leider zu spät, da er schon im Bad war. Ich lief ganz rot an und verkroch mich unter der Decke. Als er wieder ins Bett kam, legte er liebevoll seinen Arm um mich und sagte keinen Kommentar. Dafür war ich ihm sehr dankbar.
Wir sind jetzt vier Jahre zusammen und ich bin sehr glücklich mit ihm. Schön, dass es noch Männer mit soviel Feingefühl gibt.”
FALSCHGELD UND FALSCHER STOFF
„Ich habe gerade beim Bäcker mit einer thailändischen Münze bezahlt, sie sah aus wie eine Zwei-Euro-Münze. Es tut mir leid.”
GUTER STOFF
„Ich sollte meinem Freund Marihuana besorgen, dann habe ich ihm vier Gramm Petersilie für 35 Euro verkauft und ihm gesagt, es sei sehr guter Stoff.”
ZURÜCKBLEIBEN BITTE
„Ich bin S-Bahn-Fahrer und bei den Haltestellen warte ich immer ab und schaue zu, wie sich die Leute einen abhetzen, um noch die S-Bahn zu erwischen. Kurz bevor sie einsteigen können, mache ich die Türen zu und düse ab! Köstlich!”
BEIM IQ GESCHUMMELT
„Vor sieben Jahren habe ich den Mensatest für Hochbegabte gemacht. Vom falschen Ehrgeiz getrieben, habe ich bei zwei von den vielen Aufgaben betrogen und habe tatsächlich die Bescheinigung bekommen hochbegabt zu sein, mit einem IQ von 134. Nun bin ich mir seit sieben Jahren unsicher, ob diese zwei Aufgaben mich über die 130er Marke katapultierten oder ob ich sowieso über 130 gewesen wäre. Ich werde nächstes Jahr den Test nochmal machen, um mein Gewissen zu beruhigen, aber diesmal, ohne dass meine Leute davon erfahren, immerhin denken die ja, dass ich absolut hochbegabt bin.”
NATURDÜNGER
„Ich habe über mehrere Monate in meine Lieblingszimmerpflanze, eine Bananenpalme, uriniert, weil ich zu faul war, aufs Klo zu gehen. Erst wuchs die Palme wie verrückt dann ist sie jedoch eingegangen. Außerdem herrschte zu dieser Zeit ein beißender Gestank in unmittelbarer Umgebung der Pflanze.”
WIKIPEDIA–SÜNDE
„Ich habe gerade einen Wikipediaartikel geändert – nur damit ich mit einer (falschen) Behauptung vor meinen Freunden Recht habe. Es tut mir leid. Dumme Eitelkeit.”
KATZEKLO
„Als Kind habe ich mal ins Katzenklo gemacht – und meine Mutter wunderte sich über den ungewöhnlich großen Haufen unserer Mietzekatze. Das arme Tier musste daraufhin einen Tag fasten, aber ich habe sie heimlich gefüttert, sie war ja unschuldig.”
FRÜHJAHRSPUTZ?
„Auf meinem Schreibtisch liegen immer noch die Glückwunschkarten zum 18. Geburtstag. Ich bin jetzt 27. Vielleicht sollte ich hier doch mal wieder aufräumen.”
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